Dienstag, 30. Juni 2015

~ Eine Wellengeschichte: Begegnung am Fluss ~

Hier nun die versprochene Fortsetzung von  http://wellentanz.blogspot.de/2015/06/wellenreiche-freunde.html :

Olli erhob sich von seinem Stuhl und kam mir strahlend entgegen
und streckte mir seinen Arm entgegen: "Signora," er deutete mit seiner
Hand auf den Stuhl, den er zuvor ein wenig vom Tisch abgerückt hatte.
"Mille grazie." Mehr fiel mir im Augenblick nicht ein, diese Augen,
immer noch sah ich in strahlendes blau.
Nachdem wir uns gegenseitig bekundet hatten, wie sehr wir uns freuten,
dass wir uns nach so vielen Jahren wiedertrafen, ich mich bedankt hatte
für seine Hartnäckigkeit und Toni zum gefühlt zwanzigsten Mal an unseren
Tisch kam, um die Getränke aufzunehmen (zuvor hatte er es in den sonnigsten
Nachmittagsstunden für nötig befunden, eine Kerze anzuzünden, mir augenzwinkernd
eine Tagesempfehlung angeboten und mir noch schnell erzählt, dass seine Frau, Rosa
gerade in Sizilien sei, weil ihr Bruder heirate).
Ich konnte mir ein Schmunzeln  nicht verkneifen und auch Olli schien zu bemerken,
dass irgendwas ziemlich komisch war an Tonis Verhalten.
"Du scheinst hier ja beinah zur Familie zu gehören!?"
"Das wäre mir neu, allerdings kennen wir uns schon viele Jahre und
ich habe bereits einige wirklich schöne Stunden hier verbracht,
so etwas wie mein Open - Air Wohn & Arbeitszimmer vielleicht."
Olli lachte.
"Erzähl mir von Dir, Daniela. Ich glaube einiges was Dich bewegt
in Deinem Leben zwischen den Zeilen Deiner Blogs gelesen zu haben,
aber ganz sicher bin ich mir nicht."
Ich schluckte kurz. Er hatte also meinen Blog gelesen,
damit musste ich wohl rechnen, wenn ich ihn öffentlich ins
Netz stellte, allerdings konnte ich mir nicht verkneifen,
zu antworten, dass es dann vielleicht Sinn mache, dass er mir erst einmal
verriet, was er zwischen den Zeilen zu lesen glaubte und ich würde dann
gegebenenfalls eingreifen, wenn es mir zu bunt oder zu abwegig
erscheinen würde.
Olli lachte wieder und irgendwie steckte er mich damit an.
"Manche Dinge ändern sich nie", ob er es wirklich sagen wollte,
oder ihm der Gedanke einfach so entschlüpfte, weiss ich nicht so genau,
aber mich erinnerten meine Worte auch gleich an eine ähnliche Situation
vor vielen Jahren, am Strand von Formentera.
Ab hier war dann auch tatsächlich das letzte Eis gebrochen.
Wir redeten und lachten, erinnerten uns und fragten,
bis sich Toni irgendwann mit einem Glas Wein zu uns gesellte
und nun seiner Neugier freien Lauf liess.
Alles wollte er wissen, wo & wann Olli und ich uns kennengelernt hatten,
wie es dazu kam, dass wir uns aus den Augen verloren und
wer von uns nun nach so vielen Jahren den Kontakt aufgenommen hatte
und er wollte wissen warum. Ich liess Olli unsere Geschichte erzählen,
an manchen Stellen war ich erstaunt, wie detailiert er sich erinnerte,
an anderen stellte ich fest, wie sehr sich unsere Wahrnehmungen unterschieden.
Er beschrieb den Teenager, der ich damals war in den schillerndsten Farben,
so hatte ich mich nie wahrgenommen.
Ich beobachtete ih, während er erzählte, er war älter geworden,
so wie ich auch. Seine tiefblauen Augen umramten zarte Falten,
immer wieder fiel ihm beim erzählen eine dunkle Haarsträhne, die von
einigen Silberfäden durchzogen war ins Gesicht, die er mit einer Hand zur Seite
strich. Seine Hände, nun erinnerte ich mich wieder, wie ich damals
zu meiner Freundin gesagt hatte, dass mich seine Hände an die von Bob Marley
erinnerten. An seiner linken Hand trug er einen silbernen Ring mit einer
schwarzen Verzierung und eine silberne Uhr mit schwarzem Zifferblatt,
welches immer wiede das Licht der Kerze reflektierte.
Er lachte immer wieder, während er mit Toni sprach,
und erschien mir von Stunde zu Stunde vertrauter.
Für einen Augenblick schien es, als sei die Zeit stehen geblieben,
bis mir in den Sinn kam, dass ich an diesem Ort bereits schon einmal
mit einem Menschen, einem mir so wichtigen Menschen die Zeit vergessen
hatte und später im Mondschein am Fluss  spazieren gegangen war.
Hätte ich dieses Treffen doch an einen anderen Ort verlegen sollen?
Oder hatte ich es absichtlich genau hierher gelegt.
"Alles okay, Daniela?" fragte Olli während er leicht meinen Arm berührte.
Reflexartig zog ich diesen abrupt weg.
"Ja, danke alles gut." ich lächelte und widmete mich wieder
dem Augenblick und dem Gespräch zwischen Toni und Olli,
der gerade dabei war zu erzählen, was ihn dazu veranlasst hatte
den Kontakt zu mir zu suchen:
"In all den Jahren habe ich mich immer wieder bei dem Gedanken
erwischt, mich zu fragen, was wohl aus ihr, verzeih, aus Dir, Daniela
geworden ist und als ich vor cirka zwei Jahren einen heftigen Autounfall
hatte und danach mein Leben komplett verändert hatte, wurde der Wunsch
Dich einfach nochmal zu treffen immer größer, ich fand Dich ja auch schliesslich
bei Facebook, las eine Weile Deine Postings und schickte Dir Kontaktanfragen,
die Du  wie es schien mit dem größten Vergnügen ablehntest." Er zwinkerte.
"Ich liess es auf sich beruhen, zumindest dachte ich das, bis ich eines Tages dachte,
ich rufe sie jetzt an. Wenn sie nicht mit mir reden will, ist es auch gut, aber ich muss
es jetzt tun."
Einerseits tat es mir gut das zu hören, andererseits fragte ich mich,
ob ich so etwas wie Erwartungen aus Ollis Worten heraushörte.
' Daniela, keine Analysen', schalt ich mich selbst  und schenkte dem
Gedanken, oder war es ein Gefühl, keine weitere Beachtung.
Zu schön war es an diesem Ort, nach Einbruch der Dunkelheit mit
ihm hier zu sein.
Nachdem Toni aufstand, um einige weitere Gäste zu verabschieden,
berührte Olli wie beiläufig meine Hand, er schaute mich an, so als wollte
er sich vergewissern, ob das für mich in Ordnung sei. In diesem Augenblick
war es das, so dass ich seine Hand hielt und ihm sagte, wie sehr ich mich
freue, dass es ein so schöner und entspannter Abend geworden sei.
Als Toni zurück kam baten wir ihn um die Rechnung und bezahlten auch
gleich, nachdem er uns eine Ramazotti als "Absacker" brachte, den ich
wie immer vehement zu verweigern versuchte, bis ich irgendwann dachte,
dass es vielleicht gar nicht so schlecht sei, mir einen Hauch Schwebewasser,
wie Toni es immer nannte zuzuführen.
Wir verabschiedeten uns und Olli fragte mich, ob ich Lust hätte noch
ein paar Meter am Fluss entlang zu spazieren. Ich hatte Lust,
gab jedoch ziemlich verkrampft die Richtung an, keinesfalls,
wollte ich den gleichen Weg nehmen, wie einige Jahre zuvor
mit meinem Lieblingsmenschen. Das könnte so etwas wie ein
Omen sein, dachte ich und musste über mich selbst lachen.
"Hast Du Dir einen Witz erzählt und wenn ja, darf ich den auch wissen?"
"Ja, also kommt eine Frau zum ... ach nee, war doch nicht so witzig!"
"Wohin kommt sie?"
"Gerade geht sie. Am Fluss entlang. Mit einem fremden Bekannten."
"Wie wird der Witz enden? Für mich klingt er eher nach einer interessanten
Geschichte."
Ups, ich spürte, dass dieser winzige Schluck "Schwebewasser" mir einen kleinen
Schwipps geschenkt hatte.
"Ehrlich gesagt habe ich gerade gar keine Lust über ein Ende nachzudenken."
Olli nahm wieder meine Hand und während es mir leicht kribbelig zu Mute wurde,
sah ich ihn an und verlor mich für Augenblicke in seinem Blick, bevor ich
diesmal diejenige war, die ihre Arme um seinen Hals legte und ihn leidenschaftlich küsste.

"Hui" ... entfuhr es uns fast zeitgleich, als wir unsere Lippen Minuten später
voneinander lösten.
"Ich hätte es nicht zu träumen gewagt ... ", bevor Olli  weitersprchen konnte
küsste ich ihn erneut, ohne so genau deuten zu können,
was da gerade in mir vor sich ging, ich wollte dieses Gefühl genießen,
den Augenblick erleben, ohne ihn zu zerreden ..


... Fortsetzung folgt ...

HERZlich ~ Daniela





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