Sonntag, 29. September 2013

~ friedvolle Mitte ~

Ich stolperte über ein Wort, ein Gefühlswort, einen Geisteszustand,
der mir einen Augenblick des Friedens schenkte.
Das Wort heisst Mitte und bezog sich in diesem Fall auf die sogenannte „Innere Mitte“.
Ich kenne diesen Ort, ein Gefühl des Friedens, der Ruhe und des LEICHT Seins im Augenblick.
In diesem Zustand kann ich bei mir und gleichzeitig mit anderen Menschen sein,
ohne, mich zu sehr in den Gefühlswelten meiner Mitmenschen zu verlieren.


Es muss also an dem Wort Mitte liegen, welches meine Dämonen zum Tanz auffordert.
Was ist das also mit der Mitte, die mich taumeln lässt?
Meine ersten Assoziationen zu Mitte sind Taubheit, Anpassung und die Bilder zu einer Zeit,
in der ich mich in dieser Mitte befand.


Herzlich Willkommen Mitte!


Sofort schleicht sich der Gedanke ein, dass ich es mir nicht erlaube,
meine Mitte zu finden, aus Angst, dort zu landen, wo ich schon einmal war, in der Gefühlstaubheit.
Das gefällt mir ganz und gar nicht, denn ich mag diesen Zustand des bei mir Seins sehr gern.


Angst & Begrenzung hingegen machen mich erst mal wütend und wenn ich diese Wut nicht gleich als schöpferische Kraftquelle nutze, werde ich traurig.


Selbstverständlich begegnet mir dieses Wort „MITTE“ nun beinah täglich.
Die damit verbundenen Gefühle kämpfen gegen meine entspannte Vorfreude
und liebende Grundhaltung an.
Sowas nenne ich dann innere Sturmflut und die hat nichts gemeinsam mit der friedvollen Mitte.
Es geht rauf und runter, Welle für Welle und jede sich bietende Welle wird von mir gesurft,
ob es nun meine eigene ist, oder die von anderen Menschen,
das strengt an und ist dem friedvollen Zustand in mir nicht gerade zuträglich.


Nun sagen mir immer wieder Menschen, Du musst Dich abgrenzen, von den Menschen, deren Wellen Du surfst, damit sich Dein Eigenes nicht mit Ihrem Eigenen vermischt. Fühlt sich für mich nicht stimmig an, denn Abgrenzung bedeutet Trennung und damit begrenze ich mich schon wieder Selbst, indem ich mich von anderen Erlebniswelten abschneide und meine eigene Suppe separiere, ich glaube das endet auf Dauer in der Isolation und trennt das Gefühl ab von der Verbundenheit des Ganzen.


Wo befindet sich diese innere Mitte, frage ich mich und wie gelingt es mir, dort zu bleiben,
wenn ich mir erlaube, sie als das zu fühlen, was sie wirklich ist?


Meine Mitte befindet sich dort,
wo ich mir im Augenblick nah bin.

Wenn ich genau fühle, wie ich bei mir sein kann,
wozu entferne ich mich dann von mir?


Weil es unbewusste Programme gibt, die sich gern mal abspielen, wenn es mir auf Dauer „zu gut“ geht.


Etwas in mir schreit z.B. Flugverbot, wenn der Flug gerade am schönsten ist, und warum?


… weil man immer gehen soll, wenn´s am schönsten ist … schallt es aus der Tiefe,
… oder wer hoch fliegt, fällt auch tief.


Etwas in mir schreit: VORSICHT, wenn mir ein Mensch sehr nah kommt, wozu?


… Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser ... höre ich es rufen.

In mir brodelt es.
Wenn´s also nicht schön ist, kann´s auch nicht unschön werden? 
So ein Quatsch, wenn´s nicht schön ist, ist es entweder langweilig,
oder von Beginn an Unschön, und das sollte mich nun davon abhalten zu fliegen?
Oder dass ich abstürzen könnte?
… wenn ich nicht fliege, kann ich nicht abstürzen und lernen kann ich dann auch nicht,
demnach bleibe ich mein Leben lang an der selben Stelle stehen und hoffe,
dass das Leben, welches an mir vorbeizieht mich verschont?

Beklemmungen bekomme ich bei dem Gedanken.


Welche Kontrolle?
Ich glaube nicht im geringsten daran, dass es ausserhalb des eigenen Handelns eine Möglichkeit der Kontrolle gibt, auf diesem Planeten.
Mein Handeln richtet sich am liebsten danach, ob sich etwas stimmig anfühlt für mich.


Könnte es also sein, dass ich in meiner friedvollen, inneren Mitte bin,
wenn ich all das in mir anerkenne. mich einfach nicht mehr auf diese programmierten Abläufe in mir,
oder die freundlichen Hinweise von Aussen einlasse?


Hier fühlt es sich für mich gerade liebevoll mittig und nach innerem Frieden an,
freuderfüllt - alles andere als taub.

Freitag, 27. September 2013

~ hineingespürt ~

Heute fragte mich jemand wie ich mich fühle.


Eine gute Frage, finde ich.
Ich musste mich erst einmal orientieren.
Manchmal ist das so, wenn mir solche Fragen gestellt werden,
weil ich mir einfach nicht ganz sicher bin und es wichtig ist, für mich,
genau in mich hineinzuhören.


Also, wie fühle ich mich – heute?


Ich fühle mich bewegt, ich schwimme ein wenig in tiefen Gewässern,
weil es da etwas gibt, das mich immer mal wieder aus dem Konzept bringen will.


RatSCHLÄGE, getarnt als gut gemeinte Empfehlungen,
wie man sein Leben zu leben hätte,
worauf man zu achten hätte,
die Betriebsanleitung wird dann meist gleich mitgeliefert,
weil´s für einen Selbst so wunderbar funktioniert.
Ich weiss, Menschen meinen es gut und einige sogar ehrlich.
Die meisten so scheint mir, versuchen ihr eigenes Lebenskonzept zu
 – ja, was eigentlich -
beinah bin ich geneigt, "verkaufen" zu schreiben,
dabei verlangen sie – augenscheinlich – keine Gegenleistungen,
auf den ersten Blick.
Schaue ich allerdings genauer hin, ist die Erwartung,
diese Ratschläge dann auch umgesetzt zu wissen,
vielleicht schon der Preis.
Die Frage die sich mir damit stellt ist, wem eigentlich wollen sie es verkaufen?
Mir oder in Wahrheit sich Selbst?
Schaue ich mir nämlich einige dieser Menschen genauer an,
wirken sie auf mich nicht unbedingt zufrieden mit ihrem Leben,
eher erscheint es mir oft so, als sei dieses Leben eben auf´s funktionieren
dieser Betriebsanleitung ausgerichtet.


Ich hab´s nicht so mit Anleitungen, wenn es um Menschen geht
und mit Ratschlägen habe ich´s ganz und gar nicht.
Ich freue mich über jeden Austausch mit Menschen,
denn nach meiner Auffassung gibt es in jeder Begegnung etwas zu lernen,
auch von Menschen mit Ratschlägen.
Ich wähle jedoch gern Selbst aus, was ich lernen mag.
Manchmal ist es sogar ein Ratschlag, wenn er sich gut anfühlt für mich.
Am liebsten lerne ich von Menschen, die mir Fragen stellen,
einige tun das ganz unbewusst,
einfach in dem sie mit mir kommunizieren,
oder ihre Sichtweisen anbieten, z.B. in Form von Texten, Verhalten, Bildern oder Musik.
Hier spüre ich tiefen Dank, denn viele Fragen würden sich mir ohne
diese Menschen und ihre Beiträge möglicherweise nicht stellen.
Ich freue mich über jeden einzelnen.



Darüber hinaus glaube ich an den Menschen und seine Fähigkeit über sich hinaus zu wachsen.
Ich glaube daran, dass Menschen nicht geboren wurden um zu leiden.
Es scheint mir, dass manche Menschen unglaublich viel Leid erfahren müssen,
um dieses Potenzial in sich zu entdecken, einige finden es vielleicht nie.
Ich glaube, dass es ihnen nicht im geringsten hilft,
sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit einem Rat zu (er)SCHLAGEN.
Ich glaube daran, dass Menschen sich bewegen,
wenn es ihnen gelingt den Blickwinkel zu verändern
Es bereitet mir Freude zu sehen, wie und wohin sie sich bewegen,
welche Lösungen sie für sich finden,
um letztlich sich Selbst und ihre eigene Wahrheit zu leben.


Menschen zu begleiten bedeutet in meinem Verständnis NICHT ihnen (m)eine Lösung zu präsentieren, sondern sie dabei zu unterstützen Lösungen in sich Selbst zu finden!


Vorausgesetzt ein Mensch sucht wirklich nach Lösungen!






Mittwoch, 25. September 2013

~ LIEBE IST REIN! ~


Diesen Satz schrieb ich als 14 jähriges Mädchen in mein Tagebuch
und die Frage warum Menschen sich ständig sagen müssen, dass sie sich lieben.


Als ich heute während des Umräumens auf meine alten Tagebücher stieß, war es zu verlockend einen Blick hinein zu werfen.
Ich las die Gedanken einer heranwachsenden, die in meinem empfinden kluge Fragen stellte, an das Leben und die Liebe.


Umso trauriger wurde ich bei dem Gedanken daran,
dass es eine Zeit gab, in der ich dieses Mädchen vergessen hatte.
Ein Mädchen mit Träumen, mit Idealen und mit den besten Voraussetzungen ihren Weg zu gehen.
Ein trauriges Mädchen & ein glückliches Mädchen.
Traurig, weil sie sich immer irgendwie anders fühlte und glücklich, weil es eine so unfassbar intensive Zeit des Erlebens war.
Des sich selbst Spürens und der Entwicklung.


Ich fühlte mich immer wohl mit Menschen, die anders waren,
Menschen, die Fragen stellten, Menschen, die tief fühlen und denken konnten.
Ich fühlte mich wohl in der Nähe von Menschen, die authentisch und ehrlich waren,
egal auf welche Art.
Zu oft verlief ich mich in Kreise, die eben dies nicht konnten.
Dort war ich anders.
Die Unnahbare.
Die Sensible.
Die, die irgendwie nicht ganz von dieser Welt ist.
Mit einem unerschütterlichen Glauben an eine Liebe,
die ich fühlen konnte und leben wollte.
Mit dem immer existenten Wunsch diesen Menschen einen Zugang zu verschaffen,
zu der Welt, in der ich lebte.


Mein Berufswunsch war damals Sozialarbeiterin.
Der Wunsch meiner Mutter war es, dass ich etwas anständiges studiere,
Juristin fand sie gut für mich.
Schon bei dem Gedanken an ein Jura Studium musste ich damals gähnen.


Ich wollte für Menschen da sein und ich wollte darüber schreiben,
ich wollte malen, ich wollte in Kontakt sein,
mit mir und der Welt, in der ich lebe.


Ich weiss nicht genau, wann genau es passierte, aber irgendwann glaubte ich,
alle Menschen um mich herum wissen sicher besser was gut für mich ist und ich hörte mehr und mehr damit auf, mir selbst zu glauben. Bis ich mich Jahre später, gut angepasst und uniformiert im Vertrieb einer Versicherung wiederfand und mit dem Song „Eye of the Tiger“ auf eine Bühne begleitet wurde, um für überragende Verkaufszahlen ausgezeichnet zu werden.


Ich weiss noch, dass ich dort oben stand, mich in Grund und Boden schämte und mich fragte, wie ich dort hin kam und was ich dort tat.


Ich glaube, damals war mir zum ersten Mal für einen kurzen Augenblick bewusst, dass ich mich verloren hatte.


Ich entschied einige Tage später zu kündigen, meinen Freund zu heiraten und Kinder zu bekommen.
Das erschien mir die Erfüllung eines weiteren Traums.
Wir heirateten einige Monate später und ich wurde Mutter von zwei zauberhaften Elfen, ich war glücklich.


Bis ich eines Tages bemerkte, dass ich mir selbst beim leben zusehe.
Ich kannte die Frau nicht, die dort leben spielte und das einzige Gefühl,
das mir zugänglich war,
war die Liebe zu meinen Kindern
und der Wunsch ihnen eine gute Mutter zu sein.


Mir wurde schmerzlich und schlagartig bewusst,
dass ich diesen Wunsch nur dann erfüllen kann,
wenn ich mich wieder finde, mich selbst lebe.
Also nahm ich meine Kinder und verließ sonst alles,
was bis dahin mein Leben ausmachte.


Das ist jetzt 4 Jahre her.
Alles was seitdem passierte, gleicht einer Reise,
die nur darauf wartete endlich angetreten zu werden.




Jeder Tag ist ein Geschenk,
Jeder Augenblick Magie.
Jede Begegnung eine Bereicherung.
Jede Berührung ein Segen.
Jede Reflexion ein lange verlorenes Teil in meinem Lebenspuzzle.
Jede Projektion eine lehrreiche Erfahrung.
Jede Lüge ein weiterer Schritt zur Wahrheit.
Jede Begrenzung ein weiterer Antrieb in Richtung Freiheit.
Jede Sehnsucht eine Vorfreude auf das was kommen wird.
Jeder Kampf ein weiterer Hinweis auf meinen Frieden.
Jede Verletzung eine Berührung.
Jedes Ende ein neuer Beginn.


Behutsam meldet sich das 14 jährige Mädchen in mir,
ich kann sie wieder fühlen und ich höre ihr zu.


Ein roter Faden zieht sich durch mein Leben, das weiss ich jetzt.


Es ist die unbändige LIEBE zum LEBEN,
der niemals erlöschende WUNSCH mich zu entfalten
die FREUDE an der Begegnung mit MENSCHEN
und das LICHT, das mich immer aus der TIEFE der Dunkelheit leitete,
bevor ich darin ertrank.


Ich fühle mich gesegnet und beschenkt mit all den wundervollen Menschen,
Begegnungen & Ereignissen meines Lebens und ich freue mich auf & über all das L E B E N , das da noch kommt.


Übrigens:


LIEBE IST REIN ,


weiss ich nun auch 21 Jahre später
und danke dem zauberhaften Mädchen,
das ich damals war, für die liebevolle Erinnerung daran.






Montag, 23. September 2013

~ Menschen & Begegnung ~

Ein gewöhnlicher Montag morgen,
ich stehe auf,
ich gehe ins Bad,
ich trinke Kaffee & rauche eine Zigarette,
während ich die neuesten Meldungen bei Facebook lese,
mich inspirieren lasse.


Ich tausche mich aus, mit mir lieben Menschen, teile mit
was mich berührt in diesem Moment und mich inspiriert für den Tag,
vielleicht schenkt es einem Menschen ein Lächeln, denke ich,
und dass das schön wäre.
Etwas ist anders an diesem Montag morgen.
Ich bin aufgeregt.
Meine Freundin fragte mich vor einigen Tagen,
ob ich eine Idee habe, zu einer Geschichte über unsere Stadt,
die sie gerne filmen würde, um damit an einem Wettbewerb teilzunehmen.
Mich persönlich interessieren Menschen, demnach schlug ich vor,
Menschen zu fragen, wie sie hier in dieser Stadt leben.
Menschen, die vielleicht nicht so häufig gefragt werden.
Solche, die entweder übersehen, oder im vorbeigehen gemustert,
mit Pauschalurteilen belegt und gleich aus dem Gedächtnis verbannt werden.
Diese Menschen interessieren mich.
Nachdem wir gestern kurz durchsprachen,
wie wir die Menschen finden könnten und was wir sie fragen würden,
war uns ziemlich schnell bewusst, dass auch wir Berührungsängste haben.
Wir fragten uns, ob sie uns ihre Geschichte wohl erzählen würden,
wir hatten bedenken und dennoch wusste ich,
wir würden diese besonderen Mensche treffen,
die, die etwas zu sagen haben,
jene,die sich sonst nicht gehört fühlen,
die unser Herz berühren würden.
Wir machten uns also auf den Weg in die Innenstadt und liessen uns erst einmal
von Ort zu Ort treiben.
Mit geöffneten Kanälen nimmt man Menschen anders wahr.
So hatte plötzlich jedes vorüberziehende Gesicht seine Geschichte zu erzählen, dachte ich bei mir.
Unser Gefühl war, wir hatten "unsere" Menschen noch nicht gefunden.
Im vorbeischlendern sah ich aus dem Augenwinkel eine junge Frau
(ich nahm sie als Mädchen wahr) lesend auf einer Bank in der Innenstadt sitzen,
aus dem Rucksack, der vor ihr lag,
lugten 2 Tüten Kekse und eine Flasche Apfelschorle hervor.
Sie hob für einen Moment ihren Blick und ich fragte meine Freundin,
ob sie auch das Gefühl habe, dass wir sie einmal fragen könnten,
ob sie uns ihre Geschichte erzählen mag.
Ihr Name sei Celine, sagte die junge Frau und dass sie uns gerne ihre Geschichte erzählen würde,
auch vor der Kamera, dass sie uns aber sagen möchte, dass sie Junkie sei.
Ich sah meine Freundin an, die ebenso fasziniert und zugleich erschrocken aussah, wie ich:
Celine erzählte uns sie sei 20 Jahre alt und habe einen Freund,
der gerade etwas zu essen besorgen würde.
Sie schlafe mal hier und mal da, bei Freunden oder draußen
und wenn das Geld genügt,
auch mal für eine Nacht im Hotel, da sei es immer so gemütlich.
Celine erzählte uns davon, wie sie als Kind ihrer Mutter dabei zu sah,
als diese Heroin spritzte und wie ruhig und glücklich ihre Mutter ihr damals erschien.
Sie erzählte uns von sexuellen Missbräuchen durch einen Onkel,
als sie 4 Jahre alt war.
Sie erzählte uns, dass sie 9 Jahre alt war, als sie zum ersten mal kiffte.
Meine Freundin und ich sahen uns hin und wieder mal an,
mir bleib die Luft weg und ich spürte wie eine unfassbare Wut in mir aufstieg.
Celine erzählte uns gerade davon, dass sie selbst eine Tochter habe,
die sie in eine Pflegefamilie gab, weil sie bisher keinen Entzug geschafft habe,
als ihr Freund an uns vorüber lief und erklärte, er wolle nicht gefilmt werden.
Etwas später, setzte er sich zu uns und während meine Freundin weiter mit Celine sprach,
fragte ich ihren Freund nach seinem Namen,
er sei der Bastian, sagte er und dass er 32 Jahre alt wäre,
aber die letzten 12 Jahre gesessen habe, er habe versucht sich das Leben zu nehmen in Haft,
und dass er das schon öfter versucht habe,
aber jetzt habe er Celine und sie sei der einzige Mensch,
der ihn jemals wirklich geliebt habe.
Wo wir jetzt doch einen Film machen würden,
warum wir nicht darauf hinweisen würden,
dass es in unserer Stadt grausam wäre für Kinder.
Ob wir die alte Dame kennen würden, die immer Pfandflaschen sammelt,
weil sie nicht genug Rente habe, die Dame hätte vier Kinder erzogen und ihren Mann gepflegt,
wo da die Gerechtigkeit wäre?
Alte Menschen brauchen schließlich auch mehr, wirft Celine ein.
Eine Wohnung, Kaffee,genug zu Essen und Anti Falten Creme.
Wie er Drogenabhängig wurde, fragte ich Bastian.
Er antwortete, dass sein Bruder ihm das erste mal Heroin gegeben habe,
damit er die Schmerzen vergesse.
Er sei schon immer psychisch labil gewesen.
Er konnte die Ablehnung seines Vaters nicht ertragen,
dieser hätte zwei mal versucht ihn umzubringen
und hätte immer wieder gesagt er sei ein Unfall.
Ich höre ihm gebannt zu und werde traurig.
Er habe ein paar Monate immer mal wieder etwas genommen
und sein Bruder hatte ihn gewarnt, dass er genau so abhängig würde, wie er selbst,
aber das hatte er nicht geglaubt.
Er sei eines Morgens aufgewacht und habe gedacht er habe eine Magen – Darm Grippe,
diese mutierte Grippe, denn eine solche Grippe hätte er noch nie erlebt.
Er schildert mir genau, was mit seinem Körper passierte.
Mir wird übel.
Er wollte dann zur Apotheke um sich Medikamente zu holen, als sein Bruder ihm sagte,
dass das nicht helfen würde.
Da habe er „ES“ zum ersten Mal geraucht.
Es war wie ein Traum, sein Körper hörte auf zu schmerzen und die „Grippe – Symptome“ waren weg.
Ob ihm in dem Moment klar wurde, dass er abhängig sei, fragte ich ihn.
Er antwortete:
„JA und es war mir egal. Weisst Du, am Anfang ist das so, dass Du nichts mehr fühlst und ich wollte nicht fühlen.“
Jetzt sei es so, dass er es einfach brauche, um keinen „Affen“ zu bekommen,
er bekomme Methadon, seit seiner Haft.
Zum Schluss erzählen beide gemeinsam.
Ich frage sie, woher sie das Geld für die Drogen nehmen,
denn inzwischen ist klar, dass sie neben Methadon, weiter Drogen konsumieren.
Sie gehe anschaffen, sagt Celine, wenn nötig.
Bastian schaut weg.
Was Glück für sie bedeutet fragt meine Freundin.
Celine antwortet:
„Glück bedeutet für mich eines Tages den Entzug zu schaffen,
eine Wohnung zu finden um meine Tochter zu mir holen zu können.
Ein normales Leben zu führen.“
Bastian sagt:
“Ich weiss nicht was Glück ist, vielleicht für immer mit Celine zusammen sein.“
Wenn sie sich etwas wünschen dürften, was sie sich wünschen würden, fragen wir.
„Einen Menschen auf den ich mich verlassen kann,“ antwortet Bastian.
„Ja,“ sagt Celine, „Freunde, die etwas mit uns unternehmen.
Ich würde so gern in den Zirkus und ich interessiere mich für Meeresbiologie.“
Was sie besonders gerne tun, fragen wir.
Celine erzählt uns, dass sie gerne malt, manchmal stundenlang vor den Leinwänden und den Ölfarben im Bastelladen steht.
Bastian fügt hinzu, dass sie von Zeit zu Zeit einfach fremde Leute portraitiere.
Er selbst habe durch Celine begonnen sich für Bücher zu interessieren.
Am liebsten lese er dunkle Gruselgeschichten mit Action.
Das ist nur ein kleiner Auszug dessen,
was diese beiden besonderen Menschen uns innerhalb zwei Stunden erzählten.
Immer wieder betonten sie, wie sehr sie sich wünschen würden,
sich öfter einmal mit anderen Menschen zu unterhalten.
Aber sie werden meistens behandelt wie Dreck.
Ob sie sich selbst als wertvoll empfinden, fragten wir sie.
Hin und wieder, antworten beide, aber erst seit sie sich gegenseitig gefunden haben
und dass sie jetzt wissen, was Liebe sei.
Wir bedanken uns und umarmen die beiden.
Wir fragen nach, ob sie etwas brauchen.
Beide verneinen vehement.
Ich sage ihnen, dass sie wunderbare Menschen sind und ich unglaublich viel lernen durfte,
in dem Gespräch mit ihnen.
Celine wirkt gerührt, sie sagt, dass sie sowas seit mindestens 5 Jahren nicht mehr gehört hat.
Bastian bedankt sich bei uns, weil wir ihnen zugehört haben und uns nicht vor ihnen ekelten.
Sie wünschen uns viel Erfolg für den Wettbewerb und fragen,
ob wir ihnen den Film zeigen würden, wenn er fertig wäre.
Wir versprechen, dass wir wiederkommen,
mit dem Film, Leinwänden und Farbe für Celine.
Auf dem Weg zurück zum Auto haben wir keine Worte, meine Freundin & ich,
und auch während der Fahrt, sind wir weiter berührt, erschrocken, bestürzt
und auch unglaublich d a n k b a r - für unser Leben,
für diese lehrreiche Begegnung
und für das Vertrauen dieser beiden Menschenseelen.

https://www.youtube.com/watch?v=EyJtiLZRxqw



Samstag, 21. September 2013

~ Das Leben hat immer Recht! ~

Je mehr ich darüber nachdenke und diesen Gedanken in mein Leben integriere,
desto leichter erscheinen mir die Worte.
Das war nicht immer so.
Wie oft fand ich mich wieder in Endlosschleifen der Gedanken, in energieraubenden Zukunftsplänen, in sinnlosen Spekulationen darüber, was Menschen denken oder tun könnten,
und wie ich gegebenenfalls darauf reagieren würde.
Völliger Schwachsinn und Zeitverschwendung, sagten mir schon unzählige Menschen.
Offen gestanden, quälte ich mir in der Vergangenheit bei einem solchen Satz ein müdes Lächeln ab.
Irgendwann entschloss ich mich dann, mein Leben dazu zu befragen und siehe da, es hatte Recht.
Es hatte so verdammt Recht, dass ich vor Desillusionierung Brechreiz verspürte und es hatte so Recht,
dass ich mich erst mal von allem, was bis dahin mein Lebensinhalt war trennen musste.
Ehrlich gesagt, war mir nicht einmal klar,
was ich da tat oder wohin es mich führen würde.
Ich folgte einem Impuls und ich wusste, wenn ich das nicht tun würde, sterbe ich innerlich.
Ich wollte leben, ich wollte herausfinden, was dieses „LEBEN“ noch sein kann und ich wollte MICH entdecken.
Schicht für Schicht abtragen, von den Lagen die sich in den Jahren,
seit ich mich das letzte mal bewusst gespürt hatte, um mich gelegt hatten.
Das war nicht immer angenehm und alles andere als einfach,
denn all diese Schichten sind miteinander vermischt.

Ob ich jemals fertig werde damit?
Ich weiss es nicht.
Ob das wichtig ist?
Ich glaube nicht, solange ich in Kontakt mit mir bin.
Ob ich weiss wohin der Weg noch führen wird?
Nein, das weiss ich nicht.
Ich weiss nur wo ich hin will, ob ich jemals da ankomme, keine Ahnung,
wenn ich nicht daran glauben würde, hätte ich möglicherweise keinen Grund den Weg zu gehen.


Seit ich nicht mehr die meiste Zeit mit planen verbringe,
kommt es übrigens überraschend intensiv – das LEBEN.
Einfach herrlich!
So freue ich mich wieder an den kleinen Wundern und entscheide in jedem Augenblick,
ob ich an den Dramen, die in mir und um mich herum geschehen teilnehmen möchte oder nicht.
Klingt leicht oder?
Ist es auch, meistens.
Wenn nicht, macht das planen und darauf endlos herum denken es auch nicht leichter.


Ich habe mir angewöhnt dann einfach mal tief durchzuatmen und wenn nötig eben die Welle, die sich schlecht anfühlt zu surfen, um mich im Anschluss zu fragen, ob und wenn ja wozu sie gut war.


Die allerschönste Erkenntnis für mich ist die, dass alles zu jeder Zeit perfekt ist, so unperfekt es auch auf den ersten Blick wirken mag.


Es geht immer weiter und die nächste Welle kommt bestimmt!


Am leichtesten eben mit FREUDE und LIEBE zum LEBEN!



Freitag, 20. September 2013

~ Herbst mit von Ribbeck im HERZen! ~

Ich mag den Herbst.
Diese Jahreszeit, welche die Hitze des Sommers mit der Kälte des Winters verbindet,
ihre Farbvielfalt, den Klang der fallenden Blätter im Wind.
Ich mag die warme Stimmung der Herbstabende, bei Kerzenschein & Tee mit einem guten Buch.
Ich mag herbstliche Waldspaziergänge mit meinen Kindern.
Ich mag es mit Ihnen Kastanienmännchen zu basteln.
Den Duft von frisch gebackenem Apfelkuchen.
All das erinnert mich an meine eigene Kindheit,
die Wochenenden bei meinen Großeltern und ein Gedicht,
das mir den Klang der Stimme meiner Oma ins Herz zaubert:




Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit,
Und die Birnen leuchteten weit und breit,


Da stopfte, wenn’s Mittag vom Thurme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: „Junge, wist’ ne Beer?“
Und kam ein Mädel, so rief er: „Lütt Dirn,


Kumm man röwer, ick hebb’ ne Birn.“

So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. ’s war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit,


Da sagte von Ribbeck: „Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit in’s Grab.“
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner, mit Feiergesicht


Sangen „Jesus meine Zuversicht“
Und die Kinder klagten, das Herze schwer,
„He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?“

So klagten die Kinder. Das war nicht recht,
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht,


Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt,


Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er that,


Als um eine Birn’ in’s Grab er bat,
Und im dritten Jahr, aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,


Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet’s wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung’ über’n Kirchhof her,
So flüstert’s im Baume: „wiste ne Beer?“
Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: „Lütt Dirn,


Kumm man röwer, ick gew’ Di ’ne Birn.“

So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.



(Theodor Fontane)



Mittwoch, 18. September 2013

~ stolpern ~ STAUNEN ~ schenken ~

Heute staune ich.
Es gibt so viele Gründe zu staunen.
Immer und immer wieder, wenn ich stolpere über etwas oder mich selbst,
erscheint von irgendwoher ein Geschenk.
Es wirft sich direkt vor meine Füße und ich staune,
sehe mich um und frage mich nicht mehr wo es her kommt.
Es ist einfach da und seit ich nicht mehr das Gefühl habe,
ich würde solche Geschenke nicht verdienen,
hebe ich es auf, ich öffne und staune.
Zum Vorschein kommen Licht, Liebe, Freude, Dankbarkeit.
Mich berühren diese Geschenke tief in meinem Herzen.


Ein kluger Freund und Lehrer sagte mir einmal,
alles was Du siehst in der Welt, findest Du in Dir.
Je mehr ich staune über all die Geschenke, die mir zugefallen sind,
in den vergangenen Jahren, desto mehr Sinn macht es für mich,
diesen Weg weiter zu gehen.
Geschenke, die ich erhalte, die mich bewegen und mich so unfassbar viel lehren,
weiterzugeben, an Menschen, die offen sind für ungewöhnliche Geschenke.
Jeder von uns hat zu jeder Zeit die Möglichkeit,
seinen Blick zu öffnen und zu lernen,
an allem was uns täglich begegnet,
dann ist STAUNEN nur ein Nebeneffekt,
denn was es ausserdem noch so zu lernen gibt, ist und bleibt spannend
und schenkt fast nebenbei etwas, dass mir seitdem recht häufig begegnet,
tief empfundene FREUDE!




„ Leben passiert.“ sagte ich meinem Freund einmal, beiläufig, während eines Gesprächs.
Als er diesen Satz nach einiger Zeit erwähnte, fragte ich ihn, warum er sich so genau daran erinnert.


Er antwortete mir:


„Weil´s wahr ist und weil ich den Eindruck habe, dass DU es wirklich BIST, die das sagte.“


Ja, Leben passiert, es passiert in jedem Augenblick.
Es ist wunderschön, und erSTAUNT mich weiter,
je mehr es mir gelingt es passieren zu lassen,
Augenblick für Augenblick bewusst wahrzunehmen,
ohne zwanghaft Einfluss nehmen zu müssen.
Die Augenblicke kommen und gehen zu lassen,
ohne das Gefühl etwas halten zu können und in dem Bewusstsein,
dass es einen guten Grund gibt für alles was geschieht,
der sich mir mit der Zeit erschliessen wird.
Es ist ein Weg und kein Ziel,
das wird mir immer klarer und schafft sowohl schöpferischen Raum,
als auch Augenblicke der Seelenruhe.


Heute möchte ich mich bedanken, bei einem Menschen,
der mir mit seiner Kreativität, ein persönliches Video zu gestalten,
eine große Herzensfreude bereitete.
D A N K E von HERZEN für DICH und Deine feine Wahrnehmung,
für Deine Wertschätzung,
für die berührenden Bilder,
den wundervollen Song,
den mitfühlenden Blick
und Deine HERZlichen Worte!


https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=by-01X6fq_U

Dienstag, 17. September 2013

wütender Husten & Tränen der FREUDE ♥

Ich huste und mein Kopf fühlt sich an, als würde er jeden Augenblick explodieren.
Klar, das macht mein Körper genau dann mit mir, wenn ich voller Tatendrang Projekte umsetzen möchte, lernen muss und sonst noch diverse Dinge zu erledigen habe.
Wut spüre ich, einen Moment lang bin ich verunsichert, was mache ich mit dieser Wut.
Irgendwann einmal lernte ich, Wut ist schlecht, also lernte ich sie erfolgreich zu unterdrücken,
wie die meisten meiner Gefühle, eigentlich alle, die mein Programm einmal als nicht erwünscht speicherte.
Nun bin ich Profi in der Unterdrückung von Gefühlen, was mich wieder wütend macht, denn ich arbeite recht hart daran, jedes Gefühl wahrzunehmen, als das was es ist, es zu reflektieren und dann möglicherweise zu reagieren. Nur ist das mit der Wut nicht so einfach, scheint mir. Jetzt ist sie einfach da und ich frag mich, was mache ich jetzt mit ihr. Ich könnte schreien, sinnlos, antwortet mein Verstand. Also frag ich mich vielleicht einfach mal, was sie von mir will und worauf ich eigentlich wütend bin. Während ich so darauf herum denke wird mir übel.
Ich bin wütend auf mich selbst. Ich bin wütend, weil sich mir der Gedanke erschliesst, dass es mir nicht gelingt einfach ich zu sein, dass ich mich immer wieder in meinen gespeicherten Programmen verknote, dass ich im Kontakt mit Menschen recht schnell erspüre, welche Verhaltensweisen erwünscht sind. Das bringt mich so aus dem Konzept, dass ich mich zurück ziehe, aus diesen Situationen. Sie zerreißen mich. Ich bringe mich in „Sicherheit“ brauche Abstand um mich darauf zu konzentrieren nicht impulsiv mein Programm abzuspielen, nämlich mich so zu verhalten, wie es von meinem Gegenüber gewünscht ist, sondern wie ich es fühle. Spontan gelingt mir das nur sehr schwer. In dieser Sicherheit, gelingt es mir recht gut, zu erkennen was es ist, dass sich für mich im ersten Moment nicht stimmig anfühlte. Die Sicherheit allerdings wieder zu verlassen und in den Kontakt zu gehen mit betreffenden Menschen, um meine Sichtweise zu vertreten erfordert jedes mal Mut und Energie. Auch das macht mich wütend, weil es mich zurück bringt zu den Momenten in denen ich all diese Energien von mir abschnitt.
Ich will mir erlauben wütend zu sein, Fehler zu machen, nicht perfekt zu sein,
ich will mir erlauben über meine eigenen Füße zu stolpern und mir die Zeit zu nehmen,
die ich brauche um klar zu sehen und mich zu orientieren.
Ich will mir erlauben auch mal keine Worte zu haben, für Gefühle, die mich überwältigen und ich will mir erlauben, den Teil in mir anzunehmen der vorsichtig ist.
Genau so will ich mir erlauben den wilden Teil, den der mutig ist und manchmal springt, bevor er weiss wohin, zu leben.
Was ich nämlich unter keinen Umständen mehr will, sind Selbstbegrenzungen und Selbstverurteilungen.
Mit dem schreiben dieser Zeilen berühre ich mich selbst, und etwas wunderbares erscheint mir gerade sehr klar in meinem Bewusstsein.
Die Sicherheit, die ich plötzlich in mir finde, war da nicht immer.
JETZT ist sie DA und ich freue mich von Herzen, denn sie gibt mir die Möglichkeit aus ihr heraus zu sein, wer ich wirklich bin und zu handeln, nach meinen eigenen Wünschen. Mich emotional abzugrenzen von den Menschen, die mir sehr nah sind, um auch im Umgang mit ihnen achtsam und klar zu sein.
Möglicherweise braucht es nur etwas Zeit, um in den unstimmigen Augenblicken zu reagieren, mit der Sicherheit, die dann DA ist.



Freitag, 13. September 2013

~ Elfen(t)raum ~

„Guten Tag,“ sagte der Sonnenstrahl, „Sie sind so schnell unterwegs, wo fliegen sie denn hin?“
Hoppla, die Elfe schaute sich um, sie konnte nichts erkennen.
Das Licht blendete sie so sehr, sie war einfach losgeflogen, sie hatte geträumt und nicht bemerkt,
wie nah sie sich ans Licht gewagt hatte.
Sie blinzelte und erkannte im Licht die Umrisse einer Gestalt.
Diese Umrisse wirkten so mächtig, nicht leicht und sanft, wie die einer Elfe.
Sie wirkten schwer und bedrohlich. Was das wohl sein mochte, was sich wohl dort entdecken ließe,
noch näher am Licht, fragte sich die Elfe still.
Sie erschrak, weil ihr bewusst wurde, dass sie hierher geflogen war, ohne auf den Weg zu achten,
sie hatte geträumt, von ihrem magischen Ort, ein Ort am Meer.
Dort würde sie ein lange verlassenes Haus erwarten, ein schweres, verwittertes Eisentor würde sie mit all ihrer Kraft bewegen um über einen steinigen Weg das Haus zu erreichen.
Es ist ein wirklich altes Haus, die Mauern haben gelitten durch Wind und Sonne.
Die Elfe öffnet eine Holztür, es lässt sich an einigen Stellen erahnen, dass diese Tür einmal  blau angestrichen war, das musste allerdings sehr lange her gewesen sein.
Sie betritt den Flur, es ist dunkel und staubig dort drinnen, sie öffnet alle Türen die sie findet und plötzlich erstrahlt das Haus in hellem Licht, es würde viel zu tun geben, denkt sie und dass dies ihr Paradies ist.
Hier will sie sein, sie träumt sich das Haus in den buntesten Farben, den Garten voller Zitrusfrüchte - und Olivenbäume.
Hier soll ein Ort des „sich fühlens“ entstehen, ein Ort der Begegnung.
Eine Oase des Lichts, inmitten einer kargen Vulkanlandschaft, in unmittelbarer Nähe des Ozeans.
Dieser Ort erinnerte sie an ihren Ursprung, hier fühlte sie sich zu Hause.
Unterdessen war sie wohl einfach losgeflogen und fand sich so nah am hellsten aller Lichter wieder.
Die Elfe liebte das Licht, doch bisher war es eher etwas gewesen, das sie sehnsuchtsvoll aus der Ferne betrachtete, wie auch ihren Traum vom Paradies.
Zu sehr war sie damit beschäftigt ihren Platz auf der Erde, zwischen all den Menschen zu finden, sie wusste immer dass, es einen Grund gibt, der sie an diesen Ort und in diese Zeit schickte und doch hatte sie immer mal wieder das Gefühl, sie passe dort nicht hin, in letzter Zeit wurde es schleichend immer intensiver.
Nun hatte sie wohl etwas in die Nähe des Lichtes gezogen.
Sie versuchte erneut die Augen zu öffnen und wieder gelang ihr nur ein blinzeln, jetzt sah sie etwas genauer. Die Umrisse der Gestalt wurden zu einem riesigen Schatten, der sich vor Ihr aufbäumte.
In diesem Augenblick erkannte sie, dass es ihre eigene Silhouette war, die sie dort sah.
Ein riesiger Schatten ihrer Selbst, der erstaunlicherweise nicht mehr so bedrohlich wirkte, er lächelte sogar recht freundlich, fast einladend.
Dort oben im Licht, entdeckte die Elfe ihren Mut.
Flügelschlag für Flügelschlag näherte sie sich dem Schatten ein wenig mehr.
Ihr war so, als würde sie von weit her das Echo einer ihr vertraute Stimme hören, die sagte: „Geh weiter, flieg, Du kennst die Richtung und Du weißt Du kannst es. Ich hab´s gesehen.“
Berührt vom Echo und der Melodie ihres Herzens, tat die Elfe den letzten Flügelschlag, der sie in ihrem eigenen Schatten verschwinden ließ.
Es war dunkel hier und kalt.
Die Elfe spürte eine unfassbare Wut in sich aufsteigen, was tat sie hier nur und wozu zeigte ihr dieser Schatten ihren Lebensfilm, all die Episoden, die sie sich schon einmal angeschaut hatte, vor nicht allzu langer Zeit,
den Schmerz, die Traurigkeit, lähmende Angst, Selbstbegrenzung, Abhängigkeit.
Sie wollte das alles nicht noch einmal sehen, dennoch hatte sie den Weg hierhin gefunden,
geleitet von etwas, das der Verstand ihr nicht erklären konnte.
Sie durchlebte erneut und in einer vorher nicht gekannten Intensität und Geschwindigkeit, alle Tiefen ihres bisherigen Lebens.
Als der Film endete, fühlte sie sich, als hätte sie Jahre nicht geschlafen, als hätte ihr etwas all Ihre Energie entzogen.
Sie brauchte einen Augenblick Ruhe und schloss die Augen.
Sie schlief ein und träumte.
Sie träumte, sie sei ganz nah ans hellste aller Lichter geflogen und dort ihrem Schatten begegnet, der ihr ihren eigenen Lebensfilm zeigte.
Sie träumte, dass in diesem Augenblick etwas merkwürdiges geschah.
Die Elfe und ihr Schatten wurden EINS.
Die Dunkelheit, die ihr vorher so bedrohlich erschien wurde zu einem selbstverständlichen Teil von ihr.
Sie öffnete die Augen und blickte wieder ins Licht.
Sie war orientierungslos, hatte sie wirklich geträumt?
Sie suchte den Schatten.
Was sie erblickte, diesmal mit weit geöffneten Augen, war so atemberaubend schön,
dass die Freude ihr Tränen schenkte.
Sie sah die SONNE so HELL & in ihrer PURen, einzigartigen SCHÖNheit.
Um die Sonne herum tanzten die unterschiedlichsten Lichtwesen und sangen ihr Lied.
In diesem Augenblick wusste die Elfe, sie waren mit ihr dort gewesen,
sie hatten den Film gemeinsam mit ihr geschaut und sie würden immer da sein, in jeder Sekunde ihres Lebens.
Sie war erfüllt mit Liebe und Dankbarkeit!
Die Elfe spürte, dass sie nun zurück musste.
Sie würde diesen Augenblick zeitlebens nicht vergessen und immer, wenn sie nun ins Licht blicken würde, wäre sie erfüllt von diesem Gefühl der Liebe, des Eins seins und sie könnte wann immer sie wollte hierher zurückkehren.
Sie atmete tief und machte sich von den leiser werdenden Stimmen begleitet auf den Heimweg. Diesmal schaute sie sich genau an, was sie sah, sie hörte jedes Geräusch, sie roch und schmeckte die unterschiedlichen Atmosphären, die sie durchflog und sie fühlte die feinsten Veränderungen auf ihrer Haut.
Eine überbordende Freude breitete sich in Ihr aus.
Zu Hause angekommen dachte sie nach, über dieses Ereignis.
Ihr wurde bewusst, dass etwas sehr bedeutsames geschehen war.
Sie hatte vorher oft darüber nachgedacht und versucht zu verstehen, dass Licht & Dunkelheit untrennbar miteinander verbunden sind.
Nichts auf dieser Welt würde LEBEN ohne einen Gegensatz,
nichts wäre spürbar und es würde kein Gleichgewicht geben.
Ihr wurde immer klarer, dass der einzige Schmerz, den es wirklich zu überwinden galt TRENNUNGSSCHMERZ ist, denn in Wahrheit sind wir es immer Selbst,
die uns trennen, von dem was größer ist als wir, von dem Gefühl verbunden zu sein,
weil Licht&Schatten gegeneinander ankämpfen in uns und in der Welt um uns herum.
Ihr wurde bewusst und zum ersten mal konnte sie wirklich FÜHLEN, was sie schon lange ahnte,
dass es darum geht ein Gleichgewicht zu finden,
Verbindungen zu schaffen, Brücken zu bauen.
Lichtquellen zu erschliessen in der Dunkelheit.
Damit fühlte sich plötzlich der Weg zu ihrem Traum,
dem Ort des Lichtes, das Haus am Meer, leichter an,
das Bild dazu wurde klarer und verankerte sich zu einem Ziel,
denn sie wusste es gab noch viele Brücken zu bauen und einige Lichtquellen zu erschliessen,
auf ihrem Weg dorthin.



Dienstag, 10. September 2013

~ Weltschmerz oder Gesellschaftsfragen ~

"Weltschmerz", sagte sie. "Du trägst den Schmerz der Welt und Du wirst darunter zusammen brechen."


Das stimmt so nicht, dachte ich. Ich spüre Schmerz. Einen Schmerz, der auch mit mir zu tun hat. Ich sah eine Dokumentation über Kinder mit einer Bipolaren Störung, ich sah, wie diese Kinder teilweise im Kleinkindalter mit Medikamenten vollgepumpt werden, ich sah, und das erschütterte mich vielleicht am meisten, mit welcher Selbstverständlichkeit diese Kinder die Medikamente zu sich nahmen, die ihnen ihre Eltern mit einer noch größeren Selbstverständlichkeit verabreichten. Ich höre es in meinen Ohren laut dröhnen, die Stimme eines zehn jährigen Mädchens, welches erklärt, dass sie diese Medikamente nimmt, damit sie kontrollierbar werde. Ich höre die Stimme der Mutter eines drei jährigen Jungen, die erklärt, sie verabreiche ihrem Sohn 3 verschiedene Medikamente, um seine Wutanfälle zu bändigen. Währenddessen schlägt ihr Sohn Wäsche in den Fernseher, der während der gesamten Aufnahmen dieser Familie monoton im Hintergrund läuft.


Ich bin Mutter und ich war Kind.
Ich erinnere mich gut an die Gefühle eines Kindes.
Ich erinnere mich an den Schmerz, wenn ich das Gefühl hatte etwas falsch oder nicht gut genug zu machen. Ich erinnere mich an meine Verwirrung, wenn ich einem Erwachsenen eine Freude machen wollte, indem ich Schokoladenkuchen mit Blumenerde auf dem Wohnzimmerteppich backte und dafür bestraft wurde. Ich erinnere mich daran wie furchtbar wütend ich wurde, wenn ich den Menschen erzählte, ich sei soeben zurückgekehrt aus meinen Ferien in Bullerbü, und sie mich auslachten und mir erklärten, ich wäre nicht dort gewesen.
Möglicherweise wäre ich heute ein Kind mit einer bipolaren Störung, auffällig in jedem Fall.


Nun bin ich selbst Mutter und weit entfernt davon perfekt zu sein.
Meine Kinder bekommen Wutanfälle, sind traurig,
erzählen mir die wildesten Phantasiegeschichten und bringen mich von Zeit zu Zeit an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Ich verliere die Nerven und dann schreie ich auch mal. Es gibt Tage, an denen ICH gestresst bin, mich nicht gut fühle oder einfach Zeit für mich brauche. Meine Kinder spüren das zu jeder Zeit und versuchen, wie alle Kinder diese Energien auszugleichen und wenn das nicht gelingt, versuchen sie die Aufmerksamkeit anders auf sich zu lenken - sie werden auffällig - was mehr über mich, als über meine Kinder aussagt. 


Einmal, ich war ca. im 7. Monat schwanger mit meiner ersten Tochter, dachte ich über mein Mutter werden nach, versprach ich diesem Wunder in meinem Bauch etwas, ich versprach meiner Tochter zu jeder Zeit zu versuchen authentisch zu sein, ihr soviel Liebe zu geben, wie sie brauchen würde und ich zu geben in der Lage bin und ich versprach meiner Tochter, sie zu sehen, wie sie ist. Sie zu begleiten und ihr die Möglichkeit zu geben, sich so frei wie möglich zu entwickeln.
Manchmal gelingt es mir nicht, weil ich mich immer wieder in alten Erziehungsmustern finde, oder weil mir der Spagat zwischen „unserer“ Art zu leben und der Ansicht eines in meinem Empfinden kranken Systems, wie wir zu leben hätten nicht gelingen will.


Bei den Worten Anpassung und Kontrolle, bemerke ich einen Würgereiz in mir. Beim ersten Elternsprechtag in der Schule erklärte man mir gleich, was an meinem Kind auffällig sei. Sie sei auffällig freundlich und habe ein überdurchschnittlich ausgeprägtes Sozialverhalten ihren Mitschülern gegenüber.
Der Satz, dass sie es damit schwer haben würde, wurde noch schnell nachgeschoben und ich fragte mich auf dem Heimweg tatsächlich, ob ich es meinem Kind schwer mache, mit den Werten, die wir leben.


Im weiteren Verlauf dieses ersten Schuljahres gab es einen Lehrerwechsel.
Die neue Klassenlehrerin meiner Tochter entdeckte schnell eine weitere Auffälligkeit.
Sie sei Körperbezogen und umarme ihre Klassenkameraden, natürlich nicht alle.
Jene, die ihr eben nahe stehen, aber sie sei ja auch erst in der ersten Klasse.
Vor meinem geistigen Auge erschienen leuchtend rote Fragezeichen.
Also fragte ich nach, ob diese Aussage eine Botschaft enthalte, die mir zu entschlüsseln gerade nicht möglich sei.
Daraufhin erklärte sie mir, man könne einmal mit ihr darüber sprechen, warum sie diese Mitschüler umarmt.
Ich war ratlos.
Bisher war ich der Ansicht, es sei gut, dass meine Tochter in der Lage ist ihre Gefühle auszudrücken.
Ich antwortete der Lehrerin, dass es für mich keine Veranlassung für ein solches Gespräch mit meiner Tochter gibt, und ihre Frage, möglicherweise eine Frage an sich selbst sein könnte, da sie sich mir nicht stellt.


Auf dem Heimweg fragte ich mich erneut, ob ich es meinen Töchtern schwer mache.


Heute sehe ich dann diesen Film. Ich sehe, wie Eltern, die sicher das beste wollen für ihre Kinder, darauf vertrauen, was Ärzte, Lehrer oder die Nachbarn sagen. Ich sehe, wie Eltern sich profitabel ausbeuten lassen von einer Industrie und dafür Kinder geopfert werden. Die Lebenserwartung von Menschen, die seit ihrer Kindheit Psychopharmaka einnehmen verringert sich um 25%.


Weltschmerz?
Mein eigener Schmerz?


Eines weiss ich ganz sicher, ich werde mich niemals anpassen können - wollen, an eine Gesellschaft, die aus Gründen des Profits ihre Kinder opfert.




Montag, 9. September 2013

L I C H T ~♥~

ich spüre Dich
ich sehe Dich
Du berührst mich
Du bewegst mich
Du weist mir meinen Weg
Du machst ihn leicht für mich
Du machst meine Schatten sichtbar
Dir vertraue ich
ich folge Dir
in jede Nacht
in jeden neuen Morgen
Du begleitest mich
ich sehe klarer
in den dunkelsten Stunden
sehe ich mich
in Deinen Facetten reflektieren
Du hältst mich warm
durch Dich scheine ich
Du verbindest mich
Du bist Schönheit
Du bist Liebe


LICHT


Sonntag, 8. September 2013

~ Kannst Du das SEHEN? ~

Es ist Samstag morgen kurz vor 9 Uhr.
Ich bin auf dem Weg zum Seminar, nachdem ich meine Kinder zu ihrer Oma gebracht habe,
mit einem ambivalenten Gefühl.
Es ist Wochenende, Familienzeit, sagt ein Teil in mir.
Der andere Teil freut sich auf diese Supervision und die Begegnung mit den Menschen dort.


Ich sitze im Bus und blicke aus dem Fenster, der Himmel ist grau, neben mir fahren Autos.
Im Bus ist es still, kein Mensch spricht ein Wort.
Ich habe den Eindruck, während der 5 Haltestationen, bleibt ihre Mimik bewegungslos.
Ich steige um in den Zug, hier ist es lauter, Menschen unterhalten sich, Mobiltelefone klingeln, Zeitungen rascheln und ich höre Koffer über den Gang rollen.


Am Hauptbahnhof einer benachbarten Großstadt steige ich aus. Auf dem Weg zur U-Bahn begegnen mir Menschen, Menschen die sich in Eile, den Blick zum Boden gesenkt ihren Weg durch die Menge bahnen. Menschen die aneinander vorbei huschen, ohne sich gegenseitig wahrzunehmen, mit der Masse verschwimmende Individuen. Ich sehe Menschen, ich sehe Blicke und ich spüre Energien.


In Gedanken versunken sehe ich auf, in das Gesicht einer Frau mittleren Alters, ich erschrecke.
Neben einem von Tränen und Schminke verschmierten Auge starrt mich ein verquollenes, blau rotes Auge an. Die Frau sieht mich nicht an. An ihrer Seite ein Mann, er ist kleiner und zierlicher als sie.
Er wankt beim gehen und sie würdigen sich keines Blickes.
Noch in Gedanken bei dieser Frau, begegnet mir ein junges Pärchen, beide schwarz gekleidet mit Bierflaschen in der Hand. Ich höre das Mädchen sagen, dass sie gern nach Hause gehen würde, ihr Vater sie allerdings rausgeschmissen habe, sodass sie erstmal nicht wisse wo sie hin soll.


Ich spüre Schwere und setze mich.
Einige Minuten später setzt sich ein Mann zu mir, in Leder gekleidet, mittleren Alters.
Ich sehe in stahlblaue Augen, mit tiefen schwarzen Rändern.
Ich rieche Alkohol und ich spüre Sehnsucht in seinem Blick.
Der Mann dreht sich um, sieht mich einen Moment an und sagt: „Ich bin Junkie.“
Ich sehe ihn an und sage nichts.
Ob ich nicht gehört habe, fragt er mich.
Ich antworte, dass ich ihn gehört habe.
Ob ich nicht aufstehen wolle, fragt er mich.
Nein, das will ich nicht. Was ihn zu dieser Frage veranlasse, frage ich.
Niemand will neben einem Junkie sitzen, antwortet er.
Dann sei ich dieser „Niemand“, antworte ich.
Er überlegt einen Moment und lächelt.
In diesem Augenblick fährt seine Bahn ein, er steht auf.
Ich wünsche ihm einen schönen Tag.
Er sagt nichts.
Als er einsteigt, dreht er sich noch einmal um und bedankt sich.
Die Bahn fährt los.


Ich stehe auf, sehe mich um und sehe Menschen.
Viele Menschen, die dort stehen und warten, auf ein Transportmittel, dass sie an einen Ort bringt. Ich frage mich, welche Geschichte die stahlblauen Augen, in die ich eben blickte wohl zu erzählen haben.
Ich frage mich, wie viel Leid Menschen zu ertragen im Stande sind.


Ich bin traurig.
Eine Zeile aus einem Liedtext („So weit weg“ http://www.youtube.com/watch?v=cHQIfFOQrew   ) von Vega kommt mir in den Sinn: „Ich seh` sie laufen diese Kinder der Nacht!“


Beim Einstieg in meine Bahn, erblicke ich ein mir bekanntes Gesicht, eine freundliche Begrüßung, eine Umarmung.
Während mir die Begegnungen am Bahnhof nicht aus dem Sinn gehen wollen, fühle ich eine tiefe Dankbarkeit in mir. Für mein Leben, meine Kinder, meine Familie, meine Freunde und für die Freiheit wählen zu können, wie ich LEBE.


Eine weitere Textzeile aus einem weiteren Lied kommt mir in den Sinn:


„Ein ganzes Land kauft sich schneeweiße Autos, um den Dreck nicht zu spüren.“


Das Lied heisst „Kannst Du es sehen“ http://www.youtube.com/watch?v=aSgqA2lSCfw


Ja, Vega feat. Timeless.
Ich kann es sehen, ich spüre den Dreck, ich sehe die Ketten aus Silber & Gold und ich bin mir sicher ein jeder von uns würde gut daran tun, seinen Blick zu öffnen für sein eigenes und damit auch das Schicksal jedes einzelnen Menschen, um von dort einmal zu überlegen ob, wie und wozu er lebt, um gemeinsam Perspektiven zu schaffen, für jeden einzelnen Menschen.
Einfach mal hinHÖREN, mitFÜHLEN & hinterFRAGEN!





Donnerstag, 5. September 2013

~ VERTRAUte SEHNsucht ~

Die Sehnsucht,
das Gefühl der Sehnsucht,
ein sehnen, ein ziehen, ein tiefer Wunsch nach SEHEN im Sinne von erKENNEn, fühlen,
sie zieht fort und gleichzeitig hin zu etwas.
So fühle ich sie.


Sie begegnete mir in den letzten Tagen häufig, in Form von Musik, Geschichten und in meinem Gefühl. Ich dachte, es wäre gut darüber zu schreiben. Allerdings ließen sich einige Vorwände finden, genau das nicht zu tun, inzwischen ein klares Anzeichen für mich, dass sie gerade etwas mit mir zu tun hat, die Sehnsucht.


Die Sehnsucht und ich, wir sind untrennbar miteinander verbunden, seit ich denken kann. Ein Grund dafür mag sein, dass meine Eltern sich trennten, als ich noch sehr klein war. Meine Kindheitserinnerungen an meinen Vater sind recht schemenhaft, dennoch erinnere ich mich an das Gefühl der Sehnsucht, das mich immer dann besuchte, wenn ich mir meinen Vater in meiner Nähe wünschte. Ich sehnte mich weg von dem Ort wo ich gerade war, hin zu meinem Vater, ohne zu wissen, was mich dort erwarten würde.


Ich erinnere mich, dass ich mich von diesem Zeitpunkt an immer sehnte, nach etwas. Wenn ich Bücher las, wurde ich zum beschriebenen Charakter, so war ich einmal Entdeckerin, ein anderes Mal lebte ich in einem Haus am Meer auf einer Insel mit wilden Pferden. Ich träumte mich an diesen Ort und manchmal, in meinem Alltag, sehnte ich mich auf diese Insel.


Ich glaube, dass Menschen um mich herum diese Sehnsucht spürten und, dass sie sich für die meisten Menschen nicht gut anfühlte, denn sie ist nicht greifbar, diese Sehnsucht. In jedem sehnen steckt ein gehen. Es impliziert, dort wo ich bin, kann ich nicht bleiben. Das macht den meisten Menschen Angst.


Demnach ist die Sehnsucht ein richtungsweisendes Gefühl, sie strebt nach Erfüllung.
Sehnsucht kann einer der stärksten Motoren sein um Träume zu verwirklichen, wenn es gelingt sie als eine Art Vorfreude zu erkennen, ich freue mich auf etwas, das vor mir liegt und das ich selbst gestalten kann.


Oft bezieht sich dieses sehnen auf etwas, das in der Vergangenheit liegt, eine Lebenssituation, in der ich mich besonders wohl fühlte, Menschen, die mir sehr am Herzen lagen oder auf etwas, das mir schon immer fehlt. Dafür ein Bild zu finden erscheint mir besonders schwierig, denn Sehnsucht ist ein Gefühl, das der Verstand gern beherrschen würde, er schickt mir dann gern freundliche Informationen, wie z.B. ich solle meine Spinnerei lassen, oder fragt mich, wie ich mich sehne, wenn ich nicht einmal genau erkennen kann, wonach. Mein Gefühl sagt mir eindeutig, diese
Sehn - SUCHT ist eine Sehn - SUCHE,
eine SUCHE nach Liebe, nach Leben, nach Ruhe, nach Frieden, nach Freiheit welches Gefühl dem auch immer vorausgeht es ist eine Suche nach ERFÜLLUNG.
Erfüllung ist das Ziel und Entfaltung der Weg.
Ich entfalte mich, lerne auf meinem Weg und fühle mich mit jedem erreichen eines Etappenziels der Erfüllung ein wenig näher.

Meine Sehnsucht begleitete mich durch manche schlaflose Nacht, sie kennt Tränen des Verlustes, Tränen der Angst und Tränen der Wut.
Auch heute schenkt sie mir in manchen Nächten bittersüßen Schmerz.
Ich habe gelernt hinzuschauen, auch wenn das sehnen in der Vergangenheit liegt,
denn ich kann dort ein gutes Gefühl finden, ein Gefühl, das dieses „sich sehnen“ auslöst
und ich kann mich weiter sehnen, mehr von diesem Gefühl zu erfahren.
Ich kann es leben, und lieben JETZT - weil Gefühle, nach denen ich mich sehne in mir sind.
Von hier aus kann ich meinen Weg weiter gehen, Ziele kreieren, mit großer VorFREUDE auf das was kommt.

Mir erschließt sich mit diesem Gedanken ein Gefühl von WÄRME und die Süße verliert hier ihre Bitterkeit.


In einem Moment wie diesem, schrieb ich vor einiger Zeit:

„ Die Sehnsucht und ich wir führen so eine Art Fernbeziehung, dort wo sie ist, werde ich sein und wenn ich dort ankomme, wird sie sich bereits verabschiedet haben um mich an neue Orte zu führen, sie wird mir Erfüllung schenken - Schritt für Schritt.“

Seitdem sind wir Vertraute, die Sehnsucht und ich!




Mittwoch, 4. September 2013

~ D A N Kbarkeit ~

„Hast Du Dich schon einmal bei Dir selbst bedankt?“
fragte mich vor einiger Zeit ein besonderer Mensch,
der mir sehr viele solcher „komischen“(so bezeichnete er sie selbst) Fragen stellte.
Ich mag komische Fragen.
"Komische" oder „seltsame“ Fragen, sind meist die, die mich am tiefsten bewegen.


Ich hatte mich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie bei mir selbst bedankt und ich wusste auch nicht so recht wofür.
Mein Freund stellte mir diese Frage, weil er der Ansicht war, ich würde mich häufig bei ihm bedanken, besonders für solche „komischen“ Fragen.
Ja, ich habe mich bedankt und tue das immer noch.
Ich bedanke mich bei Menschen z.B. für die Augenblicke, die sie mir schenken,
ich bedanke mich für Impulse, die ich erhalte.
Ich danke Menschen für ein Lächeln, ein freundliches Wort, für ihre Offenheit, ihre Mühe.
Ich danke Menschen dafür, dass sie mir die Tür aufhalten,
dass sie meinen Kindern einen Sitzplatz anbieten in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Ich danke Menschen dafür, dass sie DA sind.


Und JA, inzwischen habe ich mich auch bei mir selbst bedankt.
Ich danke mir z.B. dafür, dass ich es bis hierher geschafft habe,
ich danke mir dafür, dass ich nie aufgegeben habe,
ich danke mir dafür, dass ich mich in alle Situationen meines Lebens brachte, um aus ihnen zu lernen.
Ich danke mir für die Augenblicke, die ich mir selbst schenke.
Ich danke mir dafür, dass ich in mir leben darf und ich danke mir dafür,
dass ich diese DANKBARKEIT so tief fühlen kann.

Ich danke allen Kräften, die immer wieder FÜR mich wirken und mich dieses Leben LIEBEn lassen.

Dankbarkeit ist eine Lebenseinstellung und ich durfte in den vergangenen Jahren lernen,
dass sie mich oft vor der Verzweiflung schützte,
weil sie Fragen stellt, an mich, an Menschen die mir begegnen und an das Leben,
weil sie eine Richtung weist, die sich für mich leicht anfühlt.




DANKBARKEIT verbindet, befreit und bereitet FREUDE!


 







Sonntag, 1. September 2013

~ verWUNDERung ~

Manchmal wundere ich mich, nein, oft wundere ich mich.
Eigentlich wundere ich mich immer, wenn ich Menschen begegne.
Ich wundere mich über ihre Fragen, ihre Antworten.
Ich wundere mich über ihre Berührungen.
Ich wundere mich über ihre Bewegungen.
Ich wundere mich über die Wunder, die in jedem einzelnen von ihnen wohnen.
Ich wundere mich, dass sie diese Wunder oft nicht erkennen können.
Ich wundere mich über mich selbst.
Ich wundere mich darüber, wer ich bin, in der Begegnung mit Menschen.
Ich wundere mich über Worte.
Ich wundere mich über Stille.
Ich wundere mich über Wahrnehmungen.
Ich wundere mich über tiefes Verstehen.
Ich wundere mich über Blicke.
Ich wundere mich über Gefühle.
Ich wundere mich über Lebensgeschichten.
Ich wundere mich über Träume.
Ich wundere mich über Ausdruck.
Ich wundere mich über Humor.
Ich wundere mich über Verhalten.




Am meisten wundere ich mich über Menschen, die sich nicht mehr wundern können.