Sonntag, 15. März 2015

~ WellenFRAGE: Verlangt die Liebe Opfer? ~

Verlangt die Liebe Opfer?

Eine gute Frage, wie ich finde.
Ausgehend davon, dass Liebe immer eine Entscheidung ist, die ich treffe,
und Liebe alles einschliesst, würde sie auch Opfer einschliessen?
Bin ich als Mensch bereit, etwas zu opfern, für die Liebe,
um Liebe zu leben?
Und nicht zuletzt: Wieviel Opfer verträgt die Liebe?
Wer den Weg der Liebe wahrhaftig geht, der wird auch Opfer bringen,
der wird sich immer wieder Fragen müssen, ob dort wo er gerade ist,
die Menschen, mit denen er gerade zu tun hat, die Situation, in der
er sich gerade befindet tatsächlich ein Ort ist, an dem Liebe sich
entfalten und wachsen kann.
Der wird sich fragen müssen, wieviel Freiheit Liebe benötigt
um zu wachsen und wie bereit er ist, für die Liebe auf Illusionen
zu verzichten.
Wie bereitwillig er Augenblicke, Menschen, Annehmlichkeiten
kommen und gehen lässt und wie ehrlich er zu sich selbst sein will.
Ich habe mal gelesen, dass es Menschen leichter fällt einen Baum zu lieben,
den Himmel, die Natur, weil wir keine Antwort auf diese Liebe erwarten,
sondern es einfach tun, wir lieben.
Wir alle werden gerne geliebt und jeder Mensch entwickelt sich in einer
LIEBEvollen Umgebung am gesündesten.
Nur haben wir keinerlei Einfluss darauf, ob und von wem wir geliebt werden.
Ebenso wenig können wir uns selbst zwingen zu lieben, was wir eben nicht lieben.
Wir können uns selbst eine Atmosphäre schaffen, in der wir immer liebesfähiger werden,
die uns nährt und uns wachsen lässt.
Das zum Beispiel fordert das "Opfer", Dinge hinter uns zu lassen, die uns daran hindern.
Es ist leicht zu lieben, ja, aber der Liebe zu folgen, den Weg der Liebe zu gehen
ist manchmal eben nicht so leicht. Liebe ist Fülle, ja, aber um dieser Fülle Raum zu geben,
muss ich mich auch der Leere hingeben können.
Liebe ist Nähe, ja und manchmal entsteht wahre Nähe in der Distanz.
Liebe will geLEBt werden.

Mit Khalil Gibran, der mir schon seit vielen Jahren immer mal
wieder von der Liebe erzählt, wünsche ich Euch einen
schönen und freudvoll beWEGten Sonntag:

Von der Liebe



Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil.

Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin,
Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann.

Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie,
auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettertn kann
wie der Nordwind den Garten verwüstetet.

Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich.
So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich.
So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen
und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern,
steigt sie hinab zu deinen Wurzeln
und erschüttert sie in Ihrer Erdgebundenheit.

Wie Korngarben sammelt sie dich um sich.
Sie drischt dich, um dich nackt zu machen.
Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien.
Sie mahlt dich, bis du weiß bist.
Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist;
Und dann weiht sie dich ihrem heiligem Feuer,
damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.

All dies wird die Liebe mit dir machen,
damit du die Geheimnisse deines Herzens kennenlernst
und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst.

Aber wenn du in deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst,
dann ist es besser für dich, deine Nacktheit zu bedecken
und vom Dreschboden der Liebe zu gehen.
In die Welt ohne Jahreszeiten,
wo du lachen wirst, aber nicht dein ganzes Lachen,
und weinen, aber nicht all deine Tränen.

Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts als von sich selbst.

Liebe besitzt nicht, noch läßt sie sich besitzen;

Denn die Liebe genügt der Liebe.

Und glaube nicht, du kannst den Lauf der Liebe lenken,
denn die Liebe, wenn sie dich für würdig hält, lenkt deinen Lauf.

Liebe hat keinen anderen Wunsch, als sich zu erfüllen.

Aber wenn du liebst und Wünsche haben mußt, sollst du dir dies wünschen:
Zu schmelzen und wie ein plätschernder Bach zu sein,
der seine Melodie der Nacht singt.

Den Schmerz allzu vieler Zärtlichkeit zu kennen.
Vom eigenen Verstehen der Liebe verwundet zu sein;
Und willig und freudig zu bluten.

Bei der Morgenröte
mit beflügeltem Herzen zu erwachen
und für einen weiteren Tag des Liebens dankzusagen;

Zur Mittagszeit zu ruhen
und über die Verzückung der Liebe nachzusinnen;

Am Abend mit Dankbarkeit heimzukehren;
Und dann einzuschlafen
mit einem Gebet für den Geliebten im Herzen
und einem Lobgesang auf den Lippen.

~ Khalil Gibran ~ 







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