Donnerstag, 5. Juni 2014

~ WORTWELLE: LOYALITÄT ~

Loyalität und Vertrauen,
ich schrieb sicher schon mal darüber.
Worte, die mir immer mal wieder begegnen,
im Alltag, zwischen Menschen, oder einfach,
weil sie als Werte in meinem Leben verankert sind.

Vor nicht allzu langer Zeit sprach ich mal mit einem Unternehmer,
über das Thema.
Der erklärte mir auch gleich, dass er von seinen Mitarbeitern
Loyalität erwarte und sogar einfordere.
Ich stellte mir daraufhin die Frage,
in wiefern sich echte Loyalität einfordern lässt,
und welchen Menschen gegenüber ich eigentlich loyal bin.

Beginnen wir mal mit diesem Berufsthema,
es gibt Menschen, die meine Vorgesetzten waren,
denen fühle ich mich noch heute loyal verbunden.
Warum ist das so?
Ich habe herausgefunden, dass ich mich immer dann in
einer Arbeitsumgebung wohlfühlte,
in der ehrlich & direkt miteinander umgegangen wurde,
in der Teamabsprachen getroffen und eingehalten wurden,
ich habe meinen Chefs vertraut.
Natürlich war mir bewusst, dass es Unternehmensziele
zu erfüllen gibt,
dass es nicht immer leicht ist für einen "Chef" den Spagat
zu halten zwischen diesen Zielen und den Belangen
eines jeden Mitarbeiters.
Das ist auch meines Erachtens nicht nötig,
denn immer dann, wenn ein solches Thema in einer
Besprechung zur Sprache kam und uns Mitarbeitern klar
mitgeteilt wurde, wozu ein erhöhtes Arbeitspensum
gerade in diesem Augenblick wichtig ist,
wenn jeder von uns die Möglichkeit bekam,
sein eigenes Anliegen dahinter zu erkennen,
war ich sehr bereit auch mal über einen längeren Zeitraum
Überstunden zu leisten & im Notfall halt auch mal schlecht bezahlt.
Loyal bin ich Vorgesetzten gegenüber,
die mir nicht verkaufen wollen,
es ginge ausschließlich um mich und meinen Erfolg,
denn wenn ich MEIN Anliegen zu arbeiten nicht verstanden hätte,
würde ich es nicht tun.
Dann erinnere ich mich an eine spannende Zeit,
mit einer Chefin, die ich irgendwie mochte.
Eine tolle Frau, so schien mir.
Sie war ca. 20 Jahre älter als ich,
hoch motiviert,
hatte tolle Ziele,
und wirkte erst einmal hoch kompetent.
Wahrscheinlich ist sie das auch,
nur zwischenmenschlich und auf der Teamebene
scheint da irgendwas aus den Fugen geraten zu sein.
Nichtsdestotrotz fühlte ich mich ihr loyal verbunden,
ich mochte sie ja.
Mir erschienen nach einiger Zeit,
ihre Methoden etwas fragwürdig
und auch der ungefiltert weitergegebene Druck
"von oben", wie sie die Firmenleitung gern einmal bezeichnete,
ging mir gehörig auf die Nerven.
ABER: irgendwie mochte ich sie immer noch.
So machte es mir auch nichts aus,
dass ich zu unseren Teambesprechungen nicht ins
10 Kilometer entfernte Büro fuhr,
sondern mindestens einmal wöchentlich das komplette Team
zu Ihr nach Hause beordert wurde, für eine Teambesprechung,
die ca. 1 Stunde dauerte 120 Kilometer (incl. Rückfahrt)  zurücklegte,
einfach weil es so für SIE "praktischer" war,
sie hatte schließlich Termine und musste unseren Organisationsbezirk retten.

Nachdem ich das eine Weile so mitgemacht hatte,
auch die telefonischen Belagerungen,
die sich manchmal bis in die Nacht zogen,
weil es ihrer Ansicht nach wahrscheinlich war,
dass sich um diese Uhrzeit Verkaufszahlen noch drastisch änderten,

nachdem ich 36 Stunden schlaflos mit Ihr durch halb Deutschland fuhr,
um Unternehmen zu beraten, unbezahlt versteht sich,
zumindest solange, bis sich die Verkäufe in meinen Prämien
zeigen würden.
Ich mochte sie ja und loyal wollte ich auch sein.
Dann hatte ich Urlaub,
nein, nicht einen Urlaub, den man einreicht und der dann
auch prompt genehmigt wird,
sondern ein Urlaub, den ich ersteinmal erklären musste,
Erstens war es wichtig für sie zu erfahren, wo ich diesen Urlaub verbringe,
dann war es wirklich nicht sehr loyal von mir,
das Team in dieser Situation alleine zu lassen
und darüberhinaus sei es mir ja nicht mal eben möglich
einige Ihrer Termine zu übernehmen,
wenn ich mich auf einer Insel im Atlantischen Ozean befände.

Nachdem ich keine Lust mehr hatte auf derartige Endlosdiskussionen,
ging ich zu Ihrem Vorgesetzten, ließ mir den Urlaub genehmigen,
und hoffte auch diesmal würde das Meer, die passende Antwort
für mich haben, auf diese Situation.

Der Urlaub war toll, und mir war klar geworden,
dass ich unter diesen Umständen nicht weiter arbeiten
wollte.
Abgesehen von der Tatsache, dass sie mir bereits ein Jahr zuvor versprochen hatte,
Firmenintern eine Trainerausbildung zu machen,
die sie immer wieder mit der Begründung  ablehnte,
ich sei unabkömmlich für´s Team,
entschloss ich mich neue Wege zu gehen und nach einem Gespräch mit ihr,
das Team oder vielleicht auch das Unternehmen zu verlassen.
Zu diesem Gespräch kam es dann allerdings nicht mehr,
weil ich, am ersten Arbeitstag, von einer sehr lieben & loyalen
Innendienstkraft darauf hingewiesen wurde,
mal meine Provisionsabrechnungen durchzusehen,
ihr wären da merkwürdige Überschneidungen aufgefallen,
und Kundennamen, die in meinen Beratungsprotokollen,
auftauchen,
wären plötzlich in den Abrechnungen meiner Chefin zu finden.

Das tat ich auch und darüberhinaus erhielt ich Anrufe von den
von mir beratenen Kunden aus den verschiedensten Unternehmen,
die mir mitteilten,
in meiner Abwesenheit hätte sie eine Dame besucht,
die sich als meine Vorgesetzte vorstellte und die vorbereiteten
Geschäftsunterlagen abholte,
irgendwie sei ihnen das komisch vorgekommen.

In mir brodelte es heftigst.
Ich vereinbarte einen Termin mit meinem Vertriebsdirektor
und ließ mich bis auf weiteres krank schreiben.
Mein Leben hatte mir also wieder einmal geantwortet,
und zwar unüberhörbar diesmal, nachdem ich es
ja vorab diverese Male ignorierte,
ich mochte meine Chefin schließlich.

Nun mochte ich sie nicht mehr
und mich auch nicht,
weil ich mal wieder nicht geschnallt hatte,
dass ich FÜR einen Menschen arbeitete,
dem es offensichtlich weder um Unternehmensziele,
noch um ein Team,
sondern ausschließlich um die eigene Bereicherung ging.
Mein Entschluss stand damit fest,
weg von diesem Unternehmen und die Vertriebsbranche
wollte ich bis auf weiteres auch verlassen.

Was jetzt kommt, ist leider nicht fiktiv und mit
der nötigen Distanz betrachtet wirklich lustig,
oder vielleicht auch eher erstaunlich:

Es dauerte nach dem Gespräch mit meinem Vertriebsdirektor,
und meiner Kündigung keine 2 Stunden,
bis meine Chefin vor meiner Haustür stand und ein wenig später
mit mir und meinem Freund am Esstisch saß,
wo sie mir erklärte,
sie erwarte von mir aus LOYALITÄTSGRÜNDEN,
dass ich meine Kündigung zurückziehe,
um noch einige Monate als Mitarbeiterin in ihrem Team
geführt zu werden,
da mir ja wohl bewusst sei,
dass sie sonst zurück in den Vertrieb müsse.
Ausserdem habe sie mir vertraut
und dass ich IHR VERTRAUEN nun auf eine
solche Art missbrauchen würde,
hätte sie NIEMALS von mir erwartet.

Ich musste lachen,
mein Freund musste lachen
und dann bat ich sie höflich zu gehen.

Das waren die letzten Worte,
die ich jemals mit ihr gesprochen habe.

Als mir Jahre später ein besonderer Mensch, den Satz
"Vertrauensverhältnisse können sich ändern." mit auf den Weg gab,
war das erstaunlicherweise die erste Geschichte,
die mir dazu in den Sinn kam.

Ja, zum Glück können sie sich ändern.
So wie Loyalität nichts ist,
was sich einfordern ließe von Menschen.

Oder was meint Ihr?


Heute wünsche ich UNS einen HEITERen TANZ mit den beWEGten WELLEN des Donnerstags und viel SONNE für´s HERZ! ... ~ <3 ~ ...








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