Samstag, 31. Oktober 2015

~ Menschen hinter Glas ~

"Verstehst Du? Diese Menschen leben unter einer Käseglocke, 
hinter Glaswänden. Sie schauen anderen Menschen beim Leben zu 
und wähnen sich in Sicherheit. 
 Sie leben durch Stellvertreter, fühlen wenn überhaupt gefiltert. 
Sie stumpfen ab, werden taub und denken dennoch, 
sie führen das einzige reale Leben. 
Sie richten sich komfortabel ein in ihrem Glashaus, 
verlassen es selbst dann nicht, wenn sie sich mal ins Grüne verirren, 
weil man das eben so macht. 
Wenn sie am Pool liegen, in ihrem Stammhotel,
am selben Urlaubsort, seit sie denken können, oder
jedes Jahr an einem anderen, ohne zu bemerken, 
dass sie sich alle gleichen, dass die Umgebungen sich gleichen,
weil der Blick nicht frei ist. 
Die wirksamen Schreckensbilder mit möglichst viel Blut, 
sind das einzige, was sie noch zu berühren vermag 
und sie gleichsam darin bestätigt weiter unter ihrer Käseglocke zu verweilen, 
die alles so wahnsinnig wattiert und sie zu schützen vorgaukelt. 
Die Menschen wollen so leben. 
Mich macht das krank, genauso wie es Dich immer wieder in Mark und Bein trifft.
Vielleicht mussten wir uns begegnen, jetzt, 

bevor wir beide resignieren an dem Unvermögen der Menschen Gefühle zu leben. 
Vielleicht sind wir unsere letzte Rettung um nicht ebenfalls 
unter der Käseglocke zu ersticken, 
im Glashaus zu sitzen und uns durch andere Menschen stellvertretend zu leben. 
Vielleicht!"

Sie hörte ihm gebannt zu und bemerkte wie ihr immer wieder 

Tränen in die Augen stiegen. 
Er hatte recht, 
er hatte so verdammt recht. 
Sie umarmte ihn innig und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. 
Er sah ihr in die Augen, so klar und so wissend, 
dass es keiner weiteren Worte bedurfte. ...

~ Daniela Buchholz, Okt. 2015 ~





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