Dienstag, 6. Oktober 2015

~ Schicksal, Ironie oder: Lessons of Life & Love ~

"Bist Du Dir eigentlich dessen bewusst, was Du gerade für mich tust?
Wie gut es mir tut, dass Du da bist, hier mit mir?"
Was meinte er bloß? Ich tat doch gar nichts, wirklich nichts.
Seit Stunden dachte ich bereits auf diesem Satz herum, 
ohne dahinter zu kommen, was es war, dass seine
Worte so intensiv in mir klingen liess.
War es diese unbeschreibliche Stimme, eine Stimme,
die mich auf eine Art berührte, in mir vibrierte,
dass es mir Angst machte.
War es sein Blick?
Dieser klare, durchdringende Blick, der mir von unserer
ersten Begegnung an in die Seele zu sehen schien?
Es war so viel Wärme in diesem Blick, eine so tiefe Vertrautheit,
ein Ozean an Farben, von einer Tiefe, die mich förmlich einsog.
Ich hatte keine Ahnung, was ich da gerade für ihn tat und
was genau ihm gut tat, ich wusste nur,
dass ich an keinem Ort der Welt lieber sein würde in diesem
Augenblick und dass es keinen Menschen gäbe,
mit dem ich diesen Augenblick lieber teilen würde,
als mit ihm.
Ich wusste nichts von ihm und doch wusste ich alles,
was ich wissen musste und obwohl er nichts von mir
wusste, fühlte ich mich wahrgenommen, gesehen und erkannt,
wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Trotz der Schwere, die uns beide wie eine Hülle
zu umgeben schien, war da eine solche Leichtigkeit
zwischen uns, alles Komplizierte war plötzlich so einfach.
Wenn er mir schilderte, was er gerade fühlte oder dachte,
war mir, als würde er mein Innenleben beschreiben.
Wie er mir zuhörte, während ich ihm erzählte was mich
gerade bewegte. Immer wieder schein er tief einzutauchen
in meine Welt, mein Universum, sich wiederzufinden
in den Wellen, die es in mir schlug.
War es das was ich für ihn tat? Was wir füreinander taten?
Uns einzulassen auf einen Menschen, eine Welt,
die uns völlig fremd zu sein schien und sich
dennoch anfühlte, als teilen wir sie schon ein Leben lang
miteinander? War es Schicksal, dass wir uns begegneten,
begegnen mussten, an einer Kreuzung in unserem
Leben, die uns beiden noch einmal alles
zu geben vermochte, was zwischen Menschen möglich ist?
Würde ich mir all diese Fragen jemals beantworten können,
jetzt wo er nicht mehr da war?
Wenn es tatsächlich Schicksal war, würde dieses Schicksal
nun irgendwo zwischen uns schweben und sich über seine
inszenierte Ironie amüsieren.
Einen Menschen zu verlieren, dessen Verlust man
ohne ihm begegnet zu sein, niemals verkraftet hätte?
Eine Begegnung die so frei von Interpretationen, Definitionen,
und Besitzansprüchen war, dass sie mich an Liebe erinnerte,
eine Liebe, die ich mein halbes Leben verraten habe
zugunsten ein Konzeptes an das ich weder glauben,
noch es leben konnte ohne langsam zu erstarren.
Behutsam haben wir sie zunächst gemeinsam,
dann ich alleine geweckt, erst die eingeschlafenen
Träume, Visionen , die Freude an dem was Leben wirklich ist.
So sehr hatte er mich erinnert an all das Leben, all die Liebe,
die Freude, die ich zu empfinden in der Lage bin, mein Vertrauen,
in das Leben, die Menschen und mich selbst.
Wieviel Zeit kann ein Mensch wohl brauchen um zu erfassen,
was all das mit mir gemacht für mich getan hat?
Und wie um Himmels Willen, nein, um meiner selbst Willen,
um des Lebens Willen, um der Liebe willen, findet ein
Mensch zurück in einen Alltag, der plötzlich
so unbedeutend erscheint.
Es gibt nur einen Weg und er führt mitten hinein
in die tanzenden Wellen, den Ozean des Lebens, der Liebe,
den ich niemals in dieser Intensität zu erleben
fähig gewesen wäre, wenn ich ihm nicht begegnet wäre.
'Danke, dass ich da sein darf, hier mit Dir, um Dir gut zu
tun, einzig dadurch, dass ich bin wer ich bin, ohne mir bewusst
zu sein, dass ich irgendetwas tue.'
Würde ich vielleicht heute antworten, denke ich, während
sich meine Augen mit Tränen füllen und in meinen Gedanken
Alanis Morissette: "And isn't it ironic, don't you think?
A little too ironic, and yeah I really do think ... " singt.


Herzlich ~ Daniela






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