Dienstag, 27. Oktober 2015

~ Was nun? ~

Zurück zur Freude, zurück zu mir und zurück
zu dem was da seit mehr als einem Jahr in mir reift.
Der Gedanke ein Buch oder auch mehrere zu schreiben.
Ein Wunsch, der schon seit meiner Kindheit in mir schlummert,
den ich irgendwann mal tief in meinem Herzen vergraben habe.
Ich? Schreiben? Dazu bin ich doch nicht gut genug.
Was kann ich denn noch, fragte ich mich in der Abiturzeit
und was läge mehr auf der Hand, als in den sozialen Bereich
zu gehen. Aber studieren? Noch länger bei den Eltern leben,
als zwingend erforderlich? Und was genau? Sozialpädagogik?
"Da findest Du doch nie einen Job!" tönte es aus allen Richtungen.
Psychologie?
"Ach Daniela, Du mit Deinem Helfersyndrom."
Philosophie wäre es vielleicht gewesen, wenn ich mich damals
auch nur ansatzweise getraut hätte, in eine solche Richtung zu gehen.
Einige meiner Freundinnen machten damals eine Ausbildung
zur Krankenschwester, die konnten sich alle eine eigene Wohnung leisten,
und da mir ja eh von jeher ein Helfersyndrom attestiert wurde,
dachte ich das wäre eine gute Alternative, eine Bewerbung hat es
mich gekostet, ein Vorstellungsgespräch und ein paar Monate später
war ich also Schwesternschülerin in einem katholischen Klinikum,
ohne einen konkreten Schimmer davon zu haben, was mich
in den nächsten Monaten erwarten würde. Wenn ich heute mein
Tagebuch aus dieser Zeit zur Hand nehme, dann dreht sich mir
der Magen, nicht wegen dem Leid, das ich gesehen habe,
auch nicht wegen des Ekels, der mich immer wieder an
meine Grenzen brachte, sondern wegen der Tatsache,
wie dort mit Menschen umgegangen wurde.
Nach 2 Jahren habe ich die Ausbildung abgebrochen und
stand wiederum vor der Frage: Und nun?
Nun landete ich eher durch einen Zufall und aus der dringenden
Not heraus Geld zu verdienen im Vertrieb.
Das hat auch gut geklappt, das mit dem Geldverdienen, bereits
während der Ausbildung und auch danach viele Jahre,
bis ich mich eines Tages besann, dass das was ich da tat
irgendwie alles andere als erfüllend ist auf Dauer.
Es war eine interessante und auch wichtige Zeit für mich,
aber sie hat mir im Endeffekt sehr drastisch gezeigt,
um was es für mich NICHT geht im Leben.
Nun stand ich mal nicht vor der Frage: Was nun,
sondern widmete mich voller Enthusiasmus der Familiengründung,
was mich wirklich glücklich machte,
mir noch einmal einen ganz neuen Blick brachte auf die Welt,
mich in meinen Werten bestärkte aber mich - oh Wunder -
nicht erfüllte. Planlos, was mich denn erfüllen könnte,
voller Selbstzweifel und auch völlig orientierungslos
wo es beruflich für mich hingehen könnte,
nachdem ich einen privaten Radikalschnitt vollzog,
traf ich glücklicherweise auf Menschen, die mich bestärkten,
mich für eine Zeit mal auf mich zu besinnen, mich mir selbst
zu widmen um ganz langsam wieder ein Gespür dafür zu entwickeln,
was mir wichtig ist, wer ich bin, was mich ausmacht.
Die mich an meine Träume erinnerten, mir dabei halfen
in Kontakt zu kommen mit mir, meinen verborgenen Wünschen
und der Flamme, die ich beinah erstickt hatte unter
all dem sollen, müssen, dürfen der letzten Jahre und Jahrzehnte.
Nicht, dass ich alles getan hätte, was ich sollte, musste oder durfte,
aber häufig habe ich es getan und wenn nicht, dann habe ich
eben genau das Gegenteil getan und zwar nicht, weil es mir irgendwie
diente, oder ich einen guten Grund dafür hatte, sondern einfach
um nicht das zu tun, was ich sollte, musste, durfte.
Da vergisst man mal schnell, was man eigentlich kann.
Nach sehr viel Selbsterforschung stellte sich mir die
Frage, was ich eigentlich schon immer mache,
ohne zu bemerken was ich da eigentlich tue.
Was mir als erstes auffiel war, dass sich Menschen an meiner
Seite immer entwickelten, also, es fiel mir leicht Lösungsmöglichkeiten
zu finden für andere Menschen, ihre Potenziale zu erkennen,
zu ermutigen neue Wege oder alte Wege anders zu gehen,
was in mir die zu diesem Zeitpunkt für mich wirklich
harte Frage aufwarf: warum gelingt Dir das eigentlich bei anderen
Menschen und nicht bei Dir selbst, zumindest nicht, wenn es um
berufliche Fragen geht und erst da kam mir zum ersten Mal der
Gedanke, dass es vielleicht keinen Beruf gibt, der exakt das
ist, was ich kann. Nun kam mir der Gedanke, dass es ja gar nicht
so schlimm wäre, denn ich könnte es ja lernen.
Ich hatte mich immer weitergebildet in den verschiedensten
Bereichen in denen ich arbeitete und so lernte ich auch
über mich selbst, dass ich wirklich Freude hatte am lernen,
und zwar schon immer, dass ich neugierig war und immer
Mittel und Wege fand mir Wissen anzueignen, das mir wichtig erschien.
Dass ich aus eigenem Antrieb so lange forschte und suchte,
bis ich gefunden hatte, was ich so dringend wissen wollte.
Was mir allerdings zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht
klar war, ist, dass das Fähigkeiten sind, denn ich hielt es ja
für normal. Ausserdem begann ich in dieser Zeit automatisch
zu schreiben. Mein Tagebuch füllte sich mit Gedanken und Geschichten,
sodass ich irgendwann einmal auf die vielen Ermutigungen
meiner Freunde und Wegbegleiter hörte und begann zu bloggen.
Wieviel Freude mir das machen würde und was es darüber hinaus
mir zu geben vermochte, hatte ich weder geahnt noch vermutet.
Wieder hatte ich etwas gefunden, was mir entsprach,
was mich erfüllte und sich durch mich erfüllte,
denn schliesslich sind es meine Worte, meine Gedanken,
meine Gefühle und mein Wesen die in all diese geschriebenen
Worte fliessen. Nun ist bloggen kein Beruf, zumindest nicht
in meiner Vorstellung von einem Beruf und so hob ich den anderen
roten Faden auf, der sich durch mein Leben zog und begann
eine Ausbildung zur psychologischen Beraterin, belegte
etliche Coachingseminare und entwickelte mich in dieser
Zeit prächtig, fand die für mich so wichtigen fehlenden
Puzzleteile meiner eigenen Geschichte und schrieb.
Mittlerweile Tagebücher voll, den Blog, gründete eine Fabebookgruppe
um Menschen mit ähnlichen Interessen zu verbinden und war selbst
nach dem Abschluss der Ausbildung nicht schlauer, was meine
berufliche Zukunft betrifft. Noch immer fand ich den Faden nicht,
der das, was mir eine große Freude war verbindet und dann auch
noch einen Beruf daraus macht. Ich sah mich nicht ausschliesslich
in Einzelberatungen und auch nicht als Autorin, erschien es mir
in ehrfürchtiger Bewunderung großer Schriftsteller doch eine
Anmaßung mich so zu nennen.
Nun schreibe ich mit Freude und Regelmäßigkeit
seit beinah zwei Jahren, seit eineinhalb Jahren täglich
diesen Blog. Ich begleite hin und wieder Menschen,
auch online. Ich gebe Impulse und verbinde.
Seit dem Sommer ist meine kleine Tochter nun in der Schule
und ich nutze die Vormittage um zu schreiben, immer
mit dem Gedanken daran: Das wäre ein echt schöner Beruf.
Eine Kombination aus Schreiben, begleiten und immer weiter lernen.
Wie kann denn so etwas gehen?
Das geht.
Es geht, weil ich genau das tun WILL.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, weiss ich das aber nicht
erst seit dem Sommer sondern mindestens seit einem
Jahr und nachdem ich nun alle Hindernisse erfolgreich
überwunden und aus dem Weg geräumt habe, die sich
mir so in den Weg gestellt haben, kann ich auch noch ehrlicher
zu mir selbst werden und mir eingestehen, dass ich eine Scheiss - Angst
habe damit zu scheitern und irgendwann wieder vor der: Was nun - Frage
zu stehen. Ich habe schliesslich Verantwortung für meine zwei Kinder,
aber auch diese Ausrede, gilt spätestens ab dem Zeitpunkt
nicht mehr, seitdem alle Rahmenbedingungen stimmen
und ich einfach nur den Schritt wagen müsste, es zu tun.
Und genau das werde ich in den nächsten Wochen versuchen.
Meine Kraft und meine Energie bündeln und den Mut
finden es zu tun. Geschäftspläne schreiben, meinem LebensProjekt
eine angemessene Form geben um mit einem guten 
Gefühl zu starten mit dem was längst begonnen hat.
So freudvoll haben sie schon lange nicht getanzt,
meine Wellen! :-)


 Herzlich ~ Daniela





2 Kommentare:

  1. Diese tiefe, schonungslose Ehrlichkeit zu Dir und zu uns - den Lesern -
    lässt mich Deinen Blog so lieben.

    Auf allen Wegen wünsche ich Dir wunderbare Begleiter
    Klare Ziele gesteckt - sie mögen sich erfüllen - so das auch Du weiterhin voller "Fülle" bist.

    Reich beschenkt
    sage ich
    DANKE

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    1. Auch ich möchte mich bedanken, bei Dir, liebe Ella für Deine ermutigenden Begleitworte und bei allen Lesern, die sich berührt fühlen, sich berühren lassen von meinen Gedanken! ♥

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