Donnerstag, 29. Oktober 2015

~ WellenLeitung ~


"Willst Du mich mal richtig wütend erleben?"
Hä?
Was hat er denn jetzt für´n Problem?
"Ähm. Klar, das wollte ich schon immer mal kennenlernen
an Dir. Ich frag mich nur gerade, ob ich irgendein winziges Detail 
nicht mitbekommen habe!?"
"Erzähle ich Dir, wenn Du endlich mal abgenommen hast.
Handy wieder lautlos Frau "Belästigt-mich-nicht-mit unnötigen-Informationen-auf-meiner-Mailbox?"
"Nein, hab ich nicht!"...
"Oder hab ich vielleicht doch!" ...
"Ich weiss nicht, ich kann´s nicht finden."
Verdammt, wo ist das Ding nun schon wieder abgeblieben,
immer wenn´s spannend wird, verfluche ich´s noch mehr,
weil`s halt nie laut bimmelt, sondern immer unaufdringlich 
vor sich hin vibriert, wenn´s nicht ganz abgeschaltet ist,
"Also wenn Du es nicht gleich findest ist meine Wut
dahin."
"Ha ... guten Tag 'Herr Ich-bin-furchtbar-wütend-und- muss-trotzdem-lachen'!"
"Das ist jetzt nicht gerade wutfördernd, klar, oder?
... schön JETZT Deine Stimme zu hören"
Tatsächlich hab ich es gefunden, wo auch anders, als
in den unendlichen Tiefen meiner Handtasche, die
derzeit den halben Spielzeugbestand meiner Kinder enthält.
"Ebenfalls. Wat is jetzt mit wütend? Geht da noch was, oder
können wir uns verabschieden?"
Ui, er atmet sehr tief ein.
"Arschgeigen!"
Stille, das war´s jetzt schon mit wütend? 
Ich sag mal lieber nichts, vielleicht kommt da noch was.
"Diese verdammten Penner regen mich so auf."
Da kam noch was, das kam auch sehr energisch,
aber das soll nun wütend sein? 
Und wer nun diese Arschgeigen sind, was die Penner gemacht haben, 
weiss ich immernoch nicht. 
Ich sag einfach mal weiter NIX.
"Sag mal hörst Du mir zu?"
"Beim wütend sein? Klar! Süß!" Ich möchte hüpfen
vor lachen, aber irgendwie wäre es gerade unangebracht,
erscheint mir, und es folgt auch gleich in einem ziemlich scharfen Ton:
"Willst Du mich jetzt auch aufregen?"
"Ich? NIE! Naja, vielleicht ein bisschen, damit es sich auch
so richtig lohnt wütend zu werden!" ich schicke mein
bezauberndstes Lächeln hinterher, ohne daran zu denken,
dass er es gar nicht sehen kann, wir telefonieren schliesslich.
"Kennst Du auch diese debilen Flachwixer, die Dir mit
2 PS im Schädel, aber einem fetten Doktortitel
auf dem Namensschild Deine Welt erklären wollen?
Nichts erlebt ausser ein wenig Stress bei der Doktorarbeit.
Aber die wissen, wie´s geht, das Leben, Dein Leben.
Und die wissen auch, wer Du bist und wie Du tickst.
Was die allerdings offenbar nicht wissen, ist wie gern ich
ihnen ins Gesicht kotzen würde, in genau diesem Augenblick!"
Oha, ein wunder Punkt. Ich halte mich mal zurück mit klugen
Ratschlägen und dummen Sprüchen.
"Ja, die kenne ich und ich mag die ähnlich gern wie Du!"
Frag mich aber gerade, warum Dich das so trifft, Dich,
der Du so weise, so klug und so unglaublich souverän bist,
wirkst, auf mich, aber diese Frage spare ich mir 
für einen weniger emotionalen Augenblick.
"Und?"
"Und was?"
"Na, wie war ich?"
In diesem Kontext ist mir die Frage neu und ein losprusten
kann ich mir jetzt auch echt nicht mehr verkneifen,
während ich: "Wütend!?" antworte.
"Genau, und ich freue mich jetzt schon auf den Tag,
an dem ich Dich das erste mal so richtig wütend erleben darf.
Danke, dass es Dich gibt und mach Dir eine schöne Zeit.
Bis später mal Frau Sonnenschein!"
Einfach eingehängt ...
Oh mein Gott, der ist echt noch irrer als ich
zunächst angenommen hatte und genau das ist es
was ich so an ihm mag, denke ich und lächle.
Während ich noch vor nicht einmal zehn Minuten
völlig gestresst versuchte einen Werbetext zu gestalten,
der spätestens heute Abend beim Auftraggeber sein muss,
fliesst es nun einfach aus mir heraus.
Es ist sooo leicht. Es kann so leicht sein und genau
IHM musste ich begegnen, genau deshalb,
nach all den Dramen, dem Krampf ist er einfach
ein Geschenk des Himmels.

~ Daniela Buchholz, Okt. 2015 ~

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