Freitag, 28. August 2015

~ Angespürt, eingeordnet, abgeheftet ~

Stopp. Es reicht jetzt.
Manchmal muss ich mir das mal selbst sagen.
Kennt ihr das auch?
Noch bevor wir ein Gefühl in voller Tiefe
erfassen, beginnen wir zu analysieren, zu zerdenken,
und das vielleicht zarte Pflänzchen Gefühl zu zertreten,
bevor es die Möglichkeit bekommt zu wachsen.
In mir wird´s sehr hellhörig, wenn sich diese Automatismen
einschleichen. Kurz angespürt, eingeordnet, abgeheftet im "Erledigt - Ordner!"
So oder so ähnlich hatte ich mir das auch einmal vorgenommen,
einfach nicht auf jedes dieser Gefühle einlassen.
Analysieren, rationalisieren, erklären und es dann weg denken.
Blöd nur, dass dieser Ordner mit den vermeintlich erledigten
Gefühlsangelegenheiten, die sich so im Laufe der Zeit darin gesammelt
haben mir ständig auf den Fuß fällt und zwar so lange,
bis ich ihn dann doch wieder öffne, das Gefühl sich zeigt
und ich bestenfalls mal aufhöre es ständig zu verschieben.
Nein, es sind nicht immer "gute Gefühle" aber es sind auch gute
Gefühle, die wir abheften, ohne sie wirklich gefühlt zu haben.
Es gibt manchmal einfach zunächst keine rationalen Erklärungen
für Gefühle und es braucht auch nicht unbedingt immer Definitionen.
Die kommen ja von ganz allein, die Definitionsprozesse,
nämlich dann, wenn es für mich, für uns etwas zu definieren gibt.
Zwanghaft, nach Erklärungen zu suchen für Dinge,
die sich eben zu diesem Zeitpunkt nicht erklären lassen,
was im schlechtesten Fall gleich auch wieder mal ein Minderwertigkeitsgefühl
aufkommen lässt und den Selbstzweifel heraufbeschwört.
Denn schliesslich versagen wir gerade kläglich.
Wir spüren vielleicht den Hauch eines Schmerzes,
dann beginnen wir mit der Ursachenforschung, finden 800
mögliche Erklärungen dafür, was ihn ausgelöst haben könnte,
die uns schlüssigste nehmen wir und schwupps* haben
wir ´ne neue Seite im Ordner. Den Schmerz betäuben wir
mit einer Tablette oder Vergnügen und haben dann so
lange Ruhe, bis er eines Tages wieder auftaucht.
Nun können wir diesen Kreislauf hamsterradmäßig fortführen,
oder einfach mal den Schmerz zulassen und durchleben.
Wir können uns ärtztliche Hilfe suchen bei körperlichen Schmerzen,
oder  eine Begleitung durch den seelischen Schmerz
um am Ende davon befreit zu sein und das ist etwas anderes,
als ihn eben zu rationalisieren, und als erledigt zu erklären.
Das kann man auf so ziemlich jedes Gefühl übertragen.
Es ist eben nicht vorbei bevor es vorbei ist
und ich kann auch nichts ungeschehen machen, was bereits
passiert ist. Wenn ich also fühle, kann ich dieses Gefühl nicht
ungeschehen machen, so ausdauernd ich auch analysieren und erklären
mag. Es geht nicht wieder weg, also warum nicht gleich die
Welle nehmen, das Gefühl erleben und definieren,
wenn ein Definitionsprozess wirklich erforderlich ist?
Mit ein wenig Reflexionsfähigkeit, gestaltet dieser sich
nämlich plötzlich ganz leicht, weil unverkrampft.
Bis dahin könnten wir einfach erLEBEN, das Leben SPÜREN,  ODER?


Vielen Dank Kristina, für den herzlich anregenden Austausch zum Thema!










2 Kommentare:

  1. Treffend beschrieben, liebe Daniela. Und immer wieder großartig, diesen Weg ab und an auf eben diese Art ein Stück gemeinsam zu gehen.

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