Montag, 17. November 2014

~ Paralysiert ~

Wie lange Franziska nun schon dort saß, am Flußufer
konnte sie nicht einschätzen. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
Wie paralysiert beobachtete sie das Wasser, wie es an ihr vorbei floss.
Stetig, unaufhaltsam, ruhig und leise.
Von Zeit zu Zeit neigte sich ihr Blick in den beinah wolkenlosen Himmel.
Der August hatte gerade begonnen.
Die Sonne brannte unbemerkt auf ihrer Haut.
Von Zeit zu Zeit kreischte eine Möwe über ihr.
Manchmal, wenn sie an diesem Ort saß, um ihre Gedanken zu ordnen,
schloss sie die Augen und träumte sich für einen Augenblick
zurück an "Ihren" Ort, ans Meer.
Sie sah sich auf einem Felsen sitzen und den Sonnenuntergang
beobachten.
Heute war das anders.
Es gab nichts zu träumen.
Ihr ging immer wieder dieser eine Satz durch den Kopf.
"Er ist tot, Franziska und nichts auf der Welt wird ihn Dir je zurück bringen."
Franziska war aufgestanden und verließ die Wohnung ihrer Freundin wortlos.
TOT ... immer wieder schoss dieses Wort durch ihre Gedanken
und schickte eisige Wellen durch ihren Körpern.
Ja, er war tot. Einfach so gestorben, ohne Vorwarnung,
ohne den geringsten Anhaltspunkt und nun war er weg.
Nicht mehr hier und er würde nie wieder kommen.
Ja, das wusste sie.
JETZT war sie einfach nur traurig und verzweifelt.
Das Leben ging weiter, das spürte sie jeden Tag,
es ging ohne ihn weiter, niemand hatte die Welt angehalten.
Franziskas Welt stoppte für eine Weile.
Sie konnte doch nicht einfach weitermachen, als wäre nichts geschehen.
Verdammt, da fehlte doch etwas, etwas ganz entscheidendes.
Konnte das denn niemand verstehen?
Sie brauchte keine klugen Ratschläge und noch weniger brauchte sie Mitleid.
Nicht einmal Mitgefühl brauchte sie.
Nur ihre Ruhe.
Wie hatte er einmal gesagt?
"Augenblicke der Seelenruhe. Sie sind es, die uns Kraft schenken,
für den verrückten Strom des Lebens."
Ergriffen von dem Gefühl, das diese Worte berührten,
begann Franziska zu weinen.
Das Wort hatte ihr Angst gemacht, damals.
Sie konnte nicht genau erkennen warum.
"Jetzt hast Du Deine Seelenruhe. Für immer. Ich wünsche es Dir so sehr."
Sprach sie leise in den Wind.
Franziska sah auf die Uhr.
In zwei Stunden würden ihre Kinder vom Papa Wochenende zurück kehren.
Sie musste sich beruhigen, irgendwie die Zähne zusammenbeissen
und weiter machen.
Sie musste morgen früh aufstehen, das Frühstück für die Kinder zubereiten,
sie in den Kindergarten bringen, irgendwie den Tag überstehen,
dann den nächsten. Weiter konnte sie gerade nicht denken.

Ein kurzer & für mich sehr bedeutungsvoller Auszug meiner Wellengeschichte.

Habt einen guten Wochenbeginn!

HERZlich ~ Daniela








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