Vielleicht kennen die meisten von Euch diese Rede.
Mir ist sie heute nach einiger Zeit wieder begegnet.
Sie berührt mich immer wieder,
deshalb mag ich sie auch hier mit EUCH TEILEN:
Mir ist sie heute nach einiger Zeit wieder begegnet.
Sie berührt mich immer wieder,
deshalb mag ich sie auch hier mit EUCH TEILEN:
Urfassung der Rede des 1866 verstorbenen Häuptlings der Suquamish und
Duwamish-Indianer Seattle von 1854. Verfasst von dem Ohrenzeugen Dr. Henry A. Smith, erstmals
veröffentlicht am 29.10.1887 in der Zeitung 'Seattle Sunday'.
Der
alte Häuptling Seattle war der stattlichste Indianer,
den ich jemals
gesehen habe und bei weitem der,
mit dem edelsten Gesichtsausdruck.
Er
maß beinahe sechs Fuß, wie er so dastand in seinen Mokassins,
er hatte
breite Schultern, eine mächtige Brust und war wohlproportioniert.
Seine Augen waren groß, klug, ausdrucksvoll und freundlich,
wenn sie
in Ruhe waren, und spiegelten getreu die unterschiedlichen
Stimmungen
der erhabenen Seele, die durch sie hindurchschien.
Er war meistens von
feierlicher Ernsthaftigkeit, still und würdevoll,
doch bewegte er sich
bei wichtigen Anlässen durch die versammelte
Menge wie ein Titan unter
Liliputanern, und sein einfaches Wort war Gesetz.
Wenn
er sich im Rat oder zum Zwecke freundschaftlicher Beratung erhob,
um
zu sprechen, richteten sich aller Augen auf ihn.
Und sogleich flossen
kräftige, wohltönende und beredte Sätze von seinen Lippen,
gerade so
wie die endlosen Donner der Katarakte aus unerschöpflichen Quellen
fließen.
Seine gesamte großartige Haltung war so edel wie die des
zivilisierten militärischen Führers,
der die Befehlsgewalt über die
Streitkräfte eines Kontinent innehat.
Weder seine Beredsamkeit noch
seine Würde noch sein Anstand waren erworben.
Sie waren für seine
Männlichkeit natürlich,
wie die Blätter und Blüten es für einen
blühenden Mandelbaum sind.
Sein
Einfluss war großartig.
Er hätte auch ein Kaiser sein können,
aber alle
seine Instinkte waren demokratisch,
und er herrschte über seine
loyalen Untergebenen
mit Freundlichkeit und väterlichem Wohlwollen.
Die
Weißen schmeichelten ihm immer durch besondere Aufmerksamkeit,
und
dies besonders dann, wenn er mit ihnen zu Tisch saß.
Und es war bei
solchen Gelegenheiten mehr als irgendwo anders,
dass er die angeborenen
Verhaltensweisen eines Gentleman unter Beweis stellte.
Als
Gouverneur Stevens zuerst in Seattle eintraf und den Eingeborenen
mitteilte,
daß er zum Kommissar für indianische Angelegenheiten
im
Washington-Territorium ernannt worden sei,
bereiteten sie ihm einen
überschwänglichen Empfang vor
Dr. Maynards Dienstgebäude nahe am Hafen
an der Main Street.
Die Bucht wimmelte von Kanus,
und das Ufer war
gesäumt von einer lebendigen Masse wogender,
sich windender dunkler
Menschen.
Bis dann die trompetengleiche Stimme des alten Häuptling
Seattle
über die unermessliche Menge rollte wie das aufrüttelnde Signal
einer tiefen Trommel,
woraufhin so augenblicklich vollkommene Stille
folgte,
wie sie wohl auf einen Donnerschlag aus heiterem Himmel folgt.
Darauf
wurde der Gouverneur von Dr. Maynard der Menge der Eingeborenen
vorgestellt. Er begann sofort - in schlichtem, direktem Gesprächston -
seine Aufgabe bei ihnen zu erklären. Diese ist nur allzu bekannt, als
dass es hier einer Wiederholung bedürfte.
Als er
sich setzte, erhob sich Häuptling Seattle mit all der Würde eines
Senators, der die Verantwortung für eine große Nation auf seinen
Schultern trägt. Indem er seine Hand auf den Kopf des Gouverneurs
legte und langsam mit dem Zeigefinger der anderen Hand zum Himmel wies,
begann er seine denkwürdige Ansprache in feierlichem und
ausdrucksvollem Ton:
Die Rede:
"Der
Himmel dort droben, der seit unzähligen Jahrhunderten Tränen des
Mitgefühls auf unsere Vorfahren geweint hat und uns ewig erscheint,
kann sich dennoch stets verändern.
Heute ist er schön, morgen schon
kann er von Wolken bedeckt sein.
Meine Worte sind wie Sterne, die
nicht untergehen.
Was Seattle dem großen Häuptling Washington
sagt,
darauf kann er sich
mit der gleichen Sicherheit verlassen,
wie sich unsere weißgesichtigen
Brüder auf die Wiederkehr der Jahreszeiten verlassen können.
Der
Sohn des weißen Häuptlings sagt, sein Vater sende uns Grüße der
Freundschaft
und des Wohlwollens.
Das ist freundlich, denn wir wissen,
dass er unserer Freundschaft wenig bedarf,
weil sein Volk groß ist.
Sie
sind wie das Gras, das die unermessliche Prärie bedeckt,
während meine
Leute nur wenige sind und den vereinzelten Bäumen
auf einer vom Wind
gepeitschten Ebene gleichen.
Der
große - und ich nehme an - auch gute weiße Häuptling schickt uns die
Nachricht,
dass er unser Land kaufen möchte, dass er aber auch gewillt
ist,
uns zu erlauben, genug davon für uns zurückzubehalten,
damit wir
gut weiterleben können.
Das erscheint mir wirklich großzügig,
denn der
Rote Mann hat keine Rechte mehr,
die respektiert werden müssten; auch
mag das Angebot weise sein,
da wir nicht länger das weite Land
benötigen.
Es gab eine Zeit, da unser Volk das ganze Land überzog,
wie
die Wellen des windgekräuselten Meeres seinen muschelgepflasterten
Boden bedecken.
Aber die Zeit ist lange vergangen,
und mit ihr geriet
die Großartigkeit der Stämme ebenfalls in Vergessenheit.
Ich will
nicht klagen über unseren verfrühten Niedergang,
noch meinen
weißgesichtigen Brüdern den Vorwurf machen,
ihn beschleunigt zu haben,
denn auch wir mögen an manchem die Schuld tragen.
Wenn
unsere jungen Männer wegen eines tatsächlichen
oder scheinbaren
Unrechts ärgerlich werden
und ihre Gesichter mit schwarzer Farbe
entstellen,
dann sind auch ihre Herzen entstellt und werden schwarz;
und dann ist ihre Grausamkeit unbarmherzig und kennt keine Grenzen,
und unsere Alten sind nicht in der Lage sie zurückzuhalten.
Aber
lasst uns hoffen, dass die Feindseligkeiten
zwischen dem Roten Mann und
seinen weißgesichtigen Brüdern niemals wiederkehren.
Wir hätten alles
zu verlieren und nichts zu gewinnen.
Wahr
ist es, dass Rache - sogar auf Kosten des eigenen Lebens -
unter
unseren jungen Kriegern als erstrebenswert angesehen wird;
aber alte
Männer, die in Kriegszeiten zu Hause bleiben,
und die Frauen, die
Söhne zu verlieren haben, wissen es besser.
Unser
großer Vater Washington, denn ich nehme an,
er ist genauso gut unser
Vater wie eurer,
seit (König) Georg seine Grenzen nach
Norden verlegt hat;
unser großer und guter Vater, sage ich, sendet uns
durch seinen Sohn,
der ohne Zweifel bei seinem Volk ein großer
Häuptling ist,
die Nachricht, dass er uns beschützen wird, wenn wir
tun, was er verlangt.
Seine tapferen Armeen werden für uns ein
starrender Wall der Stärke sein
und sein großen Kriegsschiffe werden
unsere Häfen füllen,
so dass unsere alten Feinde, die Simsiams und
Hydas,
nicht länger unsere Frauen und alten Männer ängstigen.
Dann wird er unser Vater sein und wir seine Kinder.
Dann wird er unser Vater sein und wir seine Kinder.
Aber
kann das jemals sein?
Euer Gott liebt euer Volk und hasst meins;
er
legt seine starken Arme liebend um den Weißen Mann und führt ihn,
wie
ein Vater seinen kleinen Sohn führt.
Aber er hat seinen Roten Kinder
im Stich gelassen;
er lässt euer Volk jeden Tag stärker werden
und bald
werden sie sich über das ganze Land ausgebreitet haben,
während unser
Volk dahinschwindet wie die schnell zurückweichende Ebbe,
die niemals
wieder zurückströmen wird.
Der Gott des Weißen Mannes kann seine Roten
Kinder nicht lieben,
sonst würde er sie beschützen.
Sie scheinen
Waisen zu sein, die nirgends Hilfe finden.
Wie können wir da Brüder
werden?
Wie kann euer Vater unser Vater werden,
uns Wohlergehen
bringen und in uns Träume einer wiederkehrenden Größe erwecken?
Euer
Gott scheint parteiisch zu sein.
Er kam zum Weißen Mann.
Wir sahen ihn
nie, hörten noch nicht einmal seine Stimme.
Er gab dem Weißen Mann
Gesetze, aber er hatte keine Worte für seine Roten Kinder,
von denen
viele Millionen diesen unermesslichen Kontinent füllten,
wie die Sterne
das Firmament füllen.
Nein, wir sind zwei verschiedene Rassen und
müssen es bleiben.
Es gibt wenig gemeinsames zwischen uns.
Die Asche
unserer Vorfahren ist heilig, und ihre letzte Ruhestätte ist geweihter
Boden,
während ihr euch von Gräbern eurer Väter anscheinend ohne
Trauer entfernt.
Eure
Religion wurde von dem ehernen Finger
eines erzürnten Gottes auf
Steintafeln geschrieben,
damit ihr sie nicht vergessen solltet.
Der
Rote Mann konnte das niemals behalten und auch nicht begreifen.
Unsere
Religion besteht in den Traditionen unserer Vorfahren,
den Träumen
unserer alten Männer,
die ihnen vom Großen Geist eingegeben wurden,
und in den Visionen unserer Weisen
- und sie steht geschrieben in den
Herzen unseres Volkes.
Eure
Toten hören auf, euch und den Ort ihrer Geburt zu lieben,
sobald sie
die Pforte des Grabes passiert haben.
Sie wandeln weit entfernt,
jenseits der Sterne,
sind bald vergessen und kehren niemals zurück.
Unsere Toten vergessen niemals die wunderschöne Welt, die ihnen Leben
gab.
Immer noch lieben sie die gewundenen Flüsse,
die großartigen
Berge und die einsamen Täler;
und immer empfinden sie die zärtlichste
Zuneigung zu denen,
die mit einsamen Herzen leben, und sie kehren oft
zurück,
um diese zu besuchen und zu trösten.
Tag
und Nacht können nicht beieinander verweilen.
Der Rote Mann ist immer
vor dem herannahenden Weißen Mann geflohen,
wie die schwankenden Nebel
auf der Bergseite vor der aufstrahlenden Morgensonne fliehen.
Wie
auch immer:
Euer Vorschlag scheint gerecht zu sein, und ich denke,
mein Volk wird ihn akzeptieren und sich auf die Reservation
zurückziehen,
die ihr ihm anbietet; und wir werden abseits und in
Frieden leben;
denn die Worte des großen weißen Häuptlings scheinen
die Stimme der Natur zu sein,
die zu meinem Volk aus dem
undurchdringlichen Dunkel spricht,
welches sich so schnell um meine
Leute zusammenzieht wie ein dichter Nebel,
der sich vom
mitternächtlichen Meer auf das Land schiebt.
Es ist
ziemlich unwichtig, wo wir den Rest unserer Tage verbringen.
Es sind
ihrer nicht mehr viele.
Die Nacht des Indianers verspricht dunkel zu
werden.
Kein heller Stern steht am Horizont.
Winde klagen in der Ferne
mit trauriger Stimme.
Irgendeine grimmige Memesis, eine Rachegöttin
unserer Rasse,
ist auf der Fährte des Roten Mannes;
und wo er auch
geht,
er wird stets die todsicher herannahenden Schritte
des grausamen
Zerstörers hören und sich darauf vorbereiten,
seinen Verhängnis
entgegenzugehen - gleich dem verwundeten Reh,
das die herannahenden
Schritte des Jägers hört.
Nur wenige Monde mehr, wenige Winter,
und
nicht einer von den gewaltigen Scharen,
die einst dieses weite Land
füllten oder die nun in aufgelösten Gruppen
durch die weite Einöde
streifen, wird übrig bleiben,
um an den Gräbern eines Volkes zu weinen,
das einst so mächtig und hoffnungsvoll war wie das eure.
Aber
warum sollten wir klagen?
Warum sollte ich über das Schicksal meines
Volkes murren?
Stämme bestehen aus einzelnen Menschen
und sind nicht
besser als diese.
Menschen kommen und gehen wie die Wellen des Meeres.
Eine Träne, eine Totenklage,
und sie sind für immer unserem
sehnsüchtigen Blick entschwunden.
Auch
der Weiße Mann,
dessen Gott mit ihm gegangen ist und zu ihm gesprochen
hat wie ein Freund zum anderen,
ist nicht ausgenommen von dieser
allgemeinen Bestimmung.
Vielleicht sind wir letztlich doch alle Brüder
und Schwestern.
Wir werden sehen.
Wir
werden über euren Vorschlag nachdenken,
und wenn wir entschieden
haben, werden wir es euch wissen lassen.
Doch sollten wir ihn
akzeptieren, so stelle ich bereits hier und jetzt eine Bedingung:
dass
uns nicht das Recht abgesprochen wird,
ohne Belästigung und nach
unserem Willen
die Gräber unserer Vorfahren und Freunde zu besuchen.
Jeder
Teil dieses Landes ist meinem Volke heilig.
Jeder Hang, jedes Tal,
jede Ebene und jedes Gehölz ist geheiligt
durch eine zärtliche
Erinnerung oder eine traurige Erfahrung meines Stammes.
Sogar die
scheinbar stumm in der Sonne brütenden Felsen der Küste
in ihrer
feierlichen Größe sind getränkt von Erinnerungen
an vergangene
Ereignisse, die mit dem Schicksal meines Volkes verbunden waren.
Und
selbst der Staub unter unseren Füßen antwortet liebevoller
auf unsere
Schritte als auf eure;
denn er ist die Asche unserer Vorfahren,
und
unsere nackten Füße sind sich der wohlwollenden Berührung bewusst,
da
der Boden reich ist durch das Leben unserer Familien.
Die
grimmigen Krieger und die liebevollen Mütter,
die frohgemuten Mädchen
und die kleinen Kinder,
die hier lebten und sich freuten,
und von
denen man jetzt nicht einmal mehr den Namen kennt,
lieben immer noch
diese Einöde,
und ihre dunklen Winkel werden zur Abendzeit schattig
durch die Anwesenheit der Geister der Dämmerung.
Und
wenn der letzte Rote Mann von dieser Erde verschwunden sein wird,
und
die Erinnerung an ihn unter den Weißen zu einem Mythos geworden ist,
dann werden diese Gestade wimmeln von den unsichtbaren Toten meines
Stammes;
und wenn sich eure Kindeskinder allein fühlen auf dem Feld,
im Geschäft, auf der großen Straße oder in der Stille der Wälder:
Sie
werden nicht allein sein.
Auf der ganzen Erde gibt es keinen Ort, der
der Einsamkeit geweiht ist.
In der Nacht, wenn die Straßen eurer
Städte und Dörfer still geworden sind
und ihr sie verlassen wähnt,
werden sie voll sein von den zurückkehrenden Scharen,
die einst dieses
wundervolle Land bevölkerten und es jetzt noch lieben.
Der Weiße Mann
wird niemals allein sein.
Möge er gerecht sein und freundlich mit
meinem Volk umgehen,
denn die Toten sind nicht völlig machtlos."
Den Text kannte ich bereits..
AntwortenLöschenDas dazugefügte Bild ist wunderbar!!