Mittwoch, 6. Mai 2015

~ Fliessend ins stocken geraten? ~

Wenn ich es fühlen kann, seht ihr es in meinem Gesicht, oder?
Wenn mein Herz spricht, könnt ihr es hören, oder?
Wirklich?

Ich habe mich heute sehr gewundert, über Menschen, die Lebensfreude
verkaufen wollen und dabei so gequält aussehen, als hätten sie soeben
in eine Chillischote gebissen und versuchten nun krampfhaft die Schärfe
hinter einem Lächeln zu verbergen.

Menschen, die uns weismachen wollen, es sei wichtig in Kontakt
zu sein, mit unseren Gefühlen, zu fliessen, dies aber derart verstockt rüberbringen,
dass ich gar nicht mehr zuhören möchte, weil Worte und Ausdruck sich
in einer Weise widersprechen, dass es geradezu in mir kreischt.

Nun weiss ich von mir selbst, dass ich sehr empfindlich reagiere auf Doppelbotschaften,
dass ich noch weitere zwei Minuten hinhöre, einfach um dem Menschen die
Möglichkeit zu geben, mich mit seinen Inhalten zu überzeugen,
kann ja schließlich sein, dass der Mensch einfach unsicher ist,
oder einen schlechten Tag erwischt hat, für einen Redefluss oder eine
Mimik die Lebensfreude signalisiert.

Wenn ich dann also nun weiter hinhöre, der Mensch über sich und seinen
Weg mit bestimmten Dingen umzugehen erzählt, um andere Menschen zu
inspirieren ihren eigenen Weg zu finden, bestimmte Verhaltensweisen zu hinterfragen,
dann erwarte ich, dass mich etwas von dem was da herübergebracht werden soll
anspricht, dass wenn es um Entwicklung geht, mir irgendwie ein Licht aufgeht,
mir Methoden, Instrumente, Fragen mit auf den Weg gegeben werden,
wie ich mich entwickeln kann, in diesem Thema.

Wenn nun Entwicklung aber bedeuten soll, dass ich Gefühle, einfach umbenenne,
und damit etwas nachhaltiges für meine Entwicklung getan haben soll,
da wirds mir ganz anders und es erklärt sich mir auch, weshalb der Ausdruck
nicht zum Thema und der Inhalt nicht zur Überschrift passt.

Ich mache aus Stillstand nämlich nicht Fluss, einfach indem ich es umbenenne,
Enbensowenig mache ich aus Gedanken Gefühle, indem ich die Worte verwechsle.
Aus Schrott wird kein Gold, weil ich die Bezeichnung ändere
und aus Schmerz wird nicht Freude, nur weil ich es so haben will.

Alle Vertriebler unter Euch werden die oben genannte Methode kennen,
das "reframing" aus dem NLP.
Nun werden einige von Euch vielleicht schreien, dass es doch funktioniert
und ich widerspreche Euch nicht.
Wenn ich einen verbrannten Kuchen mit genügend Zuckerguss bestreiche
und ein wenig Glitzerzucker drauf streue,
dann sieht er auch bekömmlich aus.
Spätestens allerdings, wenn ich ein Stück des Kuchens esse,
wird mir auffallen, dass es immernoch verbrannter Kuchen ist,
nur eben mit viel Zuckerguss.

Wenn ich also nicht fliesse, bringt es herzlich wenig, den Zustand in dem
ich gerade stocke als "fliessen" zu bezeichnen, weil es sich eben für mich besser anfühlt,
wenn ich das stocken darunter verstecke.
Ich werde keine substanzielle Lebensfreude spüren können, wenn ich Schmerz,
der zum Leben gehört in Freude umbenenne, sondern wenn ich ihn als einen Teil
meines Lebens anerkennen kann, wenn ich ihn als Ressource BEGREIFE,
die es mir ermöglicht auf der anderen Seite tiefe Freude zu spüren.
Eine Ruine aus Schrott, wird zu einem Palast aus Gold, wenn ich ihn baue,
wenn ich den Schrott dafür verwende etwas neues zu bauen, das diesen Schrott
beinhaltet, nicht indem ich die Ruine als Pallast bezeichne.

Es klingt alles immer so schön fluffig, dieses verpositivieren,
umformen, überstülpen und schönfärben.

Nachhaltige Entwicklung geschieht von innen, Umformung geschieht
dadurch, dass ich etwas auf seine Bestandteile reduziere, und diese dann
so anordne, dass sie für mich Sinn ergeben.
Ich integriere neue Dinge, Perspektiven in mein Leben, indem ich ihnen
Raum gebe, neben den Bestandteilen, die auch da sind.
Aber ganz sicher nicht, indem ich sie umetikettiere oder
aus Birnen Pflaumen mache.
Auch wenn´s so schön einfach klingt, da kann man doch glatt
schonmal ins stocken kommen, wenn man sich für fliessend hält. ;-)


HERZlich ~ Daniela







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