Donnerstag, 9. April 2015

~ LebensBÜHNE ~

In all den Jahren war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass all das,
was sie sich im Laufe der Zeit aufbauten, all die Kulissen,
die sie entwarfen, einer Bühne glichen.
Eine Bühne, ein Drehort, an dem ihr gemeinsames Theaterstück,
ihr Lebensfilm fein säuberlich in chronologischer Abfolge gedreht
wurde. In dem Spannungsbögen in Perfektion inszeniert wurden,
in dem alles darauf ausgerichtet war, eine Geschichte zu erzählen,
die ihr Umfeld bewegen würde, die Bewunderung der Menschen auf sich
ziehen würde. Ein perfektes Leben!
`Ist es tatsächlich das, was Menschen sich wünschen?` fragte sie sich.
Ein perfektes Leben, ein langweiliges Drehbuch, eine Geschichte,
die in jeder Sekunde vorhersehbar war, die Dialoge,
einstudiert und so flach, dass es in ihr schrie,
jetzt, wo dieser Film sich vor ihren Augen abspielte.
Sie sah sich in der Rolle der perfekten Ehefrau, an der Seite
eines liebenswerten, erfolgreichen Mannes, der seine Familie über alles
zu stellen schien. Der Karriere machte, sich verwirklichte an ihrer Seite,
der plötzlich über sich selbst hinauswuchs, ein Mann um den sie beneidet wurde.
Sie sah sich an seiner Seite, versteinert lächelnd in einer Gesellschaft
von Menschen, die ebenfalls Steinen glichen.
Die Mimik der Menschen fast leblos, mühevoll einstudiert, damit es leicht wirkt.
Menschen, deren Augen so leer waren, dass sie beim Anblick erschrack.
Vor ihrem geistigen Augen verschwamm diese Menschenmasse zu einem
widerlichen Klumpen brauner Schlacke.
Sie schluckte, atmete tief und versuchte sich an diese Situation zu erinnern,
in sich zu gehen, in Kontakt zu kommen, mit dem Gefühl, dass
sie damals bewegte. Vergeblich. Sie fand einfach keinen Zugang mehr
zu dem Menschen, der sie damals war, vorgab zu sein.
Sie spulte den Film ganz zurück.
Sie musste sich den Anfang noch einmal ansehen,
sie musste herausfinden, wann aus dieser Liebe, aus den gemeinsamen
Träumen, der Sehnsucht ein gemeinsames zu Hause zu erschaffen,
ihren gemeinsamen Traum von einer Familie zu leben,
eine Inszenierung geworden war.
Sie musste den wohl fliessenden Übergang finden, der aus diesem
kostbaren Rohdiamanten, den sie gemeinsam in ihren Händen
hielten, den beiden Menschen, die an sich, an ihre Liebe,
an ihre Träume glaubten, Darsteller in einer Inszenierung machte,
die rein gar nichts mehr mit den Menschen zu tun hatte, die sich einmal
zufällig begegneten und fasziniert waren von der Idee Familie zu leben,
miteinander zu wachsen. Die sich die Freiheit geben wollten,
genau die Menschen zu bleiben und zu werden, die sie eben sind.
Von denen nun nichts mehr zu spüren war, ausser dem Schmerz all das
auf dem gemeinsamen Weg verloren zu haben.
Es war nichts übrig geblieben, als ein Film, die perfekt gestalteten
Kulissen einer Bühne, die plötzlich wie die Gitterstäbe eines Gefängnisses
wirkten, die versteinert grinsenden Statisten, die in jeder Sekunde
mit ihren scharfen Messern in unser Herz stachen,
jetzt wo uns, wo mir bewusst wurde, das ist der Abspann,
das Ende des gemeinsamen Films ist längst vorbei.
Der Abspann läuft, der Übergang in einen neuen Film,
oder ein neues LEBEN?

HERZlich ~ Daniela








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