Montag, 28. Juli 2014

~ WELLENgeschichten: Die Asphaltblume ~


Die Asphaltblume

Eine kleine, pinkfarbene Blume wuchs am Straßenrand,
inmitten von Stein & Asphalt,
durch eine kleine Fuge zwischen Straße und Gehsteig.
Sie hatte ihr Leben dort verbracht und sich nie gefragt,
wie es wohl wäre auf einer grünen Wiese zu leben,
mit anderen Wesen ihrer Art.
Sie war es gewohnt, umgeben zu sein von lärmenden Motoren
und grauem Asphalt.
Sie freute sich wenn von Zeit zu Zeit ein Menschenkind vorbei kam,
und sie wahrnahm.
„Schau mal, Mama, ist die nicht schön?“
„Komm schnell weiter, sonst wirst Du gleich von einem Auto überrollt“
Schon waren die Kinder wieder verschwunden.
Die Blume hingegen, stand tief verwurzelt in ihrer Fuge.
Mit jedem Sonnenaufgang hieß sie den neuen Tag willkommen,
und mit jedem Einbruch der Dunkelheit verabschiedete sie ihn.
Ob das so sein musste, hatte sie sich nie gefragt.
Bis eines Tages, ein Mensch sich zu ihr hinabbeugte.
„Das ist ja interessant, eine solch schöne Blume,
wächst dort unbeachtet aus nichts als einer winzigen Fuge.
Wenn sie nur wüsste, wie schön es ihre Artgenossen auf der großen,
bunten Blumenwiese gleich gegenüber haben.
Dort wachsen tausende ihrer Art.“
Die Blume hörte gespannt zu, und als der Mensch sich entfernt hatte,
wurde sie nachdenklich, sie fragte sich zum ersten Mal,
warum gerade sie hier mutterseelenallein auf der Straße stehen musste,
Tag für Tag, Jahr für Jahr.
Wenn es doch auf dieser Wiese mehrere von ihrer Art gab,
wozu musste sie dann hier allein sein,
getrennt von den anderen,
welchen Sinn sollte das machen?
Während sie traurig und schwermütig ihren Gedanken nachhing,
hörte sie plötzlich ein lautes zischendes Geräusch,
gefolgt von einem klirrenden Knall.
Sie spürte, dass eines Ihrer Blütenblätter schmerzte,
als sie bemerkte was geschehen war.
Ein Motorradadfahrer hatte in einem unaufmerksamen Augenblick
die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren.
Er war einige Meter von ihr entfernt in die Fuge geraten
und dabei war wohl der Reifen zunächst beschädigt, und letztlich geplatzt.
Der Fahrer geriet ins Schleudern, bremste abrupt
und war kopfüber, vor ihr gelandet.
Im Flug schien etwas eines ihrer Blütenblätter verletzt zu haben.
Viel wichtiger aber war, dass dieser Mensch nun bewegungslos vor ihr lag,
seine Schutzkleidung war beschädigt, sein Körperüberall mit Schürfwunden übersät.
Zum Glück schien er sich am Kopf nicht ernsthaft, verletzt zu haben,
aber er war bewusstlos.
Was konnte sie jetzt nur tun? Sie war NUR eine Blume.
Sie konnte keine Hilfe holen, wie ein Mensch,
nicht durch Geräusche auf sich aufmerksam machen, wie ein Tier.
Sie konnte den Menschen nicht bewegen oder erfrischen,
wie das Wasser, sie konnte einfach nur da stehen und nichts tun,
an einem Ort, der ihr nicht vorkam, wie ihr zu Hause,
allein und getrennt von all den anderen Blumen.
Sie wurde furchtbar wütend.
Sie wollte nicht so sinnlos leben.
In Ihrer Wut, bemerkte sie nicht, wie die Gliedmaßen des
Motorradadfahrers sich langsam zu bewegen versuchten.
Er öffnete die Augen und das erste was er sah,
war die kleine, pinke Blume inmitten von Asphalt und Trümmerteilen seiner Maschine.
Sehr verschwommen zunächst,
weil er vor Schmerzen immer wieder das Bewusstsein zu verlieren drohte.
Aber er nahm sich fest vor nicht wieder einzuschlafen, bis endlich Hilfe kam.
Er fokussierte seinen Blick auf die Blume direkt vor seinen Augen.
Eine Weile später, er konnte die Schmerzen kaum noch aushalten,
hörte er in der Ferne das Signalhorn eines Krankenwagens,
der auch wenige Augenblicke später eintraf.
Nachdem man den Motorradfahrer vor Ort versorgte,
und gerade dabei war Ihn ins Fahrzeug zu tragen,
fragte ihn einer der Rettungssanitäter, wie er es geschafft habe,
bei diesen starken Schmerzen bei Bewusstsein zu bleiben.
Die Blume, die das Geschehen ängstlich beobachtete,
weil sie fürchtete, dass einer der Sanitär sie nun auch noch zertrampeln könnte,
konnte kaum glauben, was sie nun hörte.
Der Verletzte sprach sehr leise und mit vom Schmerz verzerrter Stimme:
„Diese kleine Blume dort drüben,
ich habe sie einfach nur angesehen,
und mir war, als würde sie mir  - von Sekunde zu Sekunde -
ein wenig mehr Kraft geben durchzuhalten, wie ein Wunder.“
Die Sanitär mussten ein Lachen unterdrücken,
und schoben die Aussage des Radfahrers auf seine starken Schmerzen.
Wo sollte hier mitten im Asphaltdschungel schon eine Blume wachsen.
Die Blume hingegegen war stolz etwas so gutes getan zu haben,
ohne es selbst zu bemerken,
und glücklich einen Sinn erkannt zu haben,
wozu gerade sie hier, an genau diesem Ort LEBTe.

~ Daniela Buchholz ~ 

Einen HERZlich beWEGten TANZ mit den blumigen WELLEN des Montags wünsche ich UNS - HEUTE mit weit offenem BLICK für die kleinen WUNDER des LEBENs! ... ~♥~ ...




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