Donnerstag, 16. Juli 2015

~ Überraschend anders ~

"Gut siehst Du aus!"

Wir haben uns Jahre nicht gesehen und ehrlich gesagt, wäre mein
Gegenüber auch der letzte Mensch gewesen, von dem ich mir gewünscht
hätte ihn in diesem Leben noch einmal zu sehen.
Nach all dem was war, all den Verletzungen, den bösen Worten,
den Lügen, nach all den Jahren dazwischen, fällt ihm nichts
anderes ein, als mir zu sagen, dass ich gut aussehe?

So hätten wohl meine Gedanken aussehen können.
Und es dämmert mir, dass es wahrscheinlich vor nicht allzu
langer Zeit auch genau so gewesen wäre.

Aber so war es nicht, nichts ist mehr so, wie es einmal
war, kommt mir in den Sinn, ich bin nicht mehr die,
die ich noch vor einer Weile war und in diesem Augenblick
wird mir bewusst, wie sehr ich mich darüber freue.

Kein hartes Gefühl, keine zerstörerischen Gedanken.
Ganz im Gegenteil.
Er steht ca. 15 Meter von mir entfernt, zwischen uns
ein paar Menschen, während ich mich mit meiner Begleitung
unterhalte und meine Kinder mich fragen,
ob sie ein wenig näher an den Ort des Geschehens dürfen,
erblicke ich ihn. Ist er das?
Ich bin mir nicht sicher.
Kann das möglich sein, ein Mensch, mit dem ich gelebt habe,
der die dunkelsten Seiten aus mir heraus geholt hat,
jemand der mich einmal mit dem Teufel verglich,
den ich liebte und hasste,
kann man wirklich vergessen, wie so jemand aussieht?
Ja, es ist Jahre her, mehr als 10 und knapp 2 Jahre seit unserer
letzten zufälligen Begegnung, auf die sicher auch jeder von
uns gern verzichtet hätte. Da hatte ich ihn doch noch sofort
erkannt. Er hatte sich in meiner Wahrnehmung kein bisschen verändert,
und nun, nun war ich mir nicht sicher.
Meine Begleitung offenbar auch nicht, sie fragt ganz vorsichtig:
"Sag mal, der hat ein bisschen Ähnlichkeit mit XY, oder?"
In diesem Augenblick dreht er sich um, ich sehe sein Lachen
im Profil und aus seinem Hemdkragen lugt eine Kette hervor.
Nun bin ich mir sicher, dass er es ist.
Ich muss lächeln, blitzartig spielt sich ein Film
vor mir ab, unser Film, und der ist alles andere als langweilig,
ein bisschen Tragödie, ein wenig Komödie, an einigen Stellen
etwas kitschig, das Drama weit überzogen und
der Anteil an leidenschaftlicher Liebe ist auch nicht zu verachten,
bis es sich am Ende einem Psychothriller nähert.
Puh, denke ich mir passend zur Achterbahn, die ja vielleicht
auch gerade aufgrund dieser Begegnung zum Thema wurde,
im gestrigen Blog.
Er hat sich verändert, endlich, denke ich mir und freue mich,
ohne zu wissen, was mit ihm passiert ist, wie er lebt,
oder was zu dieser Veränderung beigetragen hat,
natürlich wirkt er, reifer und dennoch so fröhlich
wie eh und je.
Das tut er auch noch, als er plötzlich vor uns steht, uns begrüßt
und dabei lächelt. Viel sicherer, als bei unserer letzten Begegnung.

Er begegnet mir noch einige Male bei dieser Veranstaltung
und ich denke mir, dass es schön ist, ihn wieder einmal
zu sehen und dass ich mich nicht einmal mehr erschrecken
kann vor dem Teil in mir, an den er mich sehr erinnert,
im Gegenteil, ich bin froh dass es ihn gibt und wenn es
auch viele Jahre gedauert hat zu erkennen wozu,
es gibt für alles einen guten Grund.
Jede Begegnung trägt ein Geschenk in sich,
und selbst, dass aus (s)einer Blume der personifizierte Teufel
wurde macht in der Rückbetrachtung Sinn.

Danke für's daran erinnern & eine echt
abgefahrene gemeinsame Reise!


HERZlich ~ Daniela




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