Donnerstag, 23. Juli 2015

~ Spirituelle RundumBegleitung in die Klinik & den Ruin ~

Stellt Euch mal vor, es passiert etwas, das Euch den
Boden unter den Füßen wegreisst,
ein Schicksalsschlag, das schlimmste was
Euch passieren kann und stellt Euch mal weiter vor,
ihr seid verzweifelt, wisst nicht, wie ihr jemals
wieder ins Leben finden sollt, nachdem Euch
das wertvollste genommen wurde,
Euer Kind.
Angenommen, ihr habt Euch morgens wie immer
verabschiedet, vielleicht sogar etwas knapper als sonst,
weil ihr verschlafen hattet und aufgrund der Hektik
einfach keine Zeit war, für große Abschiedsszenen.
Euer Kind macht sich also auf den Schulweg,
während ihr Euch für die Arbeit herrichtet.
Kurz bevor ihr losfahren wollt, klingelt es an der Tür,
ihr wundert Euch, wer das wohl sein könnte,
öffnet und vor Euch stehen 2 Polizisten.
Diese fragen Euch nach Eurem Namen und
ob ihr die Mutter/der Vater von XY seid.
Nachdem ihr antwortet, sackt ihr in Euch zusammen,
ihr schreit und weint, nachdem ihr annähernd realisiert
habt, was die Worte des Polizisten bedeuten:
"Es tut uns leid, ihr Kind ist auf dem Schulweg
bei einem Verkehrunfall tödlich verunglückt."

In mir zieht sich alles zusammen, wenn ich diese Worte
lese, aufschreibe, die Worte, die mir eine Leserin zukommen
liess. Ich kann versuchen mir das vorzustellen, ich
kann vielleicht erahnen, wie es einen Menschen hinunterzieht
in die Dunkelheit. Welche Lücke entsteht,
wie verzweifelt ein Mensch sein muss, dem dergleichen
zustößt, der vielleicht zu allem Unglück noch ganz allein
ist, mit dem Erlebten.
Aber ich kann nicht wissen, wie es in diesem Menschen
genau aussieht, ich kann erahnen, was er denken & fühlen
könnte, aber niemals kann ich es wissen.

Zurück zum Geschehen,
mal angenommen, wir stehen nun also vor den Trümmern,
dieses Schicksalschlages, mit dem tiefen Schmerz,
der Leere, den Fragen, dem Unverständnis, warum das gerade
meinem Kind passieren musste.
Mit dem schlechten Gewissen, das uns ständig peitscht,
weil wir uns gerade an diesem Tag nicht die Zeit genommen haben,
uns von unserem Kind zu verabschieden.

In dieser puren Verzweiflung wenden wir uns an einen
"spirituellen Lebensberater" in der Hoffnung,
er kann uns helfen zurück ins LEBEN zu finden,
uns helfen mit der Lücke zu leben,
und stellen wir uns mal vor der Lebensberater
sagt uns, dass da ja gar keine Lücke ist, schliesslich
hat unser Kind nur die Form gewechselt, aber es ist ja
da, er kann es genau spüren, da auf dem leeren Stuhl, da sitzt
es und ist zufrieden weiter bei seiner Mutter sein zu dürfen.
Es wünscht sich all die Liebe und Aufmerksamkeit seiner
Mutter weiter zu erhalten und damit sei man ja auch schon
beim Hauptproblem angekommen, sie, die Mutter müsste
erstmal wieder "in die Liebe gehen" um es spüren zu können.
Dafür gäb es in der Praxis die verschiedensten "Medien",
die sich gegenseitig ergänzten und letztlich dazu führen
würden, dass auch sie endlich verstehen werde, dass es so etwas
wie einen Verlust nicht geben würde.
Stellen wir uns nun mal vor, in unseren Ohren klinge das
alles äusserst fragwürdig, wir klammerten uns aber an jeden
Strohhalm und schliesslich suchen wir antworten,
die Lebensberaterin erzählt uns sie könne sich
mit unserem Kind verbinden, Botschaften channeln,
die unser Kind uns dringend noch mitzuteilen habe,
das spüre sie ganz genau, es würde quasi anklopfen
und nur darauf warten in Kontakt mit seiner Mutter zu kommen,
bevor sie die Tür aber öffnet, werden erstmal die Finanzen
geklärt.Wir erhalten einen Sonderpreis, wegen der
Tragik der Geschehnisse, 170 Euro pro Chanelling,
welches exact 45 Minuten dauerte.
Parallel ist es aber natürlich zwingend notwendig in die Liebe zu
kommen, sagt auch das Kind per Eilbotschaft und so
ist zunächst eine Hypnose beim Partnermedium in der Praxisgemeinschaft
notwendig für den absoluten Spezialpreis von 150 Euro pro Sitzung,
mit einer ist es da nicht getan.
Nehmen wir mal an, neben allen weiteren kryptischen Botschaften,
die unser Kind uns so zukommen lässt,
ist eine seiner von der LEBENSBERATERIN gechannelten Aussagen,
wenn wir, die Mutter entschlüsseln wollten, warum das Kind sterben musste,
wären Systemaufstellungen unabdingbar.
Und stellen wir uns vor zu diesem Zeitpunkt ist bereits ein halbes
Jahr seit dem Tod unseres Kindes vergangen, unsere sozialen Kontakte
beschränken sich auf "Medien, Berater, Gurus" verschiedenster Art,
wir haben bereits den Großteil unserer Ersparnisse in diese Art der Hilfe
investiert, und wir hangeln uns von Termin zu Termin,
um in Kontakt zu sein, mit unserem Kind, das ja da ist,
wir aber ohne diese Menschen nicht spüren können.
Die Zeit zwischen den Terminen entwickelt sich für uns zum
Horrorszenario. Wir schlafen nicht mehr, fühlen uns traurig und schwer,
essen kaum noch, von Freizeitaktivitäten & sozialen Kontakten mal ganz abgesehen,
wir ignorieren das Telefon, es sei denn, einer der "Helfer" ist dran,
wir isolieren uns von der Aussenwelt, schliesslich hat ja eh keiner Verständnis
für unseren Weg und unsere größte Angst besteht darin,
die Verbindung zu unserem Kind zu verlieren.
Da kann uns auch der mittlerweile komplett ausgereizte Dispokreditrahmen
unseres Kontos nicht daran hindern, auch noch an den Familienaufstellungen
teilzunehmen, die uns ja auch wirklich Erklärungen liefern,
schliesslich war unser Urgroßvater Oberoffizier im Dritten Reich und
hat so viele Menschen auf dem Gewissen, dass nun unser Kind
sterben musste, das ist nämlich "Systemschuld".
Wir hatten ja keine Ahnung von all dem.
Nun kommt auch noch ein wirres Schuldgefühl zu der schweren
Dunkelheit, der Leere zwischen den Terminen, unerträglich wird es für uns,
das auszuhalten. Wir berichten unserer Lebensberaterin davon
und die weiss auch gleich Abhilfe. "Das Gesetz der Anziehung"
Wir ziehen die Schwere schliesslich an, wir wollen sie nicht
loslassen, aber wünschen hilft. Deshalb buchen wir auch
gleich das "Wunscherfüllungsseminar" in dem uns die Regeln
des "ordnungsgemäßen" Wünschens näher gebracht werden.
Trotz penibler Einhaltung dieser Regaln will es uns beim besten
Willen nicht gelingen, in diesem positiven Gefühl zu bleiben,
im Gegenteil, wir versagen auf ganzer Linie, fühlen uns noch schwerer
und dunkler, nur das Channeling kann uns jetzt wieder aufbauen.
Nehmen wir mal an, mittlerweile sind 2 Jahre vergangen,
wir hatten insgesamt, 200 Channelings, 84 Systemaufstellungen,
mehr als 50 Hypnosesitzungen, einige Wunschseminare,
und einige Sitzungen, die wir dringend brauchten um endlich
unser inneres Kind zu erlösen.
Entspannungstechniken zu erlernen,
die Schlafstörungen zu überwinden.
Stellen wir uns weiter vor, wir haben uns komplett verschuldet,
Im Laufe der Zeit sind wir bei einem Betrag von knapp  DREISSIGTausend Euro
angekommen, damit ist unser Kreditrahmen erschöpft, unsere Ersparnisse
aufgebraucht und an arbeiten war in den letzten Jahren aufgrund unserer
psychischen Verfassung gar nicht zu denken.
Es ist uns ungalublich peinlich und dennoch nehmen wir allen Mut zusammen,
unserer "Lebensberaterin" zu beichten, dass wir uns die Channelings nicht
mehr leisten können. Wir sind verzweifelt, ist doch diese Verbindung zu
unserem Kind in den letzten Jahren zu unserem Lebensinhalt geworden.
"Das tut mir leid, aber wie stellen sie sich das vor? Ich kann sie ja nicht
umsonst beraten, dann bin ich bald Pleite." Erhalten wir als Antwort
und die Möglichkeit, einmal im Monat ein Telefonchanelling zu machen,
für die Hälfte des regulären Preises, aber nur, weil wir es sind.
Nehmen wir an, wir lassen uns darauf ein, sparen uns monatelang
von dem wenigen Geld, das wir noch zur Verfügung haben, den Betrag
für dieses eine Gespräch im Monat ab.
Die Zeit dazwischen wird zur gelebten Hölle,
das Bett verlassen wir nur noch im Notfall,
wir verlieren dramatisch an Gewicht,
schliesslich haben wir panische Angst das Haus zu verlassen.
Mit allerletzter Kraft schleppen wir uns eines Tages zu unserem
Hausarzt, weil wir die bohrenden Kopfschmerzen nicht mehr
aushalten und brechen dort in der Praxis zusammen.
Wir finden uns in einer Klinik wieder,
die wir die nächsten Monate nicht mehr verlassen werden,
mit einem Berg Schulden im Nacken der uns vor Angst
den Atem raubt, einem VerlustSchmerz, der uns unerträglich erscheint
und der bohrenden Frage: Wie konnte mir das passieren?

Es handelt sich bei diesem Beitrag nicht um eines meiner
fiktiven "Hirngespinnste", sondern um einen Erfahrungsbericht,
einer BlogLeserin, die mir eine Email aus einer Klinik schrieb.
Die mich bat, einmal zu beschreiben, wie schnell der Mensch
in eine solche Situation gerät. Sie würde belächelt werden,
von dem meisten Menschen. Es sei ja ihre eigene Schuld,
wenn sie sich so ausnehmen liesse und das als Rechtsanwältin,
die ja wohl klug genug sein sollte, solchen "Scharlatanen" nicht
auf den Leim zu gehen.

Niemand scheint an dieser Stelle die Verantwortung der Menschen
in Frage zu stellen, die sich an der Verzweiflung und dem Leid der Menschen,
bereichern, die sich vertrauensvoll an sie wenden.
Die dabei zusehen, wie sich Menschen in den finanziellen Ruin
und den sozialen Abgrund stürzen, es billigend in Kauf nehmen.
So etwas wie Ehre, Ethik oder Moral scheint hier nicht vorhanden
zu sein. Mir widerstrebt jegliche Form der Reglementierung,
aber offenbar ist diese "Grauzone" von Berufsgruppen,
die es eigentlich nicht gibt, eine Einladung all jener
Vertreter, die ihre Allmachtsphantasien, verpackt in allzu
scheinheilige Liebe & Licht Hüllen an Menschen
ausleben, die gerade aufgrund ihrer Schicksalschläge
am wundesten Punkt greifbar sind.

An alle die hier mitlesen:

Jeder Berater, Coach, Therapeut oder wie auch immer
sie sich bezeichnen mögen,
der seinen Beruf professionell und verantwortungsvoll
ausübt, ist bestrebt Euch ins Leben zu begleiten,
mit Euch Abhängigkeiten aufzulösen, statt neuer zu schaffen,
Eigenverantwortung zu stärken & Euren persönlichen
Handlungsspielraum zu erweitern, statt ihn zu begrenzen.
Jeder der in diesem Bereich arbeitenden Menschen,
lebt von seinen Erfolgen, die sich nicht an der Länge
und Anzahl der Sitzungen, sondern an den Menschen
definiert, die mit seiner Hilfe eine Steigerung der Lebensqualität
entwickeln. Ein solcher Mensch, kennt die eigenen Grenzen
sowie die Grenze seiner Arbeit
und wird Euch im Zweifel darüber in Kenntnis setzen
und Euch sagen, wo ihr alternativ Hilfe bekommen könnt.
Solltet ihr auch nur im Ansatz bedenken haben,
dass der Mensch, dem ihr Euch anvertraut,
einen dieser Punkte nicht erfüllt, löst Euch
aus dieser Verbindung.

Danke DIR herzlichst für die LeserMail und das Vertrauen,
mir trotz oder gerade wegen Deiner Erlebnisse
einen Einblick in Deine persönliche Geschichte zu geben.
Eine gute Genesung weiterhin und mögest Du den Weg
ins Leben JETZT verantwortungsvoll begleitet finden
und gehen! Alles Liebe & Beste für Dich!

HERZlich ~ Daniela



Ach so und an alle Pseudoberater:
Mögen Euch Eure Form von gelebter Liebe & Licht  in Gestalt eines Blitzes treffen!












8 Kommentare:

  1. Feinfühlig und mit dem von Dir gewohnten klaren Blick berichtest Du hier!
    Tränen in den Augen, nur annähernd erahnen können und doch auch ein Stück weit wissend!
    Erinnert sogar!
    Und einmal mehr begreifend, welches Glück ich hatte meiner "Frau S." zu begegnen. Sind mir doch Ansätze aus Deiner Schilderung Deiner Leserin nicht unbekannt.

    Einmal mehr ... DANKE
    Dir Danke und auch Deiner Leserin, die diesen Einblick ermöglicht hat, der ich eine gute Genesungszeit wünsche und ganz viele Menschen wie Dich

    In einer tiefen dunklen Phase, .... , wurde mir einmal von einer "Freundin" gesagt, "nun hab dich mal nicht so, ich war auch schon zur Mutter und Kindkur"

    Dein Text hat mich tief berührt, auch zu Tränen .... und Dein letzter Satz hat so viel Kraft und Energie das ein Lachen kam.

    Niemand, niemand kann ermessen in welcher Welt man gerade gefangen ist und niemand hat das Recht einem anderen zu sagen, man sei ja selber Schuld!

    Alles Gute

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    1. Danke Dir, Ella! Ich freue mich, dass Du Deinen Weg gefunden hast und ihn so enthusiastisch gehst!

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    2. Weil es Menschen wie dich gibt! Oder "meine" Frau S.
      Danke :)
      Und es geht weiter auf diesem Weg
      WolkenGruß ins Wellenreich

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  2. Herzklopfen und Tränen in den Augen ... furchtbarer Schicksalsschlag der schamlos ausgenutzt wurde!
    Danke an dich für schreiben und danke an deine Leserin sich mitteilen zu wollen.
    Schwierig nun das richtige zu wünschen ... ich wünsche ihr vom Herzen das sie endlos viel Kraft findet!!!

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  3. berührend, traurig, echt. ob das auch ein gewisser "guru" versteht ?

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    1. Die Frage ist vielleicht, ob er es ggf. verstehen will. Mir ist es ehrlich gesagt egal. Nicht egal sind mir hingegen die Menschen, die in die Fänge solcher Praktiken gelangen.
      Herzlichen Dank für Deine Worte!

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  4. Danke für Dein klares Fazit, Daniela! Mögen immer mehr Menschen lernen, ihre Wegbegleiter nach diesen Eckpunkten auszuwählen! Dann ist ganz schnell Schluss mit Scharlatanerie und Geldmacherei. Die Entscheidung muss nur ein jeder selbst treffen (können).
    Mögen viele viele viele Menschen mehr ins eigene Fühlen kommen, um zu erspüren, was ihnen gut tut und was nicht und in die Kraft, durch kluge Entscheidungen gut für sich zu sorgen.

    Mein tiefes Mitgefühl geht (stellvertretend) an Deine Leserin, der aus dieser großen Trauer eine noch größere LebensKraft erwachsen möge. Mögen für diese Menschen statt einem "allwissenden Scharlatan" immer ein Paar offener Arme und ein offenes Herz greifbar sein.

    Alle(s) Liebe.
    Kristina

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