Dienstag, 28. Oktober 2014

~ An ein trauriges Mädchen ~

An ein trauriges Mädchen:


Es zerreißt mir das Herz Dich so verzweifelt zu sehen.
All die Fragen, die aus Dir herausfließen, der Schmerz,
die Sehnsucht danach wahrgenommen zu werden, geliebt zu werden,
als wer & wie Du bist.
Ich schreibe an das traurige Mädchen in Dir, weil ich uns noch gemeinsam
unter einer Decke verschwinden sehe, als wir noch sehr klein waren.
Wir haben alles geteilt. Das hat mir als Kind nicht immer gefallen,
und da ich ja nun einmal auch die Ältere war und damit automatisch Schuld,
habe ich Dich manchmal verflucht.
Du warst die Schwester, die ich mir immer wünschte und nie bekam.
Die Kleine, die immer so wahnsinnig lieb und brav getan hat, was
die Erwachsenen von Ihr verlangten, nicht was ich wollte,
aber das war okay, denn Du bist ja DU! ;-)
Über die Jahre hatten wir mal mehr und mal weniger
Kontakt, aber wir waren immer da, wenn wir uns brauchten
und es gibt einfach Augenblicke im Leben, da braucht man Familie,
oder das, was wir uns unter Familie vorstellen.
Ich könnte stellvertretend für Dich diesen Brief auch an das kleine Mädchen
schreiben, das ich einmal war, denn wie wir heute feststellen,
sind unsere Wahrnehmungen, unsere Schmerzen, unsere Wünsche recht ähnlich
gelagert.
Was die kleinen Mädchen wohl über die erwachsenen Frauen
denken würden, die wir heute sind?
Ob sie die gleichen Wege noch einmal wählen würden?
Ich bin so stolz auf UNS, darauf wie jede von uns ihren
Weg gegangen ist, mit den Rucksäcken, die wir uns selbst schon
so früh gefüllt haben mit Dingen, die wir zu tragen viel zu klein waren,
als dass sie uns nicht im Laufe des Lebens einmal zu schwer werden würden.
Nun ist da dieser Schmerz, den ich Dir gerne abnehmen würde,
von dem ich aber weiss, dass er so bitternötig gespürt werden will.
All die Fragen, die da jetzt plötzlich sind,
all diese merkwürdigen Gefühlswellen, die so schwer in Worte zu fassen
sind, weil dieser Schmerz nicht greifbar ist.
Es gibt keinen rationalen Grund dafür.
Das ist zumindest das, was unser Umfeld uns so gern weis machen möchte.
Damit verstärkt sich das Gefühl noch einmal nicht wahrgenommen zu werden.
Du brauchst keinen rationalen Grund & leider hast Du keinen Einfluss
darauf, ob Menschen Dich verstehen oder nicht.
Wie sie Dich sehen, wie sie mit Dir umgehen.
Alles was DU tun kannst ist auf DICH Acht geben.
Kümmere Dich um Deinen Schmerz,
lass ihn sein & weine, schrei, wüte was das Zeug hält.
All das, was Du Dir in all den Jahren verboten hast,
findet nun seinen Weg hinaus und das ist gut & wichtig.
Spüre Dich in all Deinen Facetten, probiere Dich aus,
ziehe Dich zurück, mache einfach mal, was DIR gut tut.
Ich weiss, diese Sehnsucht nach Verbundenheit, schwingt immer mit,
und auch mir fällt es häufig schwer, Menschen, die mir Nahe stehen
ohne diese Erwartungshaltung an ein Gefühl zu begegnen, was
offensichtlich in dieser bedingungslosen Form, wie wir es uns wünschen
dort eben nicht zu finden ist.
Du findest es in DIR und Du tust es bereits, DU lebst diese Liebe,
die bedingungslos ist über so viele Jahre nun schon in Deiner Partnerschaft,
mit Deinen Kindern. Woher ich das weiss?
Weil ich Euch sehe und spüre miteinander, weil ich beobachte wie
befreit unsere Kinder miteinander spielen, ohne ständig das Gefühl zu
haben, etwas falsch zu machen.
Mal ehrlich, erinnerst Du Dich daran, dass wir mal so unkontrolliert
vor unseren Eltern gespielt haben?
JETZT spielen wir mit unseren Kindern und das tollste ist,
unsere inneren Kinder können mitspielen,
sie dürfen all die Wunder dieser Welt noch einmal erleben,
durch die Augen unserer Kinder.
Wir dürfen teilhaben an ihrem Leben.
Wir dürfen sein, wer wir sind, wir müssen es sogar,
FÜR unsere Kinder, um diesen merkwürdigen systemischen
Kreislauf zu unterbrechen.
Wir tun es.
DU tust es, allein indem Du anders handelst,
indem DU all diesen Fragen, die da gerade in Dir herumwirbeln Raum gibst,
indem DU DIR erlaubst zu sein, wer DU bist.
Das kannst nämlich nur DU.
Kein anderer Mensch ist verantwortlich für Dich.
DU entscheidest, wie nah ein Mensch Dir sein darf,
wie DU DICH behandeln lässt und es gibt keinen Grund
Dich dafür zu entschuldigen wer Du bist oder was DU FÜHLST
- NIEMALS!
Ich mag Dir gerne mein Lieblingszitat mit auf den Weg geben:
Und es kam der Tag, da das Risiko, in der Knospe zu verharren, 
schmerzlicher wurde als das Risiko, zu blühen.

~ Anaïs Nin ~ 

Die Knospe öffnet sich langsam und der Druck, 
der sich in all den Jahren des Verharrens, des nicht Blühens
aufstaut, der Beengungsschmerz, den wir uns letztlich in voller
Konsequenz selbst zufügten verheilt nicht gleich, 
ABER: DU darfst DICH entfalten, Blütenblatt für Blütenblatt, 
in Deiner einzigartigen Vielfalt erblühen,
mit all den Gefühlen & Gedanken, den Handlungen, 
die DICH zu dem Menschen machen, der Du bist.
Und genau so bist Du wundervoll.

Gib gut auf Dich Acht und gieße Deine Blume, 
gib ihr all das, was sie braucht um in voller
Pracht zu blühen und gib ihr den Raum, 
den sie braucht um sich zu regenerieren. 
Das kann sie, 
das kannst DU. 

Ich umarme DICH & bin im Herzen bei DIR!

HERZlich ~  Daniela







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