Mittwoch, 4. November 2015

~ SEIN lassen ~

Ich bin für die ehrlichen Momente zuständig.
So oder so ähnlich würde ich die Frage beantworten,
die mir vor einigen Tagen ein Mensch gestellt hat.
Meines Erachtens war seine Frage wohl eher an sich selbst gerichtet.
Ich habe sie mal für mich aufgegriffen, weil sie
auch mich immer wieder einmal beschäftigt.
Nämlich warum bestimmte Menschen in bestimmten Situationen
meine Nähe suchen und sie in anderen nicht oder nur schwer ertragen.
Ich bin halt kompliziert, war die Antwort, die viele Jahre herhalten
musste, eine Antwort, die sich aus meinem Selbstbild und
der Rückmeldung einiger Menschen zusammensetzte,
die mir so begegnet sind, im Laufe meines Lebens.
Es gibt daneben auch ganz viele andere Bilder von mir,
besonders Bilder der Menschen, die schon viele Jahre
Bestandteil meines Lebens sind und zwar beständig
und situationsunabhängig, aber diese Bilder habe ich lange nicht
wahrnehmen können, weil ich viel zu beschäftigt damit war,
mir selbst zu erklären, wie es sein kann, dass Menschen mich
eben nur dann „brauchen“, wenn sie berührbar sind, wenn
sie nicht weiter wissen, wenn sie sentimental werden,
oder wenn ihnen die Oberflächlichkeit dieser Welt in geballter
Ladung entgegenschlägt. Ich bin scheinbar prädestiniert
für solche Situationen und nebenbei bemerkt auch für die Menschen, die
solche Situationen erleben. Allerdings begegnen mir manche Menschen
nur einmal und das sind meistens die, denen es auch mit meiner Anwesenheit
nicht gelingt die Kraft finden über solche Situationen und über sich selbst
hinauszuwachsen. Andere begegnen mir häufiger und dann irgendwann
nicht mehr. Und wieder andere begegnen mir über Jahre hinweg immer
wieder in solchen „Grenzsituationen“.
Früher einmal habe ich das sehr persönlich genommen und war verletzt
darüber, dass Menschen sich in diesen Situationen an mich erinnern,
bei manchen Menschen ist das heute noch so, allerdings nehme ich
es nicht mehr so ganz persönlich, weil ich mich erstens darauf einstellen,
zweitens damit umgehen und mir drittens durch viele eigene Fragen
und die Fragen einiger sehr wertvoller Freunde und Wegbegleiter
beantwortet habe, dass es nur am Rande mit mir und viel mehr
mit der Person zu tun hat, die eben nur in diesen Phasen seines Lebens
einen Menschen brauchen, der ziemlich viele Fragen hat,
Fragen verkörpert und sich auch selten zufrieden geben kann mit oberflächlichen Betrachtungsweisen, was nicht heisst, dass ich Menschen
verurteile, die das tun, oder so leben möchten, nur bin ich halt,
wie ich nun einmal bin, kompliziert für die einen, einfach zu verstehen
für die anderen und dann gibt es auch noch Menschen, für die ich
beides bin, was vielleicht am ehesten auch dem entspricht wie
ich mich selbst wahrnehme. Ich denke gerne und viel, nicht des denkens
wegen, sondern einfach weil es so viele Fragen gibt, weil ein Gedanke,
weil nichts auf der Welt ja jemals ein Ende hat, sondern Schritt für
Schritt sich entfaltet. So ist eine Antwort von heute die Frage von morgen,
oder so ähnlich. Leicht zu verstehen bin ich für Menschen, die mich einfach
fragen lassen, denken lassen ohne das Gefühl zu haben, sich zwanghaft
auf solche Fragen einlassen zu müssen und das scheinen viele
Menschen automatisch zu tun, sich aufgefordert zu fühlen ebenso viele
Fragen zu haben, ein ähnlich komplexe Denkstruktur entwickeln zu müssen,
nur hat das echt nichts mit mir zu tun.
Klar, freue ich über Menschen, die sich darauf einlassen, mit denen
ich mich diesbezüglich austauschen kann, die mich herausfordern,
mich inspirieren weiter zu denken, nur können es mitunter die simpelsten
Fragestellungen oder Aussagen sein, die mich dazu anregen.
Es können aber auch eben sehr klug und komplex gedachte Sachverhalte
sein, die ich zu erkennen wünsche und mich auch schonmal darin verbeissen
kann sie zu lösen, für MICH.
Also zurück zu den Menschen in bestimmten Situationen,
die sich, oder von denen sich einer dieser Menschen fragte,
warum ich denn auch immer wieder dann da wäre, in eben diesen Situationen,
auch wenn er sich sonst eher bedeckt hielte, weil er einfach nicht
in meine Themen „hineinkäme“.
Die Antwort ist, weil ich´s kann, weil ich Lust dazu habe, und weil
gerade dieser Mensch es mir mit seiner Offenheit zu diesen Themen
so leicht macht zu sagen, genau diese Augenblicke möchte ich mit Dir teilen,
die ehrlichen, die freudvollen, die berührbaren, und die verzweifelten,
der Rest interessiert mich nicht. Smalltalk will ich nicht und bin deshalb
auch nicht unbedingt Spezialistin auf dem Gebiet, und ich muss es auch
nicht mehr werden, denn diese Art von Konversation langweilt mich
und dazu ist mir meine Zeit einfach zu Schade. Da denke ich
lieber eine Runde und habe Freude an meinem inneren Erleben,
oder tausche mich mit Menschen aus, denen es eben auch Freude
macht es zu tun, zu solchen Themen und ich bin auch nicht (mehr)
enttäuscht darüber, dass bestimmte Menschen eben in Themen die mich umtreiben,
nicht für mich da sein können, weil sie eben nicht hineinkommen,
sich nicht einlassen können oder das als kompliziert empfinden.
Sie können´s einfach nicht, manche wollen nicht,
ebenso wenig, wie ich eben über einen längeren Zeitraum
Smalltalk und Oberfläche will und kann!
Dennoch ist es für mich die größte Freude zu erleben,
wie Menschen sich entwickeln, ihre eigenen Wege wählen,
Schritt für Schritt sich befreien aus alten Strukturen
und Denkweisen und sich auf diese Weise selbst immer näher kommen.
Das ist der Grund, warum ich auch (bei ausgewählten) Menschen
Sonntags morgens um kurz nach sechs ans Telefon gehe,
wenn ihre Nummer auf dem Display erscheint,
einfach weil es mir eine Freude ist, sie in den
Wendeaugenblicken, den ehrlichen Augenblicken zu erleben
und zu wissen, Stillstand oder aufgeben ist KEINE Option!



Herzlich ~ Daniela


 

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