Mittwoch, 9. September 2015

~ EinBlick ~

Plötzlich war er da, der Schmerz, wie eine überdimensionale
Welle durchfuhr sie jede Faser seines Körpers.
Dieser Schmerz, den er vergessen wollte, vermieden hatte,
von dem er sich abgewendet hatte, er hatte die Sonne gesehen
und nur darauf kam es an, mehr Leben, mehr Zeit, mehr Sinn,
mehr Vision, eine bessere, eine menschlichere Welt,
all seine Energie, seine Liebe steckte er in dieses Ziel.
Dennoch schlummerte da dieser Schmerz unbestimmt,
der wie ein Vulkan in ihm brodelte, jederzeit zum Ausbruch bereit.
Wie sehr hatte er sich dagegen gewehrt.
Ihn eingeschlossen, in der tiefsten Dunkelkammer seiner Seele,
geschützt mit Vorhängeschlössern, meterdick eingemauert.
Voller Angst er könnte sich eines Tages doch befreien,
sich durch Gitterstäbe und Mauern fressen, wie ein Gift
ihn ergreifen, ihn dazu zwingen einen Blick zurückzuwerfen,
an den Ort des Grauens, den Ort, der ihn auf eine so
gnadenlose Art aus dem Leben riss, ihn dazu zwang sich selbst
zurückzuholen. Er kam zurück und mit ihm die Vision,
das Licht, das er hatte sehen können, das ihm von
nun an nicht mehr loslassen würde, einen unvergleichlichen
Sog auf ihn ausüben würde, leben, er wollte nur leben
mehr vom Leben. Von nun an wollte er sich hingeben,
verschenken,  die Zeit als Geschenk verstehen und ihr alles
geben, was er hatte, aus tiefstem Herzen, mit all seiner Seele.
Wann immer er in Berührung kam, mit dem Schmerz, der diesem
Geschenk zu Grunde lag, fand er Wege, sich auf das vor ihm liegende
zu fokussieren, sich nicht aufzuhalten mit dem Dunklen, das unmittelbar
vor dem atemberaubenden Licht lag.
Das gelang ihm gut. Er war abgelenkt durch all die enthusiastischen
Projekte, die Begegnungen mit Menschen, die Freude die ihn leitete.
Doch sein Herz öffnete er nicht, nicht vollständig jedenfalls
und schon gar nicht den Menschen, denen er so viel zu geben hatte,
all die Impulse, die Inspiration, die Liebe, die er einfach so
aus sich herauszusprühen schien, die Leichtigkeit,
die Begeisterung, die jeden in ihren Bann zog und geradezu
dazu einlud, sie einzusaugen, ihn leer zu saugen.
Auf seine Umwelt wirkte er ambitioniert, ein wenig spleenig,
und ein jeder der eines gewissen Feingefühls nicht entbehrte,
fühlte sich geradzu magisch angezogen von der geheimnisvollen
Aura, dem Geheimnis, das sich hinter der Person, die er so
frei zur allgemeinen Verfügung stellte verbarg.
Auf Biegen und Brechen versuchten sie es zu ergründen,
mit den subtilsten Versuchen, den cleversten Psychotricks,
den primitivsten Angriffen, den hinterhältigsten Lügen
versuchten sich sich einen Zugang zu verschaffen,
zu dem von ihm so sorgsam bewachten Schatz.
Keinem von ihnen würde er jemals Zutritt gewähren,
in seine Welt, seine Basis die ihn schützte, vor all den
Eindringlingen und vor der Begegnung mit dem Schmerz,
der seinen Schatz zu umschlingen schien.
Wie ein Schatten umgab er die Öffnung den Zugang
zum hellsten aller Lichter, der Liebe, die herausleuchtete
aus seinen Poren, ihn umgab wie eine Hülle.
Hin und wieder gelang es Menschen einen kurzen
Blick zu erhaschen, in eine Welt, die den meisten fremd
surreal und fern der Realität erschien. Er sprach in Rätseln,
seine Kryptik machte die Menschen wahnsinnig, die Verschlüsselung
in seinen Worten und die emotionale Tiefe, die unergründlich mit
jedem dieser Worte berührte. Es machte ihnen Angst.

Er genoss es und er verfluchte es, als Bindeglied zwischen
zwei Welten zu fungieren, die auf den ersten Blick
rein gar nichts miteinander zu tun hatten, und dennoch
schien es so etwas wie ein Auftrag zu sein, eine Aufgabe,
der er sich nicht entziehen konnte.

Alles veränderte sich, als er eines Tages in der Menge, die
an seinen Lippen hing einem Blick begegnete, ein Blick,
der ihn so ungewöhnlich tief erreichte, dass er einen Augenblick
inne hielt, ihm war, als würden diese Augen durch ihn hindurch sehen,
die Mauern erweichen, die schweren Schlösser schmelzen,
die Dunkelheit durchdringen und auf so selbstverständliche Weise
das Licht erblicken, den Schatz, den er so sorgsam hütete.
Merkwürdigerweise empfand er das nicht als bedrohlich,
dieser Blick war nicht feindseelig, auch nicht fordernd,
eher wissend und erstaunt.
Es geschah innerhalb von Sekunden, er atmete tief und fuhr fort
in seinem Text, ohne dass es den Zuhörern aufgefallen war.
Als er einige Zeit später auf seinem Heimweg zu erfassen
versuchte, was da geschehen war, schien es ihm als habe er
sich dieses Ereignis eigebildet. Er entschloss sich dem keine weitere
Bedeutung zuzumessen und machte zunächst weiter wie bisher.

Doch fast zeitgleich mit dieser Begegnung, schien eine Veränderung
in sein Leben zu treten, die seine Aufmerksamkeit erforderte ...










1 Kommentar:

  1. Das ist wieder soooooooooo SPANNEND .... wann gibt es mehr???

    Liebe Grüße zu Dir aus der Hauptstadt

    AntwortenLöschen