Donnerstag, 7. Januar 2016

~ Im WESENtlichen ~

Es gibt ja diese Vermutung, dass immer alles zum richtigen Zeitpunkt
in unser Leben kommt. Allzu gern, wird dieser Satz hinsichtlich der Begegnung
mit Menschen, die als möglicher Partner in Frage kommen gebraucht.
Oder anders: Wir begegnen Menschen und checken zunächst erst einmal
ab, wie die äusseren Umstände sich gestalten. Lebt der, die Jenige in einer
Partnerschaft, wie alt ist er, welchen Beruf übt er aus, wo wohnt er.
Dann beginnen wir zu sortieren in Schublade 1: Möglicher Partner,
Schublade 2: Möglicher Freund, Schublade 3: Hat man eben mal zufällig
kennengelernt, Schublade 4: Businesskontakte,  Schublade 5: ist gar keine Schublade,
sondern der Abfall, da landen dann die Menschen, die in keine der anderen
Schubladen passen.
Nach diesem oder einem ähnlichen Prinzip sortieren wir alle.
Macht auch nichts, soweit wir uns bewusst sind, dass dem eine ziemlich
oberflächliche Betrachtungsweise zu Grunde liegt, wenn sich die Fragen,
die wir uns stellen auf diese "äusserlich sichtbaren" Lebensumstände beschränkt.
Wir wissen bis hier hin nämlich noch nichts über den Menschen,
mit dem wir zu tun haben.
Dennoch scheint das neben einem Grundinteresse, das wir wohl haben
an diesem Menschen, sonst würden sich solche Kategorisierungs,
oder Definitionsfragen gar nicht stellen, den meisten Menschen
zu genügen um eben abzuwägen und einzusortieren.
Häufig machen wir uns nicht einmal die Mühe einen Menschen
näher zu betrachten, uns auf seine innere Welt einzulassen,
wenn er nicht gerade in die favorisierten Schubladen passt.
So werden die Menschen, die halt hineinpassen auch ganz schnell
zum Freund, oder gar Partner. Das wirkliche kennenlernen des Menschen,
geschieht dann erst hinterher.
Kennen wir denn einen Menschen jemals wirklich? Höre ich
auch gleich als Widerstand. Vielleicht nicht, möglicherweise
aber doch. Das mit dem "kennen" ist ja eh so eine verzwickte Angelegenheit,
denn was kenne ich an einem Menschen wirklich?
Wohl nur das was ich Wahrnehmen kann, was sichtbar, spürbar ist
für mich. Ist es dann nicht eher ein wiedererkennen des eigenen?
Ja zunächst ist es das und genau das fühlt sich für die meisten
von uns so unglaublich gut an. Wir sehen uns, wir spüren, wir verlieren
uns im anderen und saugen diese Gefühle, die er scheinbar in uns auslöst ein,
wir verlieben uns auf den "ersten Blick", weil uns das Bild, das wir hier von
uns selbst sehen so sehr fasziniert, genauSO wollen wir uns fühlen,
genau DER Mensch ist es, der für uns gemacht ist, und in
Wahrheit geht es hier mehr denn je um uns selbst, um das was wir sehen wollen
in uns selbst, spüren wollen, es aber nicht können ohne diesen
Menschen, der sich hier als Spiegel zur Verfügung stellt. Das geschieht uns
allen, ausnahmslos und nichts daran ist falsch. Hier kommen wir meines Erachtens
in eine heisse Phase, die letztlich über den weiteren Verlauf dieser Begegnung, Beziehung zu
diesem Menschen entscheidet. Nämlich zu den Fragen, sind wir wirklich an dem
Menschen interessiert, mit dem wir es da zu tun haben? Öffnen wir uns dafür
uns auf diesen Menschen einzulassen, auch oder gerade dann, wenn wir
nach einiger Zeit desillusioniert feststellen, dass wir es mit einem Menschen
zu tun haben? Einem Menschen, mit Höhen und Tiefen, Ecken und Kanten,
Wunden, Bruchstücken unfassbar vielen Facetten, einem Menschen,
der all das, der sich selbst mitbringt und sich dazu noch entwickelt?
Der uns auch ein Spiegel ist für die eigenen Abgründe, die dunklen,
die äusserst hässlichen Seiten, die wir so gern vor anderen, aber vor allem
doch vor uns selbst verbergen. 
Wenn wir uns diese Fragen mit einem eindeutigen JA beantworten,
wählen wir mit Sicherheit nicht den einfachsten Weg, aber wir
wählen den einzigen Weg, wie ein Miteinander sein überhaupt stattfinden
kann. 
Die Alternative dazu kennen wir wohl alle, wir heben unser Gegenüber scheinbar
auf ein Podest, in dessen Spiegel wir uns selbst sehen, wir beschränken
uns auf die Illusion, die wir so im KOPF haben von einer Beziehung,
Partnerschaft, Freundschaft, Kameradschaft und fallen aus allen Wolken,
wenn uns diese Illusionen Stück für Stück oder aber mit einem
lauten Knall um die Ohren fliegen und wer ist dann verantwortlich?
Natürlich der Mensch, den wir gerade noch so "geliebt" haben,
musste der sich denn auch entschleiern? Konnte der nicht einfach in
seinem von uns bebilderten Gewand auf seinem Podest stehen bleiben
und uns zur selbstbespiegelung der Anteile dienen, die wir alleine nicht
zu spüren und zu erfahren in der Lage sind?
Weg mit diesem Menschen, ein neuer muss her und genau dafür herhalten.
Das Traurige daran ist, dass wir nicht nur den anderen Menschen für
unsere eigene Bedürftigkeit benutzen, und nicht bereit sind ihn
in seinem ganzen Wesen anzunehmen und zu erfassen, sondern
wir klammern diese Möglichkeit auch für uns selbst aus.
Wir sehen weiter was wir sehen wollen, sind weiter auf der Suche
nach dem "guten Gefühl", dem Kick, den wir in anderen Menschen,
aussergewöhlichen Ereignissen oder gar in Suchtmitteln finden
und leben von Kick zu Kick, von Highlight zu highlight,
die Zwischenzeit verbringen wir damit zu verdrängen,
dass da vielleicht etwas nicht so ganz stimmig ist in unserer Lebens
& Handlungsweise.
Kann es auch anders gehen? Ja, das kann es und jeder von uns
spürt in seinem tiefsten inneren, wie das geht, nämlich indem
wir dem Leben folgen, es annehmen in all seinen schönen
und unschönen Facetten, indem wir uns so annehmen,
den Menschen mit dem wir es zu tun haben annehmen
und indem wir bereit sind mal unsere Schubladen zu öffnen.
Menschen sortieren sich von alleine ein oder aus, mit der Zeit,
manchmal müssen wir gar nichts dafür tun und oft können
wir wählen, entscheiden, denn jeder Mensch, dem wir begegnen,
kommt mit seinem eigenen Universum, seinem Wert, den
er für uns zur Wahl stellt und wir wählen, ob wir diesen Wert
annehmen oder ausschlagen, ob er unser eigenes Universum
bereichert oder begrenzt.
Schenken wir uns doch einfach mal Zeit und Raum,
einander wirklich zu begegnen, lassen wir den anderen
und benutzen wir ihn nicht nur als Spiegel oder
Füllmaterial für unsere eigene innere Leere.
Dann werden wir vielleicht feststellen, das Menschen gar nich
nur in eine Schublade passen, dass die Menschen, mit denen es
uns am leichtesten fällt miteinander zu sein, einen Teil jeder Schublade
ausfüllen und darüberhinaus noch viel mehr.
Dinge können sich ändern, Menschen können wachsen, sich entfalten,
und kein Leben steht jemals still!!!


Alles Liebe ~ Daniela







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