Donnerstag, 14. Januar 2016

~ Am Ende der Worte ~

Es gibt diese Situationen im Leben, da ist man am Ende der Worte angekommen.
Es gibt einfach keine mehr, beziehungsweise wäre jedes weitere Wort überflüssig.
Alles ist gesagt, vielleicht wurde sogar zuviel geredet, zuviel übertüncht.
Zuviel in einen definierten Rahmen gepresst, Gefühl verborgen, weil
Worte alles so schön klären, zumindest wirkt es zunächst so.
Unser Verstand bekommt das, was er braucht.
Aber was ist mit dem Gefühl, mit den Zwischenräumen, mit dem
undefinierbaren zwischen Menschen?
In den vergangenen Wochen habe ich die Archive meiner schriftlichen
Korrespondenz sortiert.
Dabei begegneten mir so viele Worte, die da einfach starr vor sich
hin geschrieben stehen, monatelang, jahrelang. Beim Lesen dieser Dialoge fiel
mir auf, wie viel von dem was da geschrieben wurde unbeantwortet blieb,
was ich überlesen habe. Ob es mir nicht wichtig erschien, zu diesem Zeitpunkt?
War mein Fokus begrenzt auf die Informationen, die für mich relevant waren?
Meine eigenen Sätze, die, die ich mit besonderen Menschen austauschte,
die geschriebenen, die jenseits von gesprochenen Worten, die leichter
zu deuten sind, als die geschriebenen, welche uns immer einen Teil der Bedeutung
vorenthalten, der sich gesprochen in Betonungen, Pausen, minimalen
Veränderungen der Stimme, der Mimik, der Gestik  verbirgt.
Viele dieser Menschen habe ich über das geschriebene Wort noch einmal
ganz neu wahrzunehmen gelernt, denn was uns häufig leicht und unbedacht über
die Lippen kommt, erreicht uns schriftlich überlegter. Nachhaltiger,
wobei das in dieser Zeit der E- Mails, Messanger, der Zeit, der schnellen
Kommunikation auch ein wenig verloren geht. Tatsächlich schaffen es einige
meiner Kontakte noch in ganzen Sätzen zu schreiben.
Der schriftliche Austausch ermöglicht ein tieferes hineinspüren in Worte.
Wenn wir uns die Zeit nehmen, Worte wirken zu lassen, eine Antwort reifen zu lassen,
bedacht zu schreiben. Andererseits nimmt es auch die Dynamik aus zwischenmenschlichen
Beziehungen, besonders dann, wenn Worte anders ankommen, als sie gesendet
wurden und Rüchfragen diesbezüglich ausbleiben, wenn für einen Menschen ein
bestimmtes Wort, ein Ausdruck, ein Begriff wichtig ist, der dem Leser
nebensächlich erscheint.
Ein schriftlicher Austausch kann in tieferen Ebenen wirken, wenn wir
uns auf die Worte einlassen uns ihnen öffnen.
Häufig bringt er uns in Kontakt mit uns selbst, lässt uns aber andererseits
den Kontakt zum Gegenüber leichter verlieren, wenn wir nicht kosequent
offen bleiben für die Impulse unseres Korrespondenzpartners.
Mir ist aufgefallen, dass ich in vielen dieser Dialoge, besonders der "schnellen"
einen wichtigen Teil nicht deuten oder ncht wahrnehmen konnte und
ihn daraufhin unbeachtet liess.
Auch ist mir aufgefallen, dass es Menschen scheinbar leichter fällt
deutliche Worte schriftlich zu formulieren.
Der Anlass zu diesem Blog allerdings ist eher der, dass wir
uns besonders dann, wenn sich der Kontakt zu einem Menschen
auf die schriftliche Kommunikation beschränkt, einen wichtigen
Teil der Persönlichkeit ausklammert, nämlich den lebendigen, den
Teil der sich eben in der Bewegung eines Menschen, in seiner Stimme,
seinem Gesicht, seinen Augen, der Mimik, Gestik ausdrückt
und so ein Bild erzeugt, das eben so unbeweglich ist und bleibt,
solange keine persönliche Begegnung stattfindet.

Diese Art der schriftlichen Korrespondenz funktioniert gut, wenn
es um bestimmte Themen, eine Annäherung im Wortgefühl
oder die Schulung der eigenen Wahrnehmung geht.
Wenn es allerdings um persönliche Beziehungen geht,
kann sie auch hinderlich sein und in eine Starre führen,
die uns die Freude am Umgang mit dem Menschen nimmt,
der mit den Augen rollt, während er ein bestimmtes Wort von uns liest,
dem eine bestimmter Begriff ein Lächeln ins Gesicht zaubert,
oder den eine Annahme verwirrt.
All das nehmen wir nämlich leider nicht wahr, im geschriebenen Wort,
am Telefon, oder hinter Wackelbildern auf Bildschirmen.

Alles Liebe ~ Daniela







1 Kommentar:

  1. Finde gut wie Du in Dich und auf Dein gegenüber schaust, es freut mich das Du schriftliche Begegnungen genauer betrachtest und die Wellen versuchst zu verstehen, mach weiter so ;) Freundliche Grüße Michael :)

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