Mittwoch, 17. Februar 2016

~ Wut ~

Wenn ich mich nicht irre, dann habe ich Euch das schon einmal gefragt,
aber da es mir gerade derzeit mal wieder sehr häufig begegnet,
frage ich einfach nochmal: Seid ihr der Ansicht man könne Wellen anhalten?

Wann immer ich Menschen beim Versuch dabei beobachte, wie sie krampfhaft
gegen ihre eigene Natur ankämpfen, stelle ich mir diese Frage.
Was macht es uns eigentlich so schwer, die Gefühle, die wir in uns tragen
zu leben, oder sie einfach mal zu lassen?
Klar, irgendwann in unserem Leben wird uns allen mal auf mehr
oder weniger freundliche Weise gelehrt, welche Gefühle erwünscht
und für andere Menschen erträglich sind, und welche nicht.
Da wir uns ja auch alle ganz wohl fühlen in der Rolle des Kontrollfreaks,
nehmen wir diese Regeln dann auch gleich mal in unser eigenes Repertoire auf
und tun dann einfach mal so, als gäbe es all diese Gefühle eben nicht mehr.
Zumindest so lange, bis wir wieder mal in Kontakt kommen mit unserer
eigenen zum Beispiel Wut. Und Jetzt?
Einfach mal losschreien? Fluchen? Heulen?
Quatsch, das macht MAN nicht und ausserdem können wir das
ja auch den Menschen um uns herum nicht antun, oder?
Aber wie bekomme ich sie nun weg, die Wut?
Einfach mal durchatmen und entspannen, das ist wohl der erleuchtete
Weg. Ich habe mich gestern mal gefragt, wohin diese Wut eigentlich
dann wirklich geatmet wird, aber da kann mir vielleicht eine Fachfrau
oder ein Fachmann auf dem Gebiet weiterhelfen.
Oder aber wir besetzen einfach mal ein weniger "negativ" behaftetes Gefühl
mit dieser Emotion, wie zum Beispiel Traurigkeit, oder latente Unzufriedenheit,
je nach System und Bedarf. So machen wir das dann eine Weile und
prompt sind wir auf wundersame Weise NIE mehr wütend.
"Wut? Ich? Nein, die kenne ich nicht!"
Einer dieser Sätze, die in mir gleich Alarm schlagen.
Und falls nun jemand genau an dieser Stelle fragen möchte,
was mir denn da gespiegelt wird, oder was es mit mir macht?
Ja, klar kenne ich diese Vermeidungsstrategien und weiss,
dass die sich in Perfektion anwenden und beliebig erweitern lassen,
und zwar so lange und in so umfangreicher Weise, dass am Ende
jede Emotion, die wir so fühlen mindestens doppelt besetzt ist,
mit einigen anderen verschwimmt, und am Ende eine ziemlich unbekömmliche,
bittere Brühe wird, gemischt aus Zutaten die in keinem Zusammenhang
miteinander stehen. Wir spüren, agieren und reagieren aus einem
immer geringer werdenden Repertoire an erwünschten Gefühlen und
wundern uns dann, dass sich irgendwie immer alles gleich entwickelt,
oder aber schlimmer wird als besser.
ODER, wir nehmen uns einfach mal die Brühe vor, zerlegen sie in
ihre einzelnen Bestandteile, spüren mal kurz die "Wellen" hindurch,
ja auch die schmerzhaften, die unerwünschten und fragen uns,
was der Kontrollfreak, das Unschuldslamm, das brave Geschöpf in uns,
das nur gewünschte Gefühle duldet, was WIR uns da eigentlich angetan haben,
und wozu uns das dient oder gedient hat. Auch wieder so ein schmerzlicher Blick
in die eigenen Tiefen, das ist nicht jedermanns Sache und bisweilen
auch ziemlich unschön, aber auf der anderen Seite auch mehr als heilsam.
Dann kann es nämlich plötzlich ganz leicht gelingen, dass ich Verantwortung
übernehme für mein eigenes emotionales Erleben, dass ich mir plötzlich
zugestehe, auch mal im gesellschaftlichen Sinn unerwünscht zu fühlen
und mir eröffnet sich ein ungeahnter Handlungsspielraum, denn plötzlich
bin ich wieder traurig, wenn ich traurig bin, wütend, wenn ich eben wütend
bin, fröhlich wenn ich fröhlich bin und so weiter.
Das heisst auch, dass ich mich viel weniger an diesen Gefühlen aufhalte,
denn es gibt für mich ja nichts mehr zu verdrängen, zu verbergen oder
zwanghaft zurückzuhalten. Zumindest dann nicht, wenn ich meinem Gegenüber
zutraue auch diese Seite an und von mir auszuhalten.
Das scheint aber im Endeffekt das schwierigste an dieser Nummer zu sein.
Vertrauen in die Verbindung, vertrauen genauso gut zu sein, wie wir sind
und eben die Konsequenzen zu ziehen, wenn jemand nicht damit umgehen kann.
Nachdem es auch immer wieder die Assoziationen, der völlig unkontrollierten
und übersteigerten Wut gibt: Zwischen der Emotion WUT und der Handlung
etwas zu zerstören oder jemandem Gewalt anzutun liegt ein riesiger Spielraum
an Handlungsmöglichkeiten. Ein paar Beispiele, für all jene, deren Vorstellungen da
eher begrenzt sind: Einfach mal in den Wald gehen und schreien. Die Wut zu Papier
bringen (bei mir wirkt das Wunder und gibt schreibenergie für Stunden). Wir
können Wut als schöpferische Antriebsenergie nutzen, die uns umgewandelt sehr
hilfreich sein kann bei einer Veränderung, einer Neuorientierung.
Oder wir können uns weiterhin einreden, Wut sei ein destruktives unerwünschtes
Gefühl, eine Emotion die uns zu Affekthandlungen treibt, damit allerdings
nehmen wir dem Kontrollfreak, den wir eben noch so freundlich entertaint haben
mit unseren Verdrängungen und Verschiebungen auch gleich mal seine
eigentliche Kompetenz, nämlich Gefühle & Gedanken in eine Beziehung zu setzen
um dann angemessen zu handeln.
Können wir sicher so machen, wenn wir Lust haben, auf einen latenten inneren
Kampf, der geradezu danach schreit, ihn wild in die Welt und auf Menschen
zu projizieren.
Wir haben wie immer die Wahl!


Alles Liebe ~ Daniela 





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