Sonntag, 21. Februar 2016

~ Im Leben landen ~

"Und plötzlich, ganz unbemerkt landen wir im Leben. Nicht, dass wir nicht vorher
bereits gelebt hätten. Oder existierten wir nur? Nein, wir hatten schliesslich Gefühle.
Wir haben uns bewegt von Situation zu Situation. Von Augenblick zu Augenblick,
aber haben wir wirklich wahrgenommen was wir da tun? Habe ich wahrgenommen,
was ich da lebe? Habe ich nicht vielleicht in Traumbildern gelebt? War ich nicht häufig mit meinen
Gedanken bereits in der Zukunft, oder habe mich in Bildern der Vergangenheit  verfangen, ohne
mir jemals die Frage zu stellen, was es mir so schwer macht jetzt zu leben?"
 Paula zündete sich eine Zigarette an, all diese Fragen, die da in ihr umherwirbelten,
all die Bilder der letzten Jahre, die jetzt vor ihrem geistigen Auge vorbeiflogen,
als seien sie aus einer anderen Welt, aus einem anderen Leben, einem Leben
an dem sie zwar beteiligt aber in dem sie nicht aktiv war. Es fühlte sich an, als
würde sie einen Film sehen, indem sie selbst die Hauptrolle spielte,
zumindest spielte diese Rolle eine Person, die ihr bis auf das Haar glich.
 "Wie meinst Du das? Du lebst doch jetzt. Du sitzt mir gegenüber, ich berühre Deine 
Hand, Du bist hier mit mir Paula."
 Nick. Im Eifer ihres Monologs, ihrer Gedanken hatte sie ihn nicht mehr wahrgenommen
Hatte sie nicht ihm diese Fragen stellen wollen? Wollte sie nicht eigentlich seine
Antworten hören? Wann immer sie in diese tiefen Gefilde rutschte, verschwammen
ihre Fragen und Antworten, es ging nicht mehr um ihn, plötzlich war es Paula,
die sich in diesen Gedanken verlor.
"Ja, ich bin hier mit DIR und gleichzeitig schaue ich mir einen Film an,
meinen Lebensfilm, der sich gerade in sehr skuriler Weise vor meinem geistigen
Auge abspielt. Lebe ich also jetzt? Ich spüre Deine Hand in meiner liegen,
ich sehe Dich. Ich stelle DIR Fragen, die dann aber doch scheinbar wieder meine
sind. Du fragst mich, wie ich das meine? Ich meine, dass das genau so
ein Augenblick ist, den ich gerade beschrieben habe. Ich bin hier mit
Dir und bin trotzdem nicht bei Dir. Spürst Du das nicht?"
 Ja, verdammt spürte er das denn nicht? Nick, hob seinen Blick und sah
Paula an. Es gelang ihr nicht zu deuten, was er dachte, einen Funken
Wut, der ihn blinzeln liess, glaubte sie zu erkennen.
"Was willst Du, das ich spüre Paula, dass Du nicht ganz hier sein kannst, 
dass der Film den Du da gerade abspulst uns immer weiter voneinander 
entfernt? Dass mir nicht einleuchten will, dass diese Filme von allein starten? 
Mach ihn aus, halt ihn an oder schau ihn von mir aus zu Ende, aber bitte, 
mach mich nicht dafür verantwortlich, dass Du jetzt nicht hier sein kannst
oder willst. Dieser Augenblick hier macht mich automatisch zu einer Rolle 
in einem Deiner zukünftigen Filme, aber ob ich eine Statistenrolle übernehmen 
will, oder ob ich die Rolle mit Leben fülle, das entscheide ich selbst. Ich lebe
in diesem Augenblick und habe nicht die geringste Veranlassung dazu irgendwelche
Filme laufen zu lassen, dazu ist mir der Augenblick zu wertvoll, verstehst DU das?"
Verstand sie das? Ein Augenblick Leben, der Nick zu wertvoll war, als
ihn mit Filmen zu füllen, die ausserhalb eben dieses Augenblicks und
ausschliesslich vor geistigen Augen stattfanden. Ja, das verstand sie
und jedes seiner Worte traf sie, traf den wunden Punkt in ihr, der ihr genau
das immer zu versagen drohte. Eine Melodie, Textfragmente, ein neues Bild?
https://www.youtube.com/watch?v=i2eoN3-umY8

Und dann ganz AUGENBLICKlich landest Du im Leben ...

Alles Liebe ~ Daniela 










 





 

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