Mittwoch, 28. August 2013

~ Schattentauchen ~

Als gelegentliche Meerjungfrauelfe mag ich das tieftauchen ja ganz gern,
solange diese Phase nicht über Wochen anhält und mir die Wellen, die dann über mir brechen oder mich mit sich herumwirbeln, nicht die Luft zum atmen nehmen.
Diese Sturmflut war heftig und nötig so scheint es mir.
Allerdings war sie auch anstrengend, denn bei jedem Versuch einmal Luft zu holen, war die neue Welle bereits da, um mich erneut durchzuschütteln und mich ein Stück weiter hinaus zu ziehen in den Ozean. In einigen Augenblicken fragte ich mich, ob das auch irgendwann nochmal aufhört.
Ich kenne zwei Arten von Tiefen, die eine ist tiefblau und reflektiert Sonnenlicht und Schatten, sie fühlt sich im Gegensatz zu der anderen Tiefe, die schwarz ist und schwer und ausser grauen Schattierungen wenig Abwechslung bietet, recht leicht an.
Die reflektierende Tiefe ist leicht zu ertauchen und die Wellen bieten Regenerationsphasen und die Möglichkeit durchzuatmen. Am Ende eines solchen Tauchgangs werde ich sanft ans Ufer getragen und mit dem Sonnenaufgang erscheinen die Gedanken klar und gereinigt.


Im letzten Tauchgang war das anders, ich spürte schon mit einsetzen der Flut, dass es diesmal tiefer gehen würde, in die schwarze, schwere Tiefe. Dort war ich schon recht lange nicht mehr und ich muss da auch so schnell nicht wieder hin.
Bisher dachte ich, ich bekomme das ganz gut hin, zu leuchten und dennoch meine Schatten zu integrieren. Dieser Tauchgang allerdings zeigte mir mehr als deutlich, dass ich einige davon, jene, die halt wirklich schwierig zu integrieren sind, eher geschmeidig zur Seite schob, immer dann wenn sie sich zeigten.
Das geht gut, wenn man Techniken, oder Lebenskonzepte entwickelt, die Themen dieser Art einfach ausklammern.


Ich weiss, dass meine Seele sich nicht so leicht täuschen lässt und ich weiss auch, wie intensiv mein Ego bestimmte Entwicklungsschritte zu sabotieren versucht.
Nur die Sturmflut zeigt sich unbeeindruckt von solchen Machtspielen in mir, so wütet sie einfach, wird heftiger und zieht notfalls eben in die schwere Tiefe.
Diese lässt sich dann auch nicht mehr durch positives Denken oder erheiternde, inspirierende Sinnsprüche und Bilder aufhalten. Es hilft nur eins, ab durch die MITTE.
Schatten ansehen, anbrüllen, heulen, annehmen, bestenfalls lieb haben und alle Kraft bündeln um dem Licht entgegen zu schwimmen.
Das Ende dieser Tauchgänge, fühlt sich nicht so klar an, es braucht einige Tage, in denen es bereits heller wird, ich mich aber körperlich erschöpft fühle.


Letztlich freue ich mich über jeden einzelnen dieser Schatten und bin dankbar, dass sie sich zeigen.
So gelingt es mir, jeden Sonnenaufgang, jeden Augenblick der Selbsterkenntnis und jede Minute LEBEN intensiver zu genießen und wertzuschätzen.


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